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Breathe - Flucht nach Sequoia: Roman (German Edition)

Breathe - Flucht nach Sequoia: Roman (German Edition)

Titel: Breathe - Flucht nach Sequoia: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Crossan
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dreht das Radio auf, fette Bässe dröhnen durchs Studio. Alle schauen ihn an. »Beim Malen habe ich immer Musik laufen«, erklärt er.
    »Tja, ihr hattet recht. Vor zwei Stunden haben sie aus unserer Wohnung die Luft abgesaugt«, meint Harriet. Sie rollt ihren Schlafsack neben Gideons aus und mustertdie anderen Rebellen, die ihre spärlichen Besitztümer auspacken. Eine Gruppe von Mädchen lässt sich unter dem Oberlicht nieder. Als sie mich entdecken, lächeln sie mir zu. Am anderen Ende des Ateliers richten es sich einige Männer und Jungs unter Geflüster miteinander ein.
    Ich habe mir schon ein Plätzchen an der Tür gesucht und Wendy hat noch eine Extradecke für mich aufgetrieben, falls mir kalt wird.
    »Und jetzt? Hier drinnen sind wir doch völlig lahmgelegt«, sagt Gideon.
    »Aber am Leben«, sage ich. Im Gegensatz zu vielen anderen.
    Oscar zaust sich die Haare. »Old Watson und ich gehen heute Abend auf Tour, um noch mehr Bewerber für die Armee aufzutreiben. Sobald wir genug Leute zusammenhaben und alle ausgerüstet sind, werden wir kämpfen.«
    »Da können wir lange warten«, sagt Gideon.
    »Und wir können lange warten«, sagt Harriet. »Bea hat recht. Weder tot noch im Knast zu sein muss jetzt erst mal reichen.«
    »Und was, wenn seine Schwester hier hochkommt?«, fragt Gideon in die Runde, ohne Oscar anzusehen. Ich halte meinen Mund, obwohl ich ihn eigentlich daran erinnern sollte, dass Oscar ihm gerade das Leben gerettet hat und er ein bisschen mehr Dankbarkeit zeigen könnte.
    »Die Tür geht nur mit Daumenabdruck auf und meiner ist als Einziger registriert.«
    »Der Daumenabgleich. Sicherer geht’s ja kaum«, höhnt Gideon.
    Ich kann’s nicht mehr hören. »Oscar tut, was er kann. Wenn du lieber gehen und in der Gosse leben willst, bis dich jemand einsammelt, dann bitte. Das ist für niemanden die Ideallösung hier«, stelle ich klar.
    Harriet schaut ihren Mann finster an. »Gideon ist Oscar sehr dankbar. Wir alle sind das.«
    Oscar reibt sich nervös die Hände. »Ich komme einmal am Tag, soweit möglich. Ich bringe dann Essen mit.« Er dreht die Musik ab. Alle Augen richten sich auf ihn. »Ihr solltet auf Zehenspitzen gehen und nur leise reden«, sagt er.
    Als er schon bei der Tür ist, komme ich ihm nach. Plötzlich will ich, dass er bleibt. Ich klammere mich an seinem Hemdzipfel fest. »Du bist hier oben verantwortlich«, sagt er. Er betrachtet meine Hand, die ihn immer noch umklammert, und berührt sie mit den Fingerspitzen. Wenn ich ihn jetzt frage, würde er mich mitnehmen. Aber ich muss hier alles im Griff behalten.
    Ich lasse ihn los. »Gute Nacht«, sage ich und er huscht aus der Tür.
    Ich gehe zu meinem Schlafplatz und lege mich hin, mit dem Gesicht zur Wand. Vor meinen geschlossenen Augen erscheint Quinn. Eine Weile lang habe ich geglaubt, ich würde ihn nie wiedersehen, aber das war nur die Angst, ihn für immer zu verlieren.
    Jetzt habe ich keine Angst mehr, glaube ich.

QUINN
    Jedes Mal, wenn die Speisesaaltür aufschwingt, hoffe ich auf Alina, aber sie kommt erst hereinmarschiert, als ich es schon fast aufgegeben habe. Sie mustert mich mit ihrem Pokerface und setzt sich dann zur restlichen Miliz. Der Tischdienst stellt einen roten Nachtisch ans andere Ende der Tafel und die Akademiker beladen ihre Teller mit Riesenportionen, ohne einen Gedanken an uns zu verschwenden. »Ich organisier uns was«, sagt Clarice.
    »Für mich nichts«, sage ich und schiebe meine grün gefüllte Schüssel von mir. Das Kinn in die Hände gestützt, sitze ich den Rest des Essens einfach nur ab. Ich spüre Clarice’ Augen auf mir, doch auf Konversation hab ich überhaupt keinen Bock.
    Es zieht sich derart, dass es schon wehtut, bis mich das Schrillen der Glocke erlöst. Ich eile auf die Tür und Alina zu, als ich ein Zupfen am Arm spüre. »Versuchst du, mich abzuhängen?«, witzelt Clarice.
    »Natürlich nicht. Komm schon«, sage ich. Dass sie zu Vanya dackelt und mich wegen Unaufmerksamkeit verpfeift, würde mir gerade noch fehlen.
    Als wir rausgehen, ziehe ich mir die Maske über den Kopf. Alina wartet schon. »Hey«, sagt sie, ohne Clarice überhaupt wahrzunehmen.
    »Ich komm gleich nach, okay, Clarice?«, sage ich.
    »Klar«, antwortet sie lächelnd und geht schon mal weiter.
    »Wirkt ganz nett«, sagt Alina.
    Ich verdrehe die Augen. »Ich wollte, sie wäre es nicht.« Jetzt, wo ich mich in ihrer Gegenwart nicht mehr wie ein Vollidiot aufführe, ist es ganz entspannt zwischen uns.
    »Heute Nacht

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