Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition)
und bitten um einen Termin. Am besten jetzt sofort. Oder ich spreche mit meinem Vater. Mach dir keine Sorgen, das kriegen wir hin.«
»Es ist kein Verwaltungsfehler, Quinn.«
»Natürlich, muss es sein. Du hast absolut perfekt argumentiert.«
»Tja, wohl nicht perfekt genug. Sieht so aus, als ob wir beide einen schlechten Tag hatten.«
Er verschränkt die Arme. »Sag mir, was genau in dem Schreiben steht.«
»Keine Lust. Ich will mich nicht noch mehr aufregen. Nutzt eh nichts. Verstehst du das?«
»Klar, verstehe ich.« Er nickt. Und zögert. »Schätze, das bedeutet, dass ich auch nicht bestanden hab.« Dann zuckt er die Achseln, als ob ihm das ziemlich egal wäre. Doch ich weiß, dass er unbedingt bestehen wollte. Schon allein, um seinem Vater zu zeigen, dass er aus eigener Kraft weiterkommen kann.
»Keine Nachricht heißt: Die Chancen stehen gut, dass du bestanden hast.« Ich sage nicht, was ich denke: dass nämlich sein Vater seinen Einfluss hat spielen lassen. Dass die Chancen für ihn vermutlich von vorneherein besser standen als für mich.
»Spielt keine Rolle. Ich will nicht von der Schule und allein aufs Institut gehen. Dann würde ich dich ja nie sehen. Unser Plan war doch, dass wir beide in das Programm aufgenommen werden.«
»Komm, lass uns das Thema wechseln. Was ist sonst noch passiert heute?«
»Nichts. Aber diese Impfungen … wie ich die hasse!«
Ich schlucke und spreche meine Vermutung aus. »Da steckt doch irgendein Mädchen dahinter, oder?«
Er seufzt und lacht. »Keine Ahnung, was da passiert, aber jedes Mal, wenn ich jemanden Tolles treffe, mutiere ich zu ’ner Art Comicfigur.«
Ich lächle gezwungen. Plötzlich würde ich tausendmal lieber über das Institut und das Führungskräfteprogramm sprechen. Über alles außer über Quinns Liebesleben.
»Du kannst dir nicht vorstellen, wie umwerfend sie ist!«
»Hm, das hast du von Tilly auch behauptet, und dann stellte sich heraus, dass sie die Maße eines Kobolds hat.«
»Stimmt«, lacht er, »Tilly war etwas kurz geraten.«
»Gib zu, sie war ein Kobold.«
»Aber die Neue, du weißt schon … die hat Augen …!« Er schüttelt den Kopf, als könne er es selbst nicht glauben.
»Sie hat Augen ? Wow!«
»Nein, im Ernst. Sie hat total intensive grüne Augen. Hast du schon mal jemanden mit grünen Augen gesehen?«
Ich fasse es nicht! Er schaut mich an. Er schaut mir direkt in die Augen und bemerkt ihre Farbe nicht!
»Na ja, was soll’s. Alina hält mich sowieso für einen Idioten.«
Alina. Klingt irgendwie vertraut, der Name. Ich versuche, mich zu erinnern, aber ich kann mir kein Bild dazu ins Gedächtnis rufen. Unsere Schule hat mehrere Tausend Schüler.
»Na ja, manchmal bist du ja auch ’n Idiot.« Ich versuche, ihn zu necken, oder vielleicht auch zu flirten, keine Ahnung, aber er ist so niedergeschlagen, dass er nur zustimmend nickt.
»Eigentlich haben’s Ferris und Riley vermasselt. Echt, wenn du sie mal brauchst, sind sie nicht da, nie, aber wenn du sie absolut nicht gebrauchen kannst, dann kleben sie dir an den Fersen. Mann, bin ich froh, dass ich die nicht mit zum Campen eingeladen hab.«
»Wie bitte? Du hast überlegt, sie mitzunehmen?«
»Na ja, Ferris redet doch andauernd von dir. Warum gibst du ihm eigentlich keine Chance?«
Nun ist er es, der mich aufzieht. Letzte Woche wollte Ferris seine Hand unter meinen Rock schieben, und ich konnte Quinn gerade noch davon abhalten, ihm den Arm auszukugeln.
»Eine Chance wofür? Dafür, mich permanent runterzuputzen und lächerlich zu machen?«
»Armer Ferris«, lacht Quinn. »Er ist halt ein …«
»… perverser Spinner und Hohlkopf«, unterbreche ich ihn.
»Na, das ist jetzt aber ’n bisschen hart«, kichert er, dabei findet er Ferris genauso ätzend wie ich.
»Letztes Mal wollte er mich befummeln. Und wie war das noch mal, als er mit diesem Mädel bei dir ankam – bei dir, damit seine Familie keinen Sauerstoff nachzahlen muss? Brrr, ich will gar nicht dran denken, was er da alles mit ihr getrieben hat«, sage ich, obwohl ich schon viel zu viel daran gedacht habe.
»Nur keine Eifersucht. Du kannst dir mein Zimmer auch gerne ausleihen. Wann immer du willst.« Er zwinkert mir zu und prompt werde ich rot. Ich bin nicht sicher, wie er das meint.
»Quinn!« Ich knuffe ihn, und er hält sich stöhnend den Magen, mimt den Schwerverletzten. Wir prusten beide los und hören erst auf zu kichern, als die Frau vor uns sich umdreht.
»Ich versuche, die Nachrichten zu
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