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Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition)

Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition)

Titel: Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Crossan
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festhalten muss. »Ich liebe Männer mit Skrupeln!«
    Ich suche seinen Blick und versuche es noch mal. »Bea Whitcraft verdient es, weiterzukommen. Ich denke, das war eine Fehleinschätzung.«
    Mit ein paar Schritten hat mein Vater den Raum durchquert und mich am Kragen gepackt, bevor ich mich verteidigen kann. »Hast du gehört, was ich gesagt habe? Es – liegt – kein – Fehler – vor!«
    Es ist nicht einfach zu atmen, wenn Dad einen am Kragen hat. Einen Moment ringe ich mit ihm, bis ich merke, dass er gar nicht auf einen Kampf aus ist  – er will meine Zustimmung, mehr nicht. Also nicke ich und er lässt mich los.
    »Der Fehler muss bei deiner Freundin liegen.«
    »Wir wollen Führungsfiguren, denen wir vertrauen können.« Der Präsident ignoriert die angespannte Situation zwischen meinem Vater und mir. »Und, nun ja, als wir uns die Aufzeichnung angesehen haben, sind wir zu dem Schluss gekommen, dass die kleine Whitcraft nicht unbedingt eine vertrauenswürdige Person ist.«
    Wie bitte? Bea  – nicht vertrauenswürdig? Haben die vergessen, dass ich auch dabei war? Ich hab alles gehört, was sie gesagt hat. Und genau das würde ichihnen am liebsten auch an den Kopf knallen, aber mein Vater stiert mich derart böse an, dass ich den Mund halte.
    »Deine Freundin ist, wie wir es freundlich nennen, eine Baumumarmerin«, erklärt der Präsident. »Wobei es natürlich auch weniger freundliche Namen für diese Spezies gibt. Ha!«
    »RATTEN zum Beispiel«, ergänzt mein Vater.
    »Was? Ihr denkt, Bea sei eine Terroristin, nur weil sie für Bäume argumentiert hat?«, rufe ich. Etwas Absurderes hab ich wirklich noch nicht gehört. Bea ist der moralischste Mensch, den ich kenne. Sie kann gar nicht anders, als das Richtige zu tun, das ist fest in sie einprogrammiert.
    Der Präsident und Dad tauschen wissende Blicke und ich werde nervös. Ist es möglich, dass ausgerechnet Bea auf einer Verdächtigenliste gelandet ist?
    Auf Zehenspitzen kommt meine Mutter zurück ins Wohnzimmer. Wieder reibt sie sich über ihren dicken Bauch. »Noch einen Drink, Cain?«, fragt sie und geht mit der Whiskyflasche zu ihm.
    »Ach, ich würde gern. Aber leider warten die Kinder auf mich, und ich werde ausgepeitscht, wenn ich nicht bald zu Hause bin.« Er lacht. »Also, euch allen eine gute Nacht. Insbesondere dir«, sagt er und schaut mich an. »Du hast eine glänzende Zukunft vor dir, Quinn.« Er lächelt, doch in der nächsten Sekunde ist sein Lächeln verflogen. Er packt mich am Arm, beugt sich zu mir rüber und zischt: »Baumumarmer, nehmt euch in Acht. Ha!«
    Ich weiche einen Schritt zurück und starre ihn fassungslos an. Ich will ihn nicht zum Feind haben, und ich will auch nicht, dass Bea ihn zum Feind hat. Deshalb nicke ich schließlich.
    »Und Sie sehe ich morgen.« Er richtet seine beiden Zeigefinger wie Pistolenläufe auf meinen Vater.
    Als meine Eltern ihn zur Haustür bringen und verabschieden, bleibe ich alleine mit meinem Whiskyglas im Wohnzimmer zurück. Ich nippe noch einmal. Dann stelle ich das Glas zurück auf den Couchtisch und hoffe, dass ich es die Treppe hoch in mein Zimmer schaffe, bevor meine Eltern mit ihrer Verabschiedungsnummer fertig sind. Aber als ich hochblicke, stehen sie bereits vor mir – mit finsteren Gesichtern.
    »Mein Gott, ist der fett geworden«, bemerke ich. Es soll ein Scherz sein, obwohl es nicht komisch ist und eigentlich auch völlig unwichtig.
    Ohne auch nur eine Miene zu verziehen, nimmt mein Vater in einem Sessel Platz und bedeutet mir, mich ebenfalls zu setzen. Ich lasse mich auf die Couch fallen.
    »Du siehst nicht gerade glücklich aus«, stellt er fest.
    »Und Dankbarkeit scheinst du auch nicht zu verspüren«, fügt meine Mutter hinzu, die sich auf Dads Sessellehne gehockt hat.
    Aber wieso, bitte schön, sollte ich dankbar sein? Wenn überhaupt, dann könnte ich wütend sein. Wütend, weil ich nur deshalb weitergekommen bin, weil mein Vater ein hohes Tier bei BREATHE ist. Bea hingegen ist darauf angewiesen, weiterzukommen. Und sie hätte es verdient. Aber nein: Ihr Scheitern und mein Erfolg standenvon vorneherein fest. Es ist immer wieder das Gleiche: Mir ist es einfach nicht vergönnt, aus eigener Kraft irgendetwas zu erreichen.
    Mein Vater schaut mich prüfend an, und als ich seinen Blick erwidere, lächelt er und senkt leicht den Kopf, so als wolle er sagen: Gern geschehen!
    »Ich will das nicht! Ich will eine Prüfung bestehen, weil ich gut bin, und nicht, weil du dem Prüfer

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