Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Breathe - Flucht nach Sequoia: Roman (German Edition)

Breathe - Flucht nach Sequoia: Roman (German Edition)

Titel: Breathe - Flucht nach Sequoia: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Crossan
Vom Netzwerk:
den Schränkennach. Hier, fang!« Abel wirft Silas den Schlüsselbund zu, während Silas der Krankenschwester die Pistole aus dem Gürtel zieht und sie Abel zuwirft.
    Und schon laufen Song, Abel und ich über den Flur, während Silas und Quinn sich um die Schwester kümmern.
    Bis auf einen schmalen Streifen Mondlicht ist es im Zimmer völlig dunkel. Abel zückt eine Taschenlampe, um alles abzuleuchten. Es ist die Station von gestern Abend mit den gegenüberstehenden Bettreihen und den festgeschnallten Leuten. Die Apparate neben den Betten zischen und piepsen.
    »Da drüben«, sagt Abel und richtet den Lichtkegel in die Ecke ganz hinten. »Jo!« Er geht zu ihr, rüttelt sie wach und macht ihre Hand- und Fußgelenke los. Nachdem er ihr die Schläuche aus Mund und Nase gezogen hat, fällt sein Blick auf die Infusionsnadel in ihrem Handrücken.
    »Die kann ich ihr ziehen«, sage ich und schiebe ihn beiseite. Nicht, dass ich so was schon mal gemacht hätte, aber Abels Skrupel haben noch nie Gutes verhießen. Ich drücke auf die Nadel und ziehe sie aus der Hand. Jo quietscht auf. Röchelnd deutet sie auf ihren Mund und Abel legt ihr seine eigene Maske darüber, um ihr das Atmen zu erleichtern.
    »Ihr seid gekommen«, sagt sie und schiebt die Maske beiseite. Das Baby ist noch in ihrem Bauch, sie haben an einer Schwangeren rumexperimentiert.
    Gerade will ich den Stifter im nächsten Bett losmachen, als Maudes Stimme ertönt. »Ihr habt euch jaschön Zeit gelassen. Mein Arsch is schon völlig wund. Mach mich los, aber zackig!«
    Sie wirft das Flügelhemd ab und entblößt ihren ausgemergelten Leib. »Wo sind deine Klamotten?«, frage ich. Sie deutet auf einen Mülleimer in der Ecke, der vor Lumpen überquillt. Ich helfe ihr auf, ziehe Schläuche und Nadeln, worauf sie zum Eimer rüberhumpelt und sich ein Outfit zusammenstellt. Binnen Minuten stehen weitere Stifter neben ihr und tun es ihr nach.
    Ich gehe von Bett zu Bett, befreie dürre Hand- und Fußgelenke und ziehe Schläuche. »Schneller!«, drängt Abel.
    Silas kommt mit einem plärrenden Baby reingeprescht und Abel stöhnt. »Die soll die Klappe halten!« Wenn die Situation nicht so ernst wäre, wäre seine Verkrampftheit schon komisch.
    »Halt du deine Klappe!«, faucht Maude und verpasst Abel eine Ohrfeige. Abel befühlt seine Wange, als sei sie eine heiße Herdplatte.
    »So viele sind’s insgesamt gar nicht«, meint Silas.
    »Habt ihr die Sauerstoffflaschen gefunden?«
    »Das hat Quinn übernommen«, sagt er.
    Abel kratzt sich die Augenbraue, während das Baby einfach weiterflennt. Das Geschrei ersetzt jede Alarmanlage. Silas versucht, der Kleinen den Mund zuzuhalten.
    Jo sitzt auf der Kante eines Betts nahe der Tür und reibt sich den Bauch. Sie streckt die Arme aus und Silas reicht ihr das Baby. Bei ihrem Anblick überrollt mich die Hoffnungslosigkeit unser Situation. Wie sollen wiruns um die Kinder kümmern? Wie soll Jo sich mit ihrem Riesenbauch unter der Mauer durchzwängen, wer soll ihr Baby entbinden, wenn es so weit ist? Wir sind keine Ärzte. Wir sind ja noch nicht mal richtige Erwachsene. Jo wiegt das Kind, den Blick auf Abel gerichtet. Es fühlt sich schon an wie eine Niederlage, obwohl wir noch nicht mal richtig auf der Flucht sind.
    »Zeig mir das Kinderzimmer«, fordert Maude Silas auf und da fällt mir ein, dass sie eine Ausbildung zur Krankenschwester gemacht hat. Sollte ausgerechnet Maude unsere letzte Hoffnung sein, nach allem, was ich schon über sie gedacht habe? »Ihr anderen macht den Rest hier los«, befiehlt sie und die beiden gehen.
    So schnell wie möglich befreien wir die übrigen Stifter. Die meisten stehen auf und ziehen sich an, doch ein paar wollen sich einfach nicht rühren und verdrehen die Augen, bis nur noch das Weiße zu sehen ist. Und uns fehlt die Zeit, sie zum Mitkommen zu überreden.
    »Helft uns«, sagt Silas, der mit zwei schlafenden Kindern im Arm ins Zimmer geschossen kommt. Bruce nimmt ihm eines ab. Der Rest von uns macht sich auf ins Kinderzimmer, wo sich jeder eines der Kleinen schnappt. Im Flur wartet bereits Abel mit einer ganzen Kinderschar im Alter von vier bis acht. Alle machen große Augen. »Wir retten euch, okay?«, sage ich möglichst milde. Sie nicken, wirken aber immer noch ängstlich.
    Kurz darauf sind wir wieder bei der diensthabenden Schwester, die einen Fluchtversuch gestartet hat. Einige der Stifter verpassen ihr noch einen Tritt, bevor sie sicheins der Atemgeräte schnappen, die Quinn auf dem Boden

Weitere Kostenlose Bücher