Breite Schultern, heiße Kuesse
..."
„Oh nein", unterbrach er sie wieder, und unbändiger Zorn funkelte in seinen dunklen Augen. „Cherie hatte mir bei der Scheidung verheimlicht, dass sie ein Kind von mir erwartete.
Also kann ich gar nicht auf ihn verzichtet haben."
Vor Amandas Augen drehte sich alles. Sie hatte ihrer Cousine nie wirklich getraut, weil die es mit der Wahrheit nie so genau nahm. Ihr schlimmster Verdacht bestätigte sich also. Oder log Jeb Stuart sie an? Nein. Sie wusste im tiefsten Innern, dass er die Wahrheit sagte.
Schlimmer konnte es kaum noch werden.
„Cherie hatte mir damals gesagt, dass Sie das Kind nicht wollten und sie beide verlassen hätten, um zur Armee zu gehen. Wo waren Sie denn während der letzten drei Jahre?"
„Ich war tatsächlich in der Armee", antwortete Jeb unwillig. „Aber ich wusste nichts von dem Kind. Wir wurden im Oktober 1997 geschieden, und ich sah Cherie nur noch einmal kurz im Januar 1998. Im Januar dieses Jahres wurde ich entlassen, und im April erfuhr ich durch Zufall von Kevin."
„Kevin wurde am 22. Mai vor drei Jahren geboren." Die Situation war wirklich verzwickt.
Durfte sie Jeb Stuart, den sie nicht kannte, tatsächlich Glauben schenken? War er ehrlicher als ihre Cousine? Schließlich hatte er Cherie ja geheiratet. Musste sie nicht davon ausgehen, dass sie einen ähnlichen Charakter hatten? Wer sonst würde ihre Cousine wohl heiraten? Aber Amanda verwarf diesen Gedanken so schnell, wie er aufgetaucht war. Viele Männer fühlten sich von ihrer Cousine sehr angezogen.
„Ich habe Cherie damals geglaubt, als sie mir ihre Version der Scheidungsgeschichte erzählte. Da sie selbst das Baby nicht wollte und wusste, wie gern ich ein Kind hätte, fragte sie mich, ob ich es adoptieren wolle. Ich stimmte begeistert zu und leitete bei Gericht alles für eine Adoption in die Wege. So wurde ich Kevins legale Mutter."
„Sie sind Kevins legale Adoptivmutter", verbesserte Jeb sie. „Nur per Zufall erfuhr ich durch eine gemeinsame Bekannte aus unserer Ehezeit von der Existenz Kevins. Diese Frau wusste, dass Cherie zum Zeitpunkt der Scheidung ein Kind erwartete, aber nicht, dass Cherie das Kind zur Adoption freigegeben hatte, und sie fragte mich nach dem Kind. Sie können mir glauben, dass ich aus allen Wolken gefallen bin."
„Ich habe Kevin vom ersten Tag seiner Geburt an wie mein eigenes Kind aufgezogen. Sie werden sein Leben zerstören, wenn Sie ihn mir jetzt wegnehmen." Amanda rief sich ins Gedächtnis, dass auch sie Rechte auf Kevin erworben hatte. Glaub te Jeb Stuart tatsächlich, sie würde ihm jetzt ohne weiteres ihren Sohn übergeben?
„Lady, ich bin Kevins Vater."
„Ich habe einen Brief von Cherie in meinen Unterlagen, in dem sie ausführt, dass Sie gewusst haben, dass Cherie ein Kind von Ihnen erwartete, als Sie sie verließen. Jeder Richter wird das anerkennen. Ich kann Cherie auch um eine eidesstattliche Erklä rung bitten."
„Wir wissen beide, was eine solche Aussage von Cherie wert ist", antwortete Jeb scharf.
„Sie werden mir nicht meinen Sohn wegnehmen", entgegnete Amanda nachdrücklich.
„Aber Sie wollen mir meinen Sohn wegnehmen, was?" Am liebsten würde Jeb Amanda Crockett, die so ruhig und gelassen vor ihm saß, so lange durchschütteln, bis sie begriff, was sie und seine Exfrau ihm angetan hatten, indem sie ihm seinen Sohn verschwiegen.
„Mom?"
Als Jeb die zarte Kinderstimme hörte, drehte er sich sofort um. Den Daumen im Mund, stand ein kleiner Junge in der Tür und hielt vor sich eine blaue Babydecke. Er trug ein grünes T-Shirt und Jeans, seine kleinen Füße waren nackt.
Jeb hatte das Gefühl, als würde die Zeit stillstehen. In diesem Moment war alles andere unwichtig. Wichtig war nur noch der kleine Junge, der dort stand. Begeisterung und Liebe durchströmten sein Herz, als er dieses Kind sah. Wie gern würde er es berühren, ihm nur einmal übers Haar streichen. Jetzt war es Jeb auch klar, dass Amanda in ihm sofort den Vater ihres Adoptivsohnes erkannt hatte. Die Ähnlichkeit verblüffte selbst ihn. Es gab gar keinen Zweifel, dies war sein Sohn.
Am liebsten würde er aufstehen, den kleinen Jungen an die Hand nehmen und sagen: „Du, ich bin dein Dad, komm mit mir nach Hause. Du gehörst zu mir." Aber so einfach war das alles nicht.
Aus großen Augen blickte der Kleine von einem zum anderen.
„Komm zu mir, Kevin. Bist du gerade wach geworden?" Amandas Stimme klang jetzt zärtlich und liebevoll.
Erstaunt schaute Jeb einen Moment die Frau an, die
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