Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition)
Ausgestoßene zurückzulassen … deshalb haben wir sie mitgenommen. Eine kleine alte Frau. Wirklich keine Bedrohung. Für niemanden. Dann wollte ich sie alle abschütteln, aber das ging nicht mehr, weil wir verfolgt wurden.«
Jazz, die so getan hatte, als würde sie wieder meditieren, starrt mich jetzt mit großen Augen an. Petra atmet tief durch die Nase ein und aus. Dann streicht sie sich die Haare aus dem Gesicht und bindet sie mit einem schmalen Band am Hinterkopf zusammen.
»Jetzt erzähl mir nicht, dass du …« Sie bedeckt ihre Augen mit einer Hand.
»Sie sind oben. Also, der Premium, der nicht. Aber die Ausgestoßene und das Mädchen. Es tut mir leid. Es tut mir wirklich unendlich leid.«
Jazz ringt nach Luft und rutscht unbehaglich hin und her. Petra tritt ein paar Schritte zurück, vielleicht, um sich selbst davon abzuhalten, mich zu schlagen. Dann nimmt sie die Hand von den Augen.
»Du willst mir nicht sagen, dass du alles, wofür wirleben, aufs Spiel gesetzt hast, um eine Ausgestoßene zu retten?«
»Nein, ich …«
»Und wo ist der Premium?«
»Er ist, glaube ich, gefasst worden. Nicht hier in der Nähe, das nicht. Aber vielleicht wurde er auch lebendig begraben. Jedenfalls ist da ein Panzer gekommen und hat das Feuer auf uns eröffnet. Ich habe mich mit Bea und Maude in die U-Bahn retten können. Ich konnte sie ja schlecht draußen stehen lassen. Aber er, er hat es nicht geschafft.«
Bis jetzt hatte ich mich irgendwie an den Gedanken geklammert, dass Quinn noch lebt. Aber die Chancen sind einfach verschwindend gering. Und obwohl er mich zwischendurch so genervt hat, dass ich ihm am liebsten an die Gurgel gegangen wäre, krampft sich jetzt alles in mir zusammen, wenn ich mir vorstelle, wie er in seinen letzten Lebensminuten verzweifelt um Atem gerungen hat. Er hat es einfach nicht verdient zu sterben. Aber das kann ich Petra natürlich nicht sagen. Für sie hat kein Premium auch nur den geringsten Wert, und erst recht keiner, dessen Vater für BREATHE arbeitet. Jeder Baum im Stadion wäre ihr wichtiger als Quinns Leben.
»Also hast du zwei Zivilisten hergebracht. Weißt du denn wenigstens, was diese Ausgestoßene für eine ist? Weißt du, was sie getan hat und was sie zu tun imstande ist?«
»Ja, Petra. Sie war bei BREATHE. Ich dachte, sie könnte dir vielleicht nützlich sein.«
»So, dachtest du also. Du dachtest ? Erinnerst du dichan die Schwüre, die du abgelegt hast? An die Regeln, die einzuhalten sind, damit unsere Mission nicht gefährdet wird?«
»Ja, Petra, ich habe nur …«
»Dein Premium wird sehr wohl noch am Leben sein. Er muss die Zips hergeschickt haben.«
»Aber er weiß gar nicht, wo der Rebellenhain ist. Ich glaube …« Ich hole tief Luft. »Ich glaube, dass sie wegen mir hergeflogen sind.«
»Wegen dir?« An Petras Schläfe pocht eine Ader.
»Ich habe einen Panzer geklaut«, gestehe ich.
»Du hast was?« Ihre Augen sind jetzt nur noch schmale Schlitze.
»Du hast was?«, echot Jazz, springt von der Matratze und pflanzt sich neben Petra. »Sie hat einen Panzer geklaut«, wiederholt sie und zupft an Petras Mantel. »Hast du das gehört?«
Doch Petra legt Jazz einen Finger auf die Lippen.
»Ich dachte, wir könnten ihn gebrauchen. Ich wusste nicht, dass ich …«
»Du hast einen Krieg losgetreten!«, knurrt Petra.
»Jetzt haben wir Krieg«, wiederholt Jazz mit aufgeregter Flüsterstimme, steckt sich eine rote Locke in den Mund und kaut darauf herum.
»Unser Ziel ist es, unsichtbar zu sein. Schon vergessen?«
Ich schüttele betreten den Kopf.
»Jazz, bring mir Roxanne und Levi her«, sagt Petra und Jazz wieselt davon. »Du schleppst zwei Unbekannte hier an und beklaust das Ministerium. Und dann hastdu in der Kuppel auch noch ohne Autorisierung rekrutiert. Deine Dummheit schreit zum Himmel. Ich sollte dich auf der Stelle rauswerfen. Es wäre sogar unser gutes Recht, dich zu erschießen.«
»Aber ich habe die Setzlinge dabei, die du wolltest«, flüstere ich.
»Mit dem Resultat, dass demnächst Soldaten hier einfallen werden. Wir können von Glück sagen, dass Levi die Zips rechtzeitig gehört hat und wir die Schotten dicht machen konnten. Sonst wären wir wahrscheinlich längst alle platt.«
In diesem Moment kehrt Jazz mit Roxanne und Levi zurück, und ich bin froh über die Ablenkung, denn mir fällt nichts ein, was ich zu meiner Rechtfertigung vorbringen könnte. Es gibt nichts, das meine Dummheit entschuldigen könnte. Petra hat recht: Ich habe die Regeln
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