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Breathe - Flucht nach Sequoia: Roman (German Edition)

Breathe - Flucht nach Sequoia: Roman (German Edition)

Titel: Breathe - Flucht nach Sequoia: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Crossan
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Falls ich eine habe.
    »Ich verwende nur die Farben des Himmels.« Er deutet auf das riesige Oberlicht. Nichts als die Glasdecke der Kuppel und die Sonne sind sichtbar. Hier ist er wirklich ganz für sich. Ein Refugium. An Oscars Stelle würden mich hier keine zehn Pferde mehr rausbringen. Aber jetzt, wo wir wissen, dass das Ministerium in allen leer stehenden Wohnungen den Sauerstoff abdrehen will, opfert er es als Versteck für Harriet, Gideon und die anderen Rebellen, die auf der Todesliste des Ministeriums stehen. Es ist einfach unmöglich, unter der Handausreichend Sauerstoffflaschen aufzutreiben, um untergetauchte Rebellen in luftleeren Wohnungen am Leben zu erhalten.
    »Du bist ein guter Mensch«, sage ich ihm, falls er es noch nicht selbst weiß.
    »Gelegentlich«, meint er.
    Er macht den Boden frei, sammelt die Dosen mit Farbe, Gips und Leim ein, stapelt sie in einer Ecke und hängt gerade die an die Wand gelehnten Bilder an krummen Nägeln auf, als es sachte an der Tür klopft. Oscar lauscht und schiebt dann den Riegel beiseite, um Wendy mit einem Bündel Laken und Decken einzulassen. »Mehr habe ich nicht«, sagt sie und wirft das Bettzeug auf den Boden. »Ich schau noch mal bei dir im Zimmer. Aber wir müssen uns beeilen, Niamh wird bald zurück sein. Und wie soll das mit dem Essen werden? Wie soll ich die Mehrausgaben denn erklären?«
    »Das regle ich«, sagt Oscar. Wenn man bedenkt, was er da gerade tut, ist er erstaunlich gelassen. Selbst ich habe Herzrasen, dabei ist es noch nicht mal mein Haus.
    »Und was, wenn sie auf die Toilette müssen?«, fragt Wendy. Sie verzerrt das Gesicht und instinktiv tue ich es ihr nach. Oscar bleibt entspannt.
    Er hebt eine Abdeckplane vom Boden auf und hakt eine Ecke an einen Nagel in der Decke, die andere an eine vorstehende Schraube in der Wand. »Mehr als ein Deckeleimer wird’s nicht werden und ich kann nicht verprechen, dass ich ihn stündlich leeren kann, wenn Niamh hier rumschleicht, aber es muss halt gehen«, sagt er.
    »Wie viele werden es sein?«, fragt Wendy. Sie stupst mit dem Zeh gegen das Bettzeug. Beide schauen mich an.
    »Um die fünfzehn.«
    »Sobald Niamh im Bett ist, bringen wir sie hoch. Aber ich finde es immer noch schrecklich riskant, sie hier zu verstecken«, sagt Wendy. Mich in ihrem Häuschen untertauchen zu lassen war schon stressig genug für sie, doch dass sie jetzt eine ganze Rebellenhorde im Haus verstecken darf, direkt über den Köpfen von Niamh und irgendwelchen Besuchern aus dem Ministerium, das macht sie fertig.
    Oscar nimmt eine Decke und breitet sie aus. »Hier oben wird niemand nachschauen«, sagt er. »Oder würdest du auf die Idee kommen?«
    Wendy schüttelt den Kopf. Trotzdem: Hier alle sauber, satt und ruhig zu halten wird eine Herausforderung.
    »Haben Sie meine Sachen auch hochgebracht?«, frage ich Wendy.
    Sie blinzelt und guckt zu Oscar. »Kein Grund, weshalb du hier mit all den anderen übernachten solltest«, sagt sie. »Nach dem, was du durchgemacht hast, brauchst du ein bisschen Privatsphäre.« Oscar hüstelt und Wendy verstummt. Sie beißt sich auf die Unterlippe. Oscar muss ihr von der Geschichte mit den Ausgestoßenen erzählt haben.
    »So eine Sonderbehandlung wäre nicht gerecht«, murmle ich. Ich wollte, er hätte das nicht ausgeplaudert. Quinn hätte das nie getan. Er weiß, wie man ein Geheimnis für sich behält.
    »Ich schaue nach, ob ich noch ein paar Laken auftreiben kann«, sagt Wendy, öffnet die Tür und schleicht davon. Oscar schiebt den Riegel wieder vor. »Du musst hier nicht die Märtyrerin spielen, weißt du?«
    Ist das sein Ernst? »Ich spiele die Märtyrerin?«
    »Bea… so meine ich das nicht. Bitte bleib unten bei Wendy.« Er legt den Kopf schief und sieht mich mit großen Augen an.
    Ich wende mich ab und gehe auf eines seiner Gemälde zu: ein Serie von Ringen mit kleinen, scheinbar wahllos verteilten türkisen Punkten. »Du malst kein bisschen gegenständlich. Hat alles was Brutales an sich. Wieso?«
    »Die Leute sehen, was sie sehen wollen«, meint er. »Und du siehst Gewalt.«
    Ich gehe nicht darauf ein, sondern berühre sanft das Bild. Obwohl die Farbe wirkt, als könne sie jederzeit von der Platte auf den Boden tropfen, ist sie hart und gummiartig. »Glaubst du, wir kriegen ausreichend Rekruten zusammen, um was zu bewirken?«
    Er stellt sich neben mich. »Wir müssen es zumindest versuchen, oder?«, fragt er.
    »Nein, Oscar. Gewinnen, das müssen wir.«
    »Und das werden wir auch.«
    Oscar

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