Breathe - Flucht nach Sequoia: Roman (German Edition)
feixt.
Ich bin so am Ende, dass ich nicht groß nachdenke und dem Grenzposten meinen Zeigefinger auf die Brust drücke. Er weicht zurück, doch ich folge ihm, ohne meinen Finger wegzunehmen. »Vorsicht.«
Seine Nase zuckt. »Ich hab ja nur gemeint…«
»Mir ist schon klar, was Sie gemeint haben.« Sein Blick sucht den seines Kollegen. Jetzt könnte ich problemlos an ihm vorbeigehen, doch das will ich nicht. »Aus dem Weg«, sage ich, worauf er prompt gehorcht.
Jude folgt mir auf den Fersen. Wir steigen in denwartenden Geländewagen. »Wie stellt das Mädchen das nur an?«, fragt er.
»Was meinst du?«
»Bea Whitcraft verwandelt Jungs in Männer.«
Alle paar Kreuzungen gibt es eine Kontrolle, doch sobald die Soldaten Jude sehen, winken sie uns durch. »Immer noch maximale Sicherheitsstufe«, bemerke ich.
Er schnaubt. »Seit zwei Nächten laufen Razzien in den Zweitklasswohnungen. Es gibt noch mehr Radarfallen und den Antrag, die Seconds generell aus Zone Eins zu verbannen.«
Wir halten vor dem Justizgebäude. Jude steigt aus dem Wagen und ich folge ihm die Stufen zur Eingangshalle empor. Ein Pulk von Ministern beäugt mich misstrauisch. Ich bin der erste Soldat der Spezialeinheit, der zurückkehrt.
»Hast du von den anderen gehört?«, frage ich Jude. »Hat Rick schon wen abgestochen?«
»Er hat mich angefunkt und verkündet, dass er sich in irgendeinen Brunnen abseilen wird, weil er dort Stimmen gehört haben will.« Er lacht. »Ich hab das Gefühl, die anderen werden auch bald zurück sein. Robyn weiß, dass das alles reine Beschäftigungstherapie ist.«
»Sie ist genauso desillusioniert wie ich.«
»In das, was wir hier treiben, wirst du sie aber nicht reinziehen. Je mehr Premiums wir einweihen, desto wahrscheinlicher ein Verrat.«
Nach einem prüfenden Blick auf die Pads gehen wir einen Flur mit vielen Türen hinunter. Die Glühbirnen flackern. Irgendwoher ertönt ein Stöhnen, das mich anhaltenlässt. Jude stiefelt einfach weiter. »Während deiner Abwesenheit haben wir über dreißig Verhaftungen vorgenommen. Hauptsächlich potenzielle RATTEN. Das da eben war ein Hungerkrampf«, erklärt er.
»Warum hungert ihr sie aus?«
Jude bleibt stehen. »Die Minister glauben, dass die schon auspacken werden, wenn sie nur hungrig genug sind. Deine Schwester kommt jeden Tag runter, um ihnen Smoothies und Törtchen unter die Nase zu halten.«
»Meine Schwester?«
»Sie arbeitet als Assistentin von Lance Vine. Scheint ihr Spaß zu machen.«
Ich fasse es nicht. Niamh hat sich einen Job gesucht?
Jude schiebt eine Tür auf, an der ein Schild hängt: Eintritt nur mit Atemgerät. Er geht hinein und ein Schwall kalte Luft weht in den Flur. Mit Bea im Schlepptau kehrt Jude zurück. »Da rein«, sagt er und stößt uns in eine leere Zelle, von deren Wänden das Kondenswasser rinnt. »Ich will nur noch mal dran erinnern, dass die Kuppel von jeher in der Hand des Ministeriums gewesen ist, auch wenn die Köpfe ausgetauscht wurden. Kampflos wird da keiner weichen.«
»Den Kampf sollen sie haben«, sage ich. Wenn’s nur so leicht wäre, wie ich hier tue. Das wird schwerer sein als alles, was ich jemals geleistet habe.
»Hast du schon nach Rekruten gesucht?«
»Wir haben noch kaum Bewerbungen. Die Verlockungen des Beamtenlebens in Zone Zwei ziehen nicht mehr so richtig. Nicht, seitdem sie ahnen, was da gespielt wird.«
»In ein paar Tagen wirst du Hunderte von Bewerbernhaben. Tausende vielleicht. Bea und ich finden raus, wer von den Rebellen noch übrig ist, und erklären denen den Plan. Die werden dann Leute schicken, die sich verpflichten…«
Jude kaut an seinem Fingernagel. »Damit bringe ich meine Familie in Gefahr.«
»Du hängst aber schon mit drinnen.« Meine Stimme ist schärfer als beabsichtigt und Jude legt sich einen Finger auf die Lippen. Er darf jetzt nicht zurückrudern – wir brauchen ihn. »Du gewährst einer gesuchten Terroristin Unterschlupf.«
Er blickt zu Bea, als sei ihm eben erst klar geworden, wer sie eigentlich ist und wofür sie steht.
Dann lässt er geschlagen den Kopf hängen. »Ich weiß«, sagt er.
»Wo ist Jazz?«, wimmert Bea.
Jude reibt sich die Schläfen. »Im Krankenhaus. Und auf dem Weg der Besserung.«
»Und ihr Bein?«, fragt sie.
»Das hätte sie beinahe verloren, aber es ist gerade noch mal gut gegangen.«
»Ist sie befragt worden?«, frage ich.
»Sie hat denen weisgemacht, sie sei die Tochter von Ausgestoßenen und ihre Eltern seien umgekommen, als sie für die
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