Breathless 01 – Gefährliches Verlangen
richtig denken konnte. Er hob eine Hand und fuhr sich damit durchs Haar und dann übers Gesicht, während er versuchte, das Gehörte zu verarbeiten.
Da trat Mia wieder auf ihn zu, ihre Miene war flehentlich und ernst. »Ich musste es dir sagen, Gabe. Ich musste damit zu dir kommen. Ich konnte – ich würde – dich nicht hintergehen. Aber er hat diese Bilder – oh Gott, was für Bilder! Er ist wütend und verzweifelt. Er gibt mir bis Ende dieser Woche Zeit, ihn anzurufen und ihm zu geben, was er haben will.«
Gabe ließ die Hand sinken, während er sie völlig verblüfft ansah. Sie hatte ihn nicht verraten. Sie war zu ihm gekommen und flehte ihn mit ihren Augen an, alles wieder in Ordnung zu bringen. Das konnte doch nicht wahr sein – sie vertraute ihm … auch nach dem, was er ihr in Paris angetan hatte. Er hatte sich ihr gegenüber falsch verhalten. Es war sein Fehler, dass dieses Arschloch schreckliche Bilder von ihr hatte, die sie in einer Situation zeigten, in die Gabe sie gebracht hatte.
Das Herz wollte ihm förmlich aus der Brust springen. Jeder andere Mensch hätte ihn verraten. Verdammt, er hätte es ihr noch nicht einmal zum Vorwurf machen können, hätte sie die Informationen weitergegeben, um sich zu schützen. Aber das hatte sie nicht getan. Sie war zu ihm gekommen und hatte ihm alles erzählt – und dadurch ein großes Risiko auf sich genommen.
Er konnte die Dimension gar nicht vollständig erfassen. Er stand einfach nur da, starrte sie an, unfähig zu atmen und zu verarbeiten, was für eine weitreichende Entscheidung sie getroffen hatte.
Sie hatte sich für ihn entschieden. Für ihn, und nahm dafür Schande und Demütigung in Kauf. Sie hatte ihn über Jace gestellt. Gott sei Dank, sie hatte ihm vergeben, was eigentlich nicht zu vergeben war, und statt wütend und verletzt zu reagieren, als sie mit Bildern konfrontiert wurde, die in aller Deutlichkeit Gabes Versäumnisse zeigten, hatte sie sich entschieden, ihn nicht zu hintergehen. Sie war zu ihm gekommen und vertraute darauf, dass er sich um das Problem kümmern würde. Sie vertraute darauf, dass er sie beschützte!
So viel vertrauensvolle Ergebenheit machte ihn sprachlos. Er war es gewohnt, dass Menschen ihn hintergingen. Herrje, bei den meisten rechnete er förmlich damit. Er hätte ihr nie einen Vorwurf daraus gemacht, hätte sie alles getan, um sich selber zu schützen.
Aber sie hatte nichts von all dem getan, was für ihn verständlich gewesen wäre. Stattdessen war sie zu ihm gekommen. Verletzt, verängstigt, verwirrt. Sie war zu ihm gekommen, obwohl er ihr Vertrauen gar nicht verdiente.
Er ertrug es nicht länger, von ihr mit solch einer Unsicherheit und Panik in den Augen angesehen zu werden, und zog sie grob an sich. Er drückte sie so fest an seinen Körper, dass er fast zweifelte, dass sie überhaupt noch Luft bekam. Er vergrub das Gesicht in ihrem Haar und schloss die Augen, während er ihren Duft einatmete und in dem Gefühl schwelgte, sie an seinem Körper zu spüren.
Sie hatte auf seinem gesamten Körper Spuren hinterlassen. Tiefe Spuren in seinem Herzen, ja, auf seiner Seele. Spuren, die nie wieder verschwinden würden.
»Mia, meine süße, liebe Mia«, flüsterte er. »Ich habe dich im Stich gelassen, und trotzdem hast du noch immer so viel Vertrauen, dass du damit zu mir kommst.«
Sie drückte ihn weg, sodass der von ihm so verhasste Abstand zwischen ihnen entstand. Ihre Augen waren vor Kummer und Furcht geweitet. Kein Wunder, dass sie gestern unter Schock gestanden hatte. Das Schwein hatte ihr nicht nur wehgetan, sondern sie auch gedemütigt und in Angst und Schrecken versetzt.
»Ich könnte dich gar nicht hintergehen«, stieß sie hervor. »Oh Gott, Gabe, ich befinde mich in einer ausweglosen Situation. Verstehst du das? Wenn ich Charles das gebe, was er von mir will, würdest du mich für immer aus deinem Leben verbannen. Wenn ich ihm nicht gebe, was er will, wird er uns beide erniedrigen. Jace wird es erfahren, und das hätte nicht nur schlimme Auswirkungen auf eure Freundschaft, sondern könnte sehr wohl auch eure Geschäftsbeziehung zerstören. Ganz zu schweigen von den Dingen, die über dich gesagt werden würden. Denn auf den Bildern sieht es so aus …«
Sie sprach nicht weiter und brach ab, als ein Schluchzen in ihrer Kehle emporstieg. Sie schluckte und gab sich sichtlich Mühe, sich zusammenzureißen.
»Es sieht so aus, als würdest du mich zwingen. Als würdest du etwas ganz Schreckliches tun. Diese
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