Breathe - Flucht nach Sequoia: Roman (German Edition)
stehen halb offen, doch er schläft tief und fest.
Seine Hose hängt an der Tür. Ich fahre mit der Hand in die eine, dann in die andere Tasche, um die Schlüssel zu finden. Fehlanzeige. Ich fummle in einer derhinteren Taschen herum und spüre kaltes Metall an meinen Fingern. So vorsichtig wie möglich ziehe ich den Schlüsselbund aus seiner Hose. Maks sabbert im Schlaf. Jetzt könnte ich mit ihm machen, was ich will. So mauloffen schnarchend ist er kein ganz so harter Kerl mehr. Aber ich habe keine Zeit zu verlieren. Ich muss hier raus.
Wahllos schiebe ich einen der Schlüssel ins Schloss. War wohl nichts. Der nächste passt, will sich jedoch nicht bewegen. Und weiter und weiter, bis nach neun oder zehn Versuchen endlich einer passt und sich auch drehen lässt. Mit einem lauten Ächzen geht die Tür auf. Ich sperre Maks von der anderen Seite ein, tripple auf Zehenspitzen den Flur entlang und eile zur verborgenen Tür hinter dem Gemälde.
Dort warten sie schon: Silas, Song, Abel und Quinn, alle beladen mit mehreren Sauerstoffflaschen und kleinen Taschen. »Wo warst du?«, flüstert Silas.
»Maks wollte einfach nicht einpennen.«
»Die Schlüssel?«, fragt Abel. Ich reiche sie ihm und er windet die Finger darum, als hätte ich ihm gerade einen Goldpokal kredenzt.
»Wo steckt Dorian?«
»Er scheint lieber bleiben zu wollen«, meint Silas gelassen.
»Das würde er nicht tun. Ich sehe nach ihm.«
»Dafür haben wir keine Zeit.« Silas packt mich beim Arm. »Und er hat seine Wahl offensichtlich getroffen.«
»Er hat uns selbst gesagt, dass er nicht als Ausgestoßener leben möchte«, meint Song.
»Wir können nicht ohne ihn gehen«, sage ich. Wir sind gemeinsam gekommen und so sollten wir auch gehen. Außerdem werden wir keine Ausgestoßenen sein, wenn wir das Ministerium stürzen.
Aus einem der Zimmer über uns hallt eine Stimme. »Leise«, mahnt Abel. Er schiebt das Gemälde beiseite. »Na los!« Die Stimmen über uns werden lauter, begleitet von Schritten. Wenn wir hier noch länger rumstehen und diskutieren, erwischen sie uns und dann kommt keiner mehr raus.
»Ich werde zurückkommen und ihn holen«, sage ich. Und das meine ich auch. Ich rette hier nicht Maude und Bruce, nur um Dorian hierzulassen. Er war von Anfang an bei den Rebellen dabei und ich kenne ihn einfach schon zu lange. Ich weiß, dass er sich nicht über Nacht geändert hat.
»Komm schon«, sagt Silas.
Abel schleust uns am Bild vorbei und schiebt es wieder zurück. Wir gehen vorsichtig die Treppe hinunter, um nicht auszurutschen und übereinanderzupurzeln.
»Ich geh vor. Ich hab das Allerheiligste jetzt schon ein paar Tage ausgekundschaftet und kenn den ungefähren Aufbau«, meint Abel.
»Und der Plan?«, fragt Silas.
»Wir gehen rein, machen so viele Stifter und Kinder los wie möglich und verpissen uns auf schnellstem Wege«, sagt Quinn. Dankenswerterweise erwähnt er weder die Kuppel noch Bea.
Eins nach dem anderen.
Abel schließt die Tür zum Allerheiligsten auf, dochgerade als wir hineinschleichen wollen, ertönt ein Schrei. Verdammt. Wir haben keine Waffen; eine Krankenschwester oder gar mehrere niederzuringen war nicht Teil des Plans.
»Kommando zurück«, flüstert Silas. Wir springen von der Tür weg. Das Licht wird von einem Schatten verstellt.
»Vanya?« Die Stimme klingt angespannt, und kaum wird das Licht schwächer, stürzt sich Silas aus der Dunkelheit auf die Schwester. Wir springen noch obendrauf. Die Schwester schlägt um sich, windet sich in ihrer weißen Uniform auf dem Fliesenboden und kreischt wie am Spieß. Ich zerre ein T-Shirt aus meiner Tasche und stopfe es ihr in den Mund. Abel hält ihre Arme fest und Quinn und Song hindern sie am Treten.
Silas steht auf und stupst sie mit dem Fuß in die Seite. »Fesselt sie«, sagt er. Als sie nicht aufhört zu zappeln, kramt er ebenfalls ein T-Shirt aus seinem Rucksack und reißt es in Streifen. Rasch knote ich die Fetzen zusammen und verwende sie, um der Schwester Hände und Füße zu fixieren.
»Ein paar von uns sollten jetzt die Stifter befreien, während einer sie bewacht«, sagt Abel. »Die Schwestern kommen hier nur rein, wenn sich der Sauerstoffgehalt ändert, also bleiben uns um die zwanzig Minuten.«
Silas denkt kurz nach. »Wo lagern die ihre Luft?«, fragt er. Ohne anständigen Vorrat kommen wir nirgendwohin.
»Am Ende des Flurs ist das Zimmer, wo sie die Sauerstoffflaschen an die Stifter verteilen, wenn die laufen oder bergsteigen müssen. Sieh mal in
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