Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition)
auf die Wange. Ich habe nicht die geringste Ahnung, warum sie so nett zu mir ist. Sie hätte allen Grund, mit beiden Fäusten auf mich loszugehen. Mich für immer zu hassen.
»Ja, danke«, sagt auch Quinn. Er lächelt ebenfalls und nickt. Und sieht auf einmal gar nicht mehr so aus, als wäre er scharf auf einen Kuss von mir.
Levi schubst mich beiseite, während Roxanne Bea und Quinn aus dem Raum stößt. Und dann sind sie auf einmal weg.
»Alina, wir sind noch nicht fertig!«, ruft Petra vom Tisch aus.
Ich schleiche mich wieder rein und schlüpfe auf den Platz neben Silas.
»Wir sollten Maude Blue hinzurufen«, schlage ich vor. Wir brauchen sie, um einen sicheren Weg durch die Stadt zu finden, wenn wir neue Mitstreiter rekrutieren. Sie kennt die Verstecke der Ausgestoßenen. Außerdem wirkte sie krank, als ich sie das letzte Mal sah. Und ich bin es Bea schuldig, mich um Maudes Wohl zu kümmern.
»Oh, du meinst also, wir sollten sie aus der Zelle holen? Bist du denn sicher, dass du dich ohne deine zwei kleinen Helfer gegen sie zur Wehr setzen kannst?« Petragrinst und Jazz unterdrückt ein Lachen. Und als ich Silas anschaue, sehe ich, dass selbst er sich das Schmunzeln verkneifen muss.
Ich koche vor Wut. Ja, es stimmt, Bea und Quinn haben mich vor einer gebrechlichen alten Frau gerettet. Sie haben mich beschützt, als ich ganz auf mich alleine gestellt war. Aber sie haben noch viel mehr für mich getan: Sie haben mir gezeigt, wie kalt und hart ich geworden bin und dass ich auf dem besten Weg war, mich selbst zu verlieren. Und ohne nach mir gesucht zu haben, haben sie mich gefunden. Das ist es vor allem anderen, was ich ihnen verdanke. Meinen Freunden.
»Amüsiert euch nur. Ist mir egal«, knurre ich.
»Oh, glaub nur nicht, dass ich das komisch finde«, schießt Petra zurück. »Im Gegenteil: Ich finde es jämmerlich. Erbärmlich. Dabei bist du doch eigentlich gar nicht so.«
»Wie?«
»Ängstlich.«
»Ich bin auch nicht ängstlich«, sage ich, woraufhin Petra augenrollend Silas anschaut.
»In Anbetracht dessen, was wir vorhaben und wo wir uns hinbegeben werden, solltest du das aber sein«, sagt Silas.
TEIL 4
DIE SCHLACHT
QUINN
Man hat uns volle Sauerstoffflaschen gegeben und jetzt bellt uns das Schlägerweib mit dem kaputten Auge Anweisungen zu. Obwohl meine Lippe immer noch wie verrückt pocht vor Schmerz, versuche ich, mich auf ihre Worte zu konzentrieren.
»Ey! Passt auf, was ich sage!«, brüllt die Schlägertype.
»Tun wir«, knurre ich und spucke ihr einen Blutklumpen vor die Füße – um noch in derselben Sekunde von ihr rückwärts in einen Stapel von Atemgeräten geschubst zu werden.
»Leg dich noch einmal mit mir an, dann kannste dir die hier ausleihen!« Sie tippt auf ihre Augenklappe.
»Er hört dir zu, echt«, versucht Bea, sie zu beschwichtigen.
Doch sie hat den Satz kaum beendet, da knallt hinter uns bereits die Stahltür ins Schloss. Wir sind draußen und alleine.
»Bist du okay?«, fragt Bea besorgt und betastet mein Gesicht mit ihren behandschuhten Fingern, die schon jetzt nass sind vom Schnee.
»Klar. Und du?«
Sie nickt. Ihre Haare sind verfilzt, ihre Klamotten dreckverkrustet und sie hat tiefe dunkle Ränder unter ihren wundervollen grünen Augen. Und trotzdem sieht sie aus, als würde sie innerlich brennen. Als wäre endlich Leben in ihr.
»Okay, welchen Weg nehmen wir?«, frage ich.
Bea zieht eine zerknitterte Landkarte aus ihrem Rucksack, betrachtet sie eingehend und deutet dann auf einen düsteren Durchgang zwischen zwei großen Gebäuden vor uns.
»Wir müssen uns so schnell wie möglich vom Stadion entfernen und mindestens fünf Meilen unentdeckt bleiben. Dann sollen wir uns schnappen lassen und ihnen erzählen, dass wir einen ganzen Tag lang gen Norden gelaufen sind.« Bea faltet die Karte wieder zusammen und verstaut sie in ihrer Jackeninnentasche. Und als ich nichts sage, fährt sie fort: »Quinn, ich würde das gerne genau so durchziehen. Ich weiß, dass du deinen Dad nicht hintergehen willst, aber ich muss es wegen Maude tun. Damit sie sie nicht umbringen. Außerdem glaube ich mittlerweile wirklich, dass ich das Ministerium hasse. Bitte, lass uns das zusammen machen.«
Ich kann es kaum fassen, dass sie ernsthaft glaubt, ich würde Alina oder Silas hintergehen wollen. »Denkst du wirklich so über mich?«, frage ich.
Bea zuckt die Achseln. Klar, sie kann ja nicht wissen, wie es sich anfühlt, wenn man plötzlich mitkriegt, dass der Mensch, der einem das
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