Breathe - Flucht nach Sequoia: Roman (German Edition)
Terroristen, nur damit sie unschuldige Leute abmurksen können. Wenn nicht letztlich Niamh dafür büßen müsste, ich würde mich weigern, doch ich bin der Einzige, den sie noch hat.
Ich gehe zum Waschbecken und spüle die Pinsel aus.Dann werfe ich einen letzten Blick auf das Gemälde und schließe die Ateliertür hinter mir ab.
Als ich endlich fertig bin, wartet Niamh an der Haustür. »Wann kommst du wieder zurück? Ich mach mir Sorgen«, sagt sie. Ihre letzte Zuneigungsbekundung für mich liegt Urzeiten zurück und ich muss schlucken.
»Wenn ich alle Bösewichter zur Strecke gebracht habe, nehm ich an.« Eine glatte Lüge. Ich bringe niemanden mehr zur Strecke. Nie wieder.
Ich werde da rausgehen und mich so lange irgendwo verkriechen, bis man mir den guten Willen abkauft, auch wenn ich mit leeren Händen zurückkehre. Sollte mir wer über den Weg laufen, werde ich ihn warnen.
»Du wirst doch zurückkommen«, hakt Niamh nach.
»Quatsch keinen Blödsinn.« Ich hieve mir den fetten Rucksack auf die Schultern.
»Pass auf dich auf, altes Riesenarschloch«, sagt Niamh. Sie lehnt sich an mich und küsst mich unbeholfen auf die Wange. Ihre Lippen sind ausgetrocknet.
Ich muss lachen. »Pass du erst mal auf dich selbst auf.« Ich verkneife mir tunlichst alles, was noch mehr Gefühlsausbrüche auslösen könnte, und steuere auf den wartenden Geländewagen zu.
Am Grenzübergang wartet Jude Caffrey neben der Ministerin für Öffentlichkeitsarbeit. Er hebt die Hand. Ich gebe vor, ihn nicht zu bemerken, und gehe in Richtung der Stahltore, wo bereits der Rest meiner Einheit versammelt ist. Ich habe absolut keinen Bock auf die Kumpeltour, nachdem er sein ganzes Leben lang nurrumgelogen und seine Soldaten mit falscher Propaganda eingewickelt hat.
Robyn, jüngstes Mitglied der Spezialeinheit, lächelt mir entgegen. »Tut mir leid mit deinem Dad«, meint sie.
»Danke.« Ich halte inne. »Die haben uns alle zusammengetrommelt, was?«
»Allesamt, wie es scheint.« Sie macht einen Schritt zurück, um den Blick auf die anderen freizugeben. Mary, Rick, Nina und Johnny drehen sich alle zu mir und winken. Ich hebe grüßend die Hand. »Die haben vorher noch nie eine Nachwuchstruppe alleine rausgeschickt. Wir haben gehört, du hättest uns freiwillig zur Verfügung gestellt«, sagt Robyn und zieht sich den dicken Pferdeschwanz straff.
»Was? Stimmt gar nicht.« Ich klinge, als wollte ich mich verteidigen.
»Sind wir überhaupt bereit dafür, schon wieder rauszugehen?«, fragt Robyn mit Misstrauen im Blick. Eigentlich will sie sagen: Wollen wir das überhaupt? Keiner von uns hatte die Bäume am Hain erwartet. Und seitdem ist alles anders. Zumindest für manche von uns.
Rick tritt vor. Er ist achtzehn, wirkt aber wie dreißig. »Ganze Leistung, Kumpel. Ich hab mich zu Hause schon zu Tode gelangweilt. Ständig hab ich gesagt, lasst uns wieder raus, wir sind bereit. Ich kann’s kaum noch abwarten, echt. Ich zähl die Sekunden.«
»Meine Idee war’s nicht«, stelle ich klar. Rick will nur Stunk machen. War schon immer so.
»Hat General Caffrey aber behauptet.« Mary deutet auf Jude.
»Also, wir freuen uns jedenfalls«, meint Nina.
»Besser, als das ganze nächste Jahr in der Sporthalle zu versauern«, ergänzt Johnny.
Ihre Erregung schwirrt in der Luft. Ich drehe mich zu Robyn, die auf ihrer Unterlippe kaut. Die anderen mögen sich vielleicht freuen, aber sie tut es nicht. Und ich auch nicht.
Jude tritt vor uns. Er spart sich die warmen Worte, reicht uns allen einen kleinen Beutel und spult seine Anweisungen ab. »Ihr alle habt neue Pads mit Langstreckenpeilung zugeteilt bekommen, die in beide Richtungen kommunizieren können. Sollten sie nicht funktionieren, habt ihr zusätzlich Walkie-Talkies. Bisschen primitiv, aber zweckmäßig. Meldet euch wenigstens einmal am Tag, damit wir euch am Leben wissen.«
»Am Leben?«, höhnt Rick. »Ich glaube, da müssen Sie sich keine Gedanken machen. Die paar Ökohippies haben doch keine Chance gegen uns.« Er tut, als würde er sich selbst ein Messer in den Bauch rammen.
Was läuft falsch bei dem? Als ob er nicht schon genug Leute umgebracht hätte. »Kannst du nicht einmal die Fresse halten, Rick?«, frage ich.
Robyn schnappt nach Luft und der blindwütige Rick will mir gerade eine wischen, als ich seine Faust abfange und ihn in den Schwitzkasten nehme. Er stöhnt auf. »Schon gut, schon gut, lass stecken«, sagt er und ich gebe ihn frei, stoße ihn von mir, während die anderen
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