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Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition)

Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition)

Titel: Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Crossan
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nicht, das wäre zu riskant. Und genau das scheint er zu wissen. Er kichert und zieht ein Messer hervor. Er ist zu allem bereit, das spüre ich. Aber ich bin schon fast zwanzig Wohnblocks weit gekommen und will nicht zurück. Also wirbele ich herum und renne wie der Blitz davon.
    »He, so ’nem leckeren Ding werd ich doch nicht wehtun. Komm zurück, meine Süße«, grölt er mir hinterher.
    Die Dämmerung füllt die Kuppel von außen her mit Licht. Die letzten Stunden kamen mir ewig lang vor. Ich habe nicht geschlafen und auch keine Pause gemacht. Na, zumindest habe ich es unbehelligt bis zum anderen Ende der Kuppel geschafft. Jetzt bin ich in Zone 1 und bewege mich offen auf der Hauptstraße Richtung Grenze. Die Luft vibriert förmlich vor Spannung. Gruppen fröhlicher Reisender prüfen ein letztes Mal ihre Rucksäcke.
    Ich hingegen habe so gut wie nichts dabei. Ein bisschen Essen, Wasser, die Setzlinge und einen Sauerstofftank. Nicht mal warme Klamotten.
    Vor allem aber habe ich keinen blassen Schimmer, wie ich über die Grenze kommen soll.

BEA
    Mom klopft kurz, bevor sie den Kopf in mein Zimmer steckt. »Quinn ist da, Schatz. Soll ich ihn reinschicken?«
    Ich schüttele den Kopf und folge ihr in den Flur. Quinn lächelt mich an, er trägt beide Rucksäcke, auch den mit dem Zelt und unseren beiden Schlafsäcken.
    »Komm, ich nehme dir was ab«, sage ich.
    »Kannst du nicht.« Er schaut zu Boden und seine Haare fallen ihm in die graubraunen Augen. Stimmt, das kann ich wirklich nicht, dazu fehlt mir die Kraft. Und außerdem habe ich keine Zulassung für das Tragen schwerer Lasten.
    Mom steht zwischen uns und lächelt selig. »Quinn, all die Sachen, die du für Bea gekauft hast: Das ist wirklich sehr lieb von dir!« Sie berührt ihn sanft am Arm.
    »Ach, das ist schon in Ordnung.« Er streicht sich die Haare aus den Augen. »Gehen wir, Bea?«
    »Bleibt doch noch zum Frühstück«, sagt Mom.
    Aber Quinn schüttelt den Kopf. »Danke, Mrs Whitcraft, wir sollten an der Grenze sein, bevor die Massen kommen.«
    Er ist immer sehr höflich zu meiner Mutter und redet sie mit Mrs Whitcraft an, obwohl er als Premium das Recht hätte, sie beim Vornamen zu nennen.
    Meine Mom errötet. »Es muss toll sein, einen Vater zu haben, der für BREATHE arbeitet. All diese Sauerstofftanks«, schwärmt sie. Ihr Blick wandert zu mir, dann zurück zu Quinn und dann wieder zu mir. Oh Gott, ich muss hier raus, weg von dem vielsagenden, hoffnungsvollen Lächeln meiner Mutter. Hastig küsse ich sie auf die Wange und gehe zur Tür, als Dad aus dem Schlafzimmer kommt und in Richtung Küche schlappt, bekleidet nur mit einer ausgeleierten orangefarbenen Unterhose. Er sieht uns, schlurft herbei und reibt sich gähnend über seinen behaarten Bauch. Ich bin nah genug dran, um zu riechen, dass er sich noch nicht die Zähne geputzt hat.
    »Quinn Caffrey«, sagt mein Vater und schüttelt Quinn die Hand, der ihn sprachlos anstarrt. »Jedes Mal, wenn ich dich sehe, hast du dich wieder ein bisschen mehr in einen Mann verwandelt.« Er tätschelt Quinns Wange.
    Wenn ich mir im Vorfeld die peinlichste aller Situationen hätte ausmalen sollen, ich wäre nicht darauf gekommen, meinen Dad in eine alte orangene Schlabberunterhose zu stecken. Ich liebe meine Eltern, aber das hier ist wirklich zu viel. Sie übertreffen sich selbst.
    »Und dazu noch in einen so stattlichen Mann …«, flötet Mom. »Quinn nimmt Bea für ein, zwei Tage mit auf einen Ausflug nach draußen, raus aus der Kuppel. Großartig, nicht wahr?«
    Dad blinzelt. »Mit Übernachtung?«
    »Ach, Cooper, meine Güte. Das habe ich dir doch alles längst erzählt.«
    »Ich passe auf sie auf, Mr Whitcraft. Versprochen«, sagt Quinn.
    »Na, das will ich hoffen«, grunzt Dad.
    Wir nehmen die Straßenbahn nach Zone 1 und steigen an der Grenzstation aus. Quinn schleppt unsere Rucksäcke durch den Bahnhof auf die Straße, wo bereits reges Treiben herrscht. Genau wie wir sind die Leute bepackt mit Zelten, Schlafsäcken und Sauerstoffflaschen, die an den Rucksäcken hängen. Alle paar Meter werden wir von Kindern umlagert, die altmodische Kompasse, Kekse, Landkarten aus Papier und Sauerstoffflaschen verkaufen.
    »Unglaublich, wie viele Leute ihre Luft bei Straßenhändlern kaufen.« Quinn schüttelt missbilligend den Kopf. »Ist doch allgemein bekannt, dass die die Anzeige manipulieren. Da kann man doch nie wissen, wie viel Sauerstoff noch in den Flaschen ist. Meist sind sie beim Kauf schon fast leer.« Er

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