Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition)
meine ich weit weg. Die Details besprechen wir noch. Sobald Roxanne und Levi sehen, dass die Armee in die Irre läuft, steht es Silas und Alina, den zwei Idioten, die uns das ganze Chaos eingebrockt haben, frei, zu gehen oder zu bleiben. Das Gleiche gilt für die Hexe unten in der Zelle.«
»Maude Blue?«, fragt Quinn und schaut Bea fragend an.
»Ich werde euch zwei, sobald ihr wieder in der Kuppel seid, wissen lassen, ob ich mit euch zufrieden war oder nicht: Wenn ich zufrieden war, werde ich die Alte unten im Bunker freilassen, dann könnt ihr euer ahnungsloses Leben weiterleben. Wenn ich nicht zufrieden war, werde ich sie töten – und euch vielleicht auch. Die Entscheidung, ob ihr uns verratet oder nicht, liegt also ganz bei euch. Ich gehe aber davon aus, dass ihr es tun werdet. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm«, schnaubt Petra.
Ganz offensichtlich unterschätzt sie Bea. Und vielleicht sogar auch Quinn. Wenn die beiden die Chance bekämen mitzumachen, wären sie ausgezeichnete Rebellen, da bin ich mir sicher.
»Und Sie versprechen, dass Sie Maude in der Zwischenzeit nicht verhungern und verdursten lassen?«, fragt Bea.
»Das versprechen wir«, meldet sich Jazz zu Wort.
Bea lächelt. Das Wort dieses Dreikäsehochs scheint ihr vollkommen zu genügen. »Okay, wir machen’s«, stimmt sie schließlich zu.
Was Bea nicht weiß, ist, dass es in Bezug auf Maude überhaupt keine Rolle spielt, ob Quinn und sie die Armee auf die falsche Fährte lenken oder nicht. Petra wird Maude in jedem Fall am Leben lassen, zumindest so lange, bis sie uns geholfen hat, den zweiten Teil des Plans umzusetzen.
Plötzlich steht Jazz auf und läuft um den Tisch auf Bea und Quinn zu, lächelnd, die Hand nach Beas Gesicht ausgestreckt. Wahrscheinlich, um ihr zum Abschied übers Gesicht zu streicheln, denke ich. Doch stattdessen gräbt sie ihre Fingernägel tief in Beas Wangen und hinterlässt vier blutige Kratzspuren. Zwar ist Quinn sofort auf den Beinen, um Bea zu verteidigen, aber mit seinen gefesselten Händen ist er machtlos. Und da wendet sich Jazz auch schon ihm zu und schlägt ihm eiskalt auf den Mund. Krachend fällt Quinn zurück auf seinen Stuhl. Jetzt springe ich auf.
»Hey, das haben wir so nicht besprochen! Das war nicht Teil der Abmachung!«, schreie ich.
Petra blinzelt und presst die Lippen aufeinander, während mich Silas am Ellbogen packt und zurück auf meinen Stuhl zieht. »Das verdient Bea nicht«, zische ich, sodass nur er mich hören kann.
»Das Ministerium soll nicht denken, sie seien uns kampflos entwischt«, erklärt Petra.
Jazz nickt beipflichtend, wirft Bea und Quinn einen bedauernden Blick zu und setzt sich wieder neben Petra.
»Hättet ihr sie nicht wenigstens vorwarnen können?«, fragt Silas in seiner ruhigen, gelassenen Art.
»Quinns Gesicht sah eh schon total lädiert aus«, füge ich hinzu.
»Authentizität!«, verkündet Petra. »Wir wollen doch nicht, dass das Ganze inszeniert wirkt, oder? Und sowieso können sich die beiden glücklich schätzen: Levi wollte ihnen eigentlich die Arme brechen.«
»Die Beine«, korrigiert Levi, woraufhin Roxanne anfängt zu kichern. Keine Ahnung, was daran so witzig ist.
»Dagegen sind ein Faustschlag und ein paar Kratzer von einer Neunjährigen doch das reinste Zuckerschlecken, stimmt’s?«, meint Petra.
»Hey, nur weil ich noch ein Kind bin, heißt das nicht …«, beginnt Jazz zu lamentieren, doch ich höre nicht weiter zu, denn Bea wirft mir einen Blick zu, der beunruhigt und desillusioniert zugleich ist. Sie muss all das, was ich ihr über die Widerstandsbewegung erzählt habe, für eine einzige große Lüge halten.
»Macht sie bereit«, weist Petra Roxanne und Levi an, die sofort aufstehen und sich anschicken, Bea und Quinn aus dem Raum zu führen.
Erst da wird mir klar, dass ich die beiden vielleicht gerade zum letzten Mal sehe. Ich springe auf und versperre ihnen den Weg nach draußen. Ich hab so viel auf dem Herzen, möchte ihnen so viel sagen. Aber vor allem will ich ihnen danken – dafür, dass sie mir das Leben gerettet haben. Und mich bei ihnen entschuldigen – dafür, dass ich sie aus ihrem ruhigen, sicheren Leben herausgerissen und ihnen alles kaputt gemacht habe.
»Los, Platz da!«, fährt mich Roxanne an.
»Alina, du gehst mir wirklich auf den Zeiger«, grunzt Levi.
»Ich wollte noch sagen …« Händeringend suche ich nach den richtigen Worten.
»Danke«, kommt mir Bea zuvor. Sie lächelt, beugt sich vor und küsst mich
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