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Er beugt sich vor, seine Lippen beben vor Zorn. »Wir haben nicht miteinander geschlafen! Für wie beschränkt hältst du mich eigentlich? Du hast mir was in den Wein getan, du –«
»Mach eine Blutuntersuchung.«
»Hab ich.«
»Und?«
»Schränkt die infrage kommenden Substanzen ein. Nur ein paar bauen sich in so kurzer Zeit rückstandslos ab.«
»Also nichts.«
Er knurrt wie ein in die Enge getriebener Hund.
»Hör zu, Yossi, ich stehe genauso unter Druck wie du. Was du da gestern zu sehen glaubtest, dass ich irgendwelche Medikamente ausgetauscht hätte, das –« sie macht eine vage Handbewegung, »– entspringt deiner Fantasie. Also vergiss es einfach. Rede mit keinem Menschen darüber. Kein Wort.«
»Ich fass es nicht.«
»Mit niemandem.« Sie schluckt einen Kloß herunter. »Ich hänge genauso am Fliegenfänger wie du. Vergiss alles, und deine Frau bekommt die Fotos nie zu Gesicht.«
Er reibt sich über die Augen.
»Wir haben tatsächlich miteinander geschlafen?«
»Ja, und es war –«
Eine Simulation.
Du hast unter Drogen gestanden, dich bewegt, Augen offen, auch wenn du rein gar nichts mehr gepeilt hast, aber darum sieht es so echt aus. Und ich hab ziemliches Theater gemacht, weil ich mich nicht ausziehen wollte vor Schimon, und hab’s dann doch getan, komplett, wozu hätten wir sonst den ganzen Aufwand betreiben sollen? Schimon war nach zehn Minuten fertig, noch mal zehn Minuten später brachte er den Umschlag aufs Zimmer.
Und verschwand.
Der Plan sah vor, dass ich mit ihm verschwinde.
Aber ich bin geblieben.
Ich konnte dich nicht einfach alleine da liegen lassen, irgendwann muss ich eingeschlafen sein, kam zu mir, weil du dich ranrobbtest, anfingst, mich zu streicheln, total weggetreten, die ganze Zeit über wurdest du nicht richtig wach, aber ein Teil von dir dafür umso mehr – also hab ich dich bestiegen und in langsamem Lambada für all den Ärger entschädigt, wenigstens für den Moment.
Und jetzt hast du einen Filmriss, mein Junge.
Ich hätte auch gern einen Filmriss.
»Wir hatten Spaß«, sagt sie. »Und alles andere muss nicht passiert sein. Kein Jemand, keine Fotos.«
»Keine vertauschten Medikamente«, sagt er matt.
»Du wirst schweigen?«
»Solange die Fotos unter Verschluss bleiben.« Er schüttelt den Kopf. »Großer Gott, Yael, in was bist du da bloß reingeraten? Was – bist du bloß für ein Mensch?«
Sie schaut aus dem Fenster hinaus ins triefende Grau.
»Weiß ich nicht«, flüstert sie.
Efrat
Am Nachmittag hat Arik eine Sitzung mit Kadima-Vertretern, sie resümieren die Pressekonferenz, auf der seine Ärzte (fast) die gesamte Krankenakte offengelegt haben: Man werde dem Premier am 5. Januareinen Herzkatheter legen und ihn bis dahin mit niedrig dosiertem Clexane therapieren, um weitere Embolien auszuschließen.
Wieder kein Wort über CAA .
Ihr lügt, lügt, lügt, denkt Yael. Ich lüge, lüge, lüge.
Einer schlimmer als der andere.
Sie hat sich endlich aus dem Sog der Depression gestemmt, das gelingt ihr mittlerweile nur noch, indem sie ihren Hass heraufbeschwört (Hass on demand, hahaha), der sich allerdings wie ein träge gewordener Dämon immer mehr Zeit mit seinem Erscheinen lässt (worum ging’s noch gleich?), außerdem fürchtet sie, wahnsinnig zu werden.
Dumm dideldum – ich bringe Arik um –
( Onkel Arik ist ein schlechter Mensch, kleine Yael. Phoebes Stimme, die sich wie ein Tinnitus durch ihr Leben zieht.)
Na, dann.
Sagen wir doch einfach, Arik ist schuld an
ALLEM .
Verschmäht den Tee, den Inbal ihr anbietet, stakst grimmig ins Wohnzimmer, verabreicht Arik mit festgewachsener Zunge, was ihm Schimons Meinung nach, Phoebes Meinung nach, IHRER IHRER IHRER Meinung nach zusteht –
(Schimons, Phoebes)
Fährt raus nach Efrat.
Miriam und David mit ihren beiden Kindern, die sind so eine richtige Vorzeigefamilie. Bescheidenes Einkommen, machen das Beste daraus. Frohgemut im Glauben und dabei sooo liberal, Miriam hat an warmen Tagen überhaupt kein Problem damit, im Tanktop durch den Ort zu laufen, und mit David kann man großartig rumblödeln, der lustigste und weltoffenste Rabbi weit und breit, der die allzu Gläubigen gern zur Weißglut treibt, indem er ihnen die sattsam bekannte Paradoxie von Gott und dem Felsbrocken unter die Nase reibt:
»Ist Gott allmächtig?«
Und wie er das ist.
»Also kann er einen Felsbrocken von der Größe der Erde auf der Spitze seines Zeigefingers balancieren?«
Wenn er Lust dazu hat.
»Auch einen
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