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Breathe - Flucht nach Sequoia: Roman (German Edition)

Breathe - Flucht nach Sequoia: Roman (German Edition)

Titel: Breathe - Flucht nach Sequoia: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Crossan
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»Bleib außer Sichtweite, sonst lässt er uns nicht rein.« Sie zieht Uniformjacke und Mütze aus und positioniert sich so, dass er sie durch den Türspion gut erkennen kann.
    »Watson«, sagt Bea, als er die Tür aufmacht und ihre Hände schnappt.
    »Große Mutter Erde, was treibst du hier? Und was solldas mit der Uniform?«, fragt Old Watson. Er will sie gerade reinziehen, als er mich entdeckt. Er lässt Beas Hand los und will die Tür zuziehen, doch Bea blockiert sie mit dem Fuß.
    »Er ist auf unserer Seite«, sagt sie.
    Wir folgen Old Watson in seine armselige Wohnung und setzen uns auf sein klumpiges Sofa. Ich spähe in die dunklen Winkel des Zimmers und schnappe nach Luft. Überall sprießt etwas, das wie richtige Pflanzen aussieht, Pflanzen, die in seinem Wohnzimmer wachsen. »Was ist das?«, frage ich, völlig baff, dass er so etwas unter der Nase des Ministeriums fertiggebracht hat.
    »Die sind aus den Stecklingen aus dem Biosphären-Reservat gezogen«, erklärt Bea nüchtern. Warum höre ich das zum ersten Mal? Ich gehe zu den Pflanzen, zupfe einer von ihnen ein Blatt aus und reibe es zwischen meinen Fingern. Auf der einen Seite ist es wächsern und grün, auf der anderen ledrig und grau.
    Bea setzt sich neben Old Watson und drückt ihn an sich. Ich räume Tassen und Gläser von einem Beistelltischchen und nehme darauf Platz. »Weißt du, wo die Rebellen sich versteckt halten?«, fragt Bea.
    Old Watson kratzt sich am Schädel. »Keine Ahnung, wovon du redest«, sagt er mit einem Seitenblick auf mich.
    »Den Hain gibt es nicht mehr«, sage ich. »Die Menschen müssen jetzt zurückschlagen, das ist die einzige Chance.«
    Old Watsons Kinn bebt. »Was ist mit… Silas und Alina?«, stottert er.
    Bea nimmt seine Hand. »Sie haben es rausgeschafft. Quinn bringt sie her. Und gemeinsam werden wir dann alle befreien, Watson.« Sie klingt überzeugend, doch Old Watson senkt schon stöhnend den Kopf in die Hände, bevor sie überhaupt den Plan erläutert hat.
    »Du bist seit den Aufständen nicht mehr hier gewesen, Bea. Jeder Versuch ist zwecklos.«
    »Wir haben jetzt Oscar auf unserer Seite, und Jude Caffrey«, erklärt ihm Bea.
    »Jude Caffrey? Wie kannst du dem vertrauen, nach dem, was er seinem eigenen Sohn angetan hat?«
    Bea schluckt mühsam. Sie muss wirklich nicht extra an Quinn erinnert werden oder daran, wozu Jude Caffrey fähig ist. »Und warum solltest du Cain Knaverys Sohn vertrauen?«, fragt er, als sei ich gar nicht da.
    »Caffrey wird Seconds als Soldaten rekrutieren«, berichte ich ihm. »Das Ministerium rüstet sie aus und wird dann buchstäblich mit seinen eigenen Waffen geschlagen.«
    Old Watson starrt erst mich an, dann Bea, während er den Plan innerlich durchkaut. »Ist das euer Ernst?«, fragt er. Bea nickt.
    Old Watson schnauft geräuschvoll und humpelt zur Balkontür, wo er die fadenscheinigen Vorhänge aufzieht und in Zone Drei hinausblickt. »Wenn Lance Vine rausfindet, dass ihr gegen ihn intrigiert, dann wacht ihr mit einer Stola aus euren eigenen Innereien wieder auf.«
    »Bist du bereit, dieses Risiko in Kauf zu nehmen, Oscar?«, fragt Bea.
    »Bin ich«, sage ich.
    Old Watson schnappt sich eine abgewetzte Strickjacke von der Lehne eines Esszimmerstuhls. »Ich bin allmählich etwas morsch in den Knochen für diesen Mist«, verkündet er.
    Die verbliebenen Rebellen sind über die ganze Kuppel verteilt, damit bei einer erfolgreichen Razzia nicht alle auf einmal ins Netz gehen, doch zumindest Harriets und Gideons Versteck ist Old Watson bekannt. Er führt uns durch die Gassen von Zone Drei bis zu einem auffällig schäbigen Wohnblock mit Zweitklasswohnungen. Das Windengetriebe des Aufzugs ist hinüber und so müssen wir zwölf Stockwerke hochkeuchen.
    Röchelnd klopft Old Watson dreimal an die Tür und drückt zweimal die Klingel. Eine große Frau mit strengem Haarknoten macht sofort auf. Bei meinem Anblick zieht sie reflexhaft einen Revolver aus ihrem Gürtel.
    »Ich hab ihn mitgebracht, Harriet«, sagt Bea und stellt sich vor mich.
    »Bea?«, sagt Harriet, senkt die Waffe und mustert Beas Uniform.
    »Nur eine Verkleidung«, sagt Bea. »Dürfen wir rein?«
    Harriet führt uns in die Küche, wo wir uns setzen und Bea alles erklärt. Harriet und Gideon hören geduldig zu. Sie drängen sie nicht und haken nicht nach, und als sie fertig ist, tritt Gideon zur Spüle und füllt eine Kanne mit brühheißem Wasser aus dem Hahn. Er fügt ein paar Teelöffel dunkles braunes Pulver hinzu, rührt um

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