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den Karton kullern, in dem sie Ariks reguläre Medikamente sammelt. Sie weiß, sie sollte das Zeug zwischendurch entsorgen, andererseits, wer wird schon in ihren Schrank gucken? Nachdem sie die Box mit Placebos und Thrombozyten-Hemmern aufgefüllt hat, tauscht sie die Spritzen aus, dreht sich um –
Yossi Backenroth steht hinter seinem Schreibtisch, wie aus dem Nichts in den Raum gezaubert.
»Wo kommst du denn her?« Ihre Stimme flattert, archaische Fluchtimpulse durchfahren sie. »Ich hab dich gar nicht –«
Er sagt nichts, starrt sie nur an.
Yaels Gedanken überschlagen sich. Wie viel kann er gesehen haben? Vornehmlich ihren Rücken, schätzt sie, aber nein, sie hat sich seitwärts gedreht, ihre Hände –
Doch, er kann sogar eine Menge gesehen haben.
»He. Yossi. Alles klar?«
Er räuspert sich, blickt verlegen zu Boden.
»Der Schreibtisch hat gewackelt«, sagt er, als würde das die letzten offenen Fragen der Menschheit beantworten.
Jetzt starrt sie ihn an.
»Ja, und?«
»Der hintere Fuß, ich war – ich hab was druntergeschoben, als du reinkamst. Tut mir leid, wenn ich dich –«
Darum. Aha. Yossi war abgetaucht.
Dämliches Schaf, schimpft sie sich, du hättest dich vergewissern müssen, dass wirklich niemand im Raum ist. Du hättest doch hören müssen, dass er da hinterm Schreibtisch herumwerkelt.
»Sag mal –« Yossi zeigt auf die Box in ihren Händen. »Sind das die Medikamente für Scharon?«
Was tust du jetzt? Was sagst du?
Nein?
Das wäre die Kinderlösung. Erst mal alles leugnen. Trotz der müden Gewissheit, dass Mutti noch immer alles rausgefunden hat.
»Ja«, sagt sie.
Er kommt hinter dem Schreibtisch hervor, die Backen prall von Fragen, aber er fragt nicht. Nickt nur und beginnt, etwas in eine Patientenkurve einzutragen.
»Okay – ich –« Yael verstaut die Box in ihrem Rucksack, und als er nicht hinsieht, auch den Karton mit den entsorgten Medikamenten. »Bis heute Mittag dann.«
»Ja.« Er schaut kaum auf. »Bis dann.«
Fünf Minuten bleiben ihr für das Telefonat
Abseits des Parkplatzes im Schutz einer Baumgruppe.
Schimon hat ihr ein Prepaid-Handy gegeben, einmal abendlich erstattet Yael ihm Bericht. So haben sie es vereinbart, immer um acht, darüber hinaus kein Kontakt, es sei denn, die Ereignisse laufen aus dem Ruder. Er weiß also, bevor sie zur Sache kommt, dass etwas Außergewöhnliches vorgefallen sein muss. Hört zu, lässt keine klugen Belehrungen vom Stapel, verschwendet keine Zeit mit Missfallensbekundungen.
»Es wird sich nicht vermeiden lassen, etwas zu unternehmen«, sagt er.
»Tut ihm bloß nichts an!«
Schimon schweigt.
»Wehe, ihr krümmt ihm ein Haar«, stößt sie hervor, obwohl nicht viel fehlt, und sie tut ihm selber was an, die Konsequenzen vor Augen, sollte sie auffliegen.
»Wir tun ihm nichts«, beruhigt sie Schimon. »Wir sind nicht die Mafia.«
»Bietet ihm Geld.«
»Du überschätzt die Wirkung von Geld.«
»Okay, ich – ich kann ihm erzählen, wir würden eine Spezialtherapie ausprobieren. Illegal. Mit nicht zugelassenen Medikamenten, irgendein amerikanisches Superzeugs, dass wir Arik offiziell nicht verabreichen dürfen, darum die Geheimniskrämerei. Vielleicht, wenn –«
»Gib mir mal ein paar Eckdaten über diesen Backenroth.«
Sie skizziert Yossi in groben Zügen.
»Gut. Wie steht ihr zueinander?«
»Kollegial.«
»Ist er scharf auf dich?«
»Ich –« Sie zögert. »Er hat so seine Fantasien.«
»Wird er warten, bis du wieder da bist, oder gleich losmarschieren und seine Beobachtungen an den Mann bringen?«
Sie bemüht sich um eine unsentimentale Einschätzung. Yossi sucht ihre Nähe. Was nicht heißen muss, dass er mit ihr ins Bett will, aber er wäre schon gern intimer mit ihr.
»Er wird versuchen, die Sache unter vier Augen zu klären.«
»Bist du sicher?«
»Mann«, faucht sie ins Telefon. »Ich kann nicht im Kaffeesatz lesen!«
»Beruhige dich«, sagt Schimon mit sanftem Nachdruck. »Solche Dinge geschehen. Wir werden ein bisschen improvisieren. Mach dir keine Sorgen. Fahr jetzt da raus, und sobald du wieder sprechen kannst, rufst du mich an.«
Sie ist erleichtert, dass Arik diesmal überhaupt keine Zeit hat, zumal sie gestern eine Grenze überschritten hat, die sie gehofft hatte, unberührt zu lassen. Gibt ihm seine Tabletten und Spritzen, misst seinen Blutdruck, trägt falsche Werte ein, denn sein Blutdruck steigt inzwischen rapide. Macht ihn krank, während es um sie herum nur so wimmelt von
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