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aufmerksamen jungen Personenschützen. Dow Weissglass ist zu Besuch, Ariks engster Berater, Ehud Olmert schaut vorbei, zwischendurch ruft Justizministerin Tzipi Livni an, die sich ebenfalls Kadima angeschlossen hat.
In der neuen Partei sind sie nervös.
Es herrscht Konsens, dass die übrigen Führungsmitglieder mehr öffentliche Präsenz zeigen müssen, der Sorge geschuldet, dass Ariks Zustand sich wieder verschlechtern könnte. Die Opposition insistiert auf die Herausgabe der Krankenakte, sein Mitarbeiterstab verweigert jede Einsicht, Spekulationen erblühen, die Öffentlichkeit sei über wesentliche Details der Erkrankung nicht informiert worden.
Was heißt hier Spekulationen, denkt Yael.
Ich weiß , dass es so ist.
Nur weiß keiner, dass ich es weiß.
Eigenartig, mit einem derartigen Wissensvorsprung herumzulaufen, es verleiht einem das Gefühl, Macht zu haben, ob man will oder nicht. Yael hatte nie Macht, bis vor wenigen Tagen, jetzt wird ihr bewusst, dass sie die Wirkung einer Droge entfalten und dich in einen Junkie verwandeln kann. Wie MDMA . Nur dass, wenn du Macht hast, Tausende und Abertausende mit dir zusammen high werden.
Oder abstürzen, je nachdem.
Sie hört Arik zu Weissglass sagen: »Lass uns für morgen eine Pressekonferenz anberaumen, Dow. Ich bin das Gerede leid, geben wir ihnen doch die Akte.«
Weissglass rät, lieber nur Teile der Akte zu veröffentlichen.
Natürlich, denkt sie, wegen CAA . Bloß nichts über CAA .
Yael, die Allwissende.
Ausgestattet mit Macht, balancierend auf einem Drahtseil.
»Was jetzt?«, flüstert sie in ihr Handy, als sie um kurz nach halb elf wieder auf den Klinikeingang zugeht.
»Wir versuchen etwas«, sagt Schimon, »womit wir Backenroth in Schach halten können.«
»Okay.«
»Eine weitere Person mit reinzuziehen, steht nicht zur Debatte.«
»Und das heißt?«, fragt Yael unsicher.
»Du wirst Körpereinsatz zeigen müssen.«
Augenblicklich ist ihr klar, was er damit meint.
»Auf keinen Fall!«
»Willst du auffliegen? Das Schlimmste, was mir passieren kann, ist, dass ich mir für Scharon was Neues ausdenken muss. Du hingegen wirst in Erklärungsnot kommen.«
»Oh, ich hätte eine Erklärung abzugeben«, faucht sie. »Du kämst auch darin vor.«
»Ach, Yael.« Schimon lacht leise. »Du kannst Erklärungen abgeben, bis dir die Zunge schwillt. Glaubst du, ich hätte so was nicht einkalkuliert? Ich bin gar nicht existent. Nur ein Phantom.«
Yael steht jetzt unmittelbar vor dem Hauptportal.
»Nehmt eine verdammte Nutte.«
»Zu riskant. Ich sagte ja, keine weitere Person.«
»Und wenn er nicht darauf anspringt?«
»Er wird.«
Und Schimon erklärt ihr den Plan.
»Sag mal, Yossi –« Yael nimmt ihn am Ärmel, als sie von der Chefarzt-Besprechung kommen (während der er sie angesehen hat, als bilde sie die Vorhut einer außerirdischen Invasionsmacht). »Du hast dich heute Morgen wahrscheinlich ein bisschen gewundert.«
»Hm.« Backenroth geht neben ihr her und reibt sich das Kinn.
»Komm schon, was denkst du?«
»Offen gestanden, ich weiß nicht, was ich denken soll, Yael.«
»Hast du mit jemandem darüber gesprochen?«
»Nein.« Er bleibt stehen, sieht sie an. »Sollte ich?«
Ein Mann im Pyjama humpelt an ihnen vorbei, auf einen Stock gestützt. Yael muss daran denken, was sie zu einem der Bodyguards gesagt hat, die während Ariks Aufenthalt die Flure bevölkerten und bemüht waren, sich als Patienten zu tarnen.
»Wenn Sie den Stock so halten wie gerade, müssen Sie auf dem anderen Bein humpeln.«
»Oh.« Der Mann hat sie angesehen, den Stock gewechselt, ihr zugezwinkert und den Finger an die Lippen gelegt. »Verraten Sie’s nicht meinem Boss.«
Jetzt stellt sie sich vor, sie hätte zu ihm gesagt: »Keine Bange. Sie können auf allen vieren durch die Gänge schleichen, Sie werden nicht verhindern können, dass den Premier in absehbarer Zeit das Zeitliche segnet, Sie Vollidiot.«
Zwei Pfleger kommen ihnen entgegen.
»Gehen wir kurz ins Arztzimmer?«
Nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen haben, wird Yossi gesprächiger. »Ich kann ja nur spekulieren, aber du kamst mit Medikamenten ins Zimmer, die, würde ich mal sagen, für Scharon bestimmt waren. Richtig?«
»Richtig.«
»Und dann hast du sie gegen andere ausgetauscht.«
»Auch richtig.«
Er öffnet den Mund, lässt ihn wieder zuklappen. Dass sie es freimütig zugibt, hat er offenbar nicht erwartet.
»Tatsache ist, es gibt einen offiziellen und einen inoffiziellen
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