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Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition)

Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition)

Titel: Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Crossan
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klopft auf seine mitgebrachten Sauerstofftanks.
    An der Grenze gibt es fünf verschiedene Warteschlangen: vier kurze für Premiums und eine zehnmal so lange für Seconds. Als ich auf diese zusteuere, runzelt Quinn die Stirn. »Wo willst du hin? Ich hab einen Premium-Pass für dich.«
    »Heb dir den Pass für ’ne andere Gelegenheit auf. Ich kann warten.« Ich möchte nicht noch tiefer in seiner Schuld stehen, ich möchte, dass wir auf Augenhöhe sind.
    »Ich will den Pass aber nicht aufheben. Bitte, Bea, mach jetzt kein Prinzipiending daraus. Ich habe den Pass nämlich gar nicht wegen dir gekauft, sondern wegen mir : Ich will hier raus, und zwar auf der Stelle«, sagt er und zieht mich zu einer der Premium-Schlangen.
    Das liebe ich so an Quinn: Er versteht es, mir etwas Gutes zu tun, es aber als Egotrip zu verkaufen, damit es nicht wie eine Wohltätigkeitsaktion rüberkommt.
    Als wir uns am Ende der Warteschlange anstellen, stürzt plötzlich ein langhaariges Mädchen auf Quinn zu und umarmt ihn. Sie ist zerzaust und völlig außer Atem. Mein Blick wandert zu ihrem Ohrläppchen: keine Tätowierung. Ich schaue mich um, ob einer der Grenzsoldaten sie gesehen hat, aber die sind alle mit der Abfertigung der Touristenscharen beschäftigt. Ich kenne das Mädchen aus der Schule, aus meinem Bio-Fortgeschrittenenkurs im letzten Jahr, habe dort aber nie ein Wort mit ihr gewechselt. Genau wie ich hat auch sie ein Jahr übersprungen – wir waren die Einzigen, soweit ich weiß –, doch seitdem habe ich sie kaum gesehen.
    »Mensch, das ist ja ein Ding, dass ich dich hier treffe«, sagt sie zu Quinn, der reichlich überfordert aussieht von der Situation. Er starrt mich an, die Arme an den Körper gepresst, während sie sich an ihn drückt. Ich zucke die Achseln und er formt mit dem Mund ein Tut mir leid . Dann macht er sich sanft los.
    »Alina?«, sagt er.
    Alina.
    »Ah, du erinnerst dich!« Dann blickt sie mich an, aber ich schaue weg. Quinns neueste Eroberung ist wirklich die letzte Person, die ich jetzt brauche. »Kannst du mir helfen?«, fragt sie.
    Wir treten aus der Schlange heraus und drängeln uns zu einer Bank durch.
    »Was ist passiert?« Quinn setzt sich neben sie und ich setze mich auf ihre andere Seite. Von einem der Essensstände zieht der Duft von Frühstückstoast zu uns herüber. Alina wirft einen Blick zu dem Stand und schluckt.
    »Ich muss raus«, sagt sie und nickt Richtung Grenze.
    »Bist du verletzt?«, fragt Quinn. Er runzelt besorgt die Stirn, aber insgeheim frohlockt er wahrscheinlich: Gibt es eine bessere Möglichkeit, ein Mädchen zu beeindrucken, als den großen Retter zu spielen?
    »Nee, ich stecke in Schwierigkeiten, aber das kann ich jetzt nicht alles erklären. Fest steht, dass sie mich nicht durchlassen werden, wenn ich mich bei den Seconds anstelle.«
    »Was hast du getan?«, fragt er.
    »Würdest du mir glauben, wenn ich sage, dass ich die Welt gerettet habe? Jedenfalls ein bisschen?«
    Belustigt schüttelt Quinn den Kopf. Das scheint selbst ihm zu absurd.
    »Also, was ist: Kannst du mir helfen?«
    »Bist du ’ne Terroristin?«, frage ich unvermittelt.
    Quinn starrt mich entgeistert an, aber ich finde, wir haben ein Recht, das zu erfahren. Alina nimmt meine Hände und zieht mich zu sich heran. Quinn hat nichtübertrieben: Sie ist wirklich sehr schön, selbst mit all dem Schweiß und der Panik im Gesicht.
    »Du kennst mich nicht, das stimmt, und es gibt keinen Grund, warum du mir trauen solltest. Aber ich verspreche dir: Wenn du mir über die Grenze hilfst, siehst du mich nie wieder. Ehrenwort.«
    Auch wenn bei mir sämtliche Alarmglocken schrillen und mein Bauch mir rät, einen großen Bogen um sie zu machen  – ich schaffe es irgendwie nicht, sie zurückzuweisen, eine solche Ernsthaftigkeit und Entschlossenheit strahlt sie aus. Außerdem: Wenn wir ihr helfen, wird sie sich danach aus dem Staub machen. Dann sind Quinn und ich wieder alleine  – und Quinn hat keinen Grund, sauer auf mich zu sein.

QUINN
    Da ich nur einen Premium-Pass habe und es Tage dauern würde, einen zweiten zu beantragen, stellt Bea sich letztlich doch bei den Seconds an. Alina bleibt bei mir.
    »Wir sollten wie ein Paar aussehen«, flüstert sie und nimmt meine Hand. Na, dagegen hab ich natürlich nichts einzuwenden.
    Ich weiß, ich sollte mir Sorgen um Alina machen und natürlich auch um mich selbst. Aber egal, wie gefährlich das hier auch sein mag, es ist mit Abstand das Spannendste, was mir seit Jahren passiert

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