Breite Schultern, heiße Kuesse
hoch, ihre Blicke trafen sich und hielten einander fest. Verflixt, er wollte dieses Durcheinander seiner Gefühle nicht. Aber gleichzeitig faszinierte ihn ihr weicher Mund, und er stellte sich vor, wie es wohl wäre, diese schön geschwungenen Lippen zu küssen. Als Jeb merkte, welch abwegigen Gedanken er sich hingab, wandte er sich so heftig ab, dass er gegen einen Stuhl stieß, der nun fast umkippte.
Du liebe Güte, was war nur mit ihm los? Er reagierte auf diese Frau ja wie ein Teenager.
Dabei legte Amanda es überhaupt nicht darauf an, ihn zu verführen. Er sollte sich darauf besinnen, was er hier eigentlich wollte. Er war gekommen, um ihr das Liebste, was sie hatte, wegzunehmen. Ob sie wohl so vernünftig wäre und einsah, dass er als Kevins Vater die ersten Rechte an dem Kind hatte und dass sie ihm seinen kleinen Sohn gar nicht vorenthalten konnte?
Hoffnung regte sich in ihm. Vielleicht war Amanda ja so vernünftig und verstand das.
Aber als er in ihre Augen sah, wusste er, dass sie um ihren Adoptivsohn kämpfen würde.
Das Abendessen verlief überwiegend schweigend und war ein wenig anstrengend. Jeder bemühte sich, höflich zu sein, aber Jeb wie Amanda waren in Gedanken mit dem Problem beschäftigt, das sie gemeinsam betraf. Jeb beobachtete Kevin. Er schien wirklich sehr scheu zu sein, was ihm Sorgen machte. Andererseits war der Junge der Einzige am Tisch, der mit Appetit aß. Sein Makkaroniberg wurde jedenfalls schnell kleiner.
„Sie waren also in der Armee?" fragte Amanda.
„Ja, bei der Aire Force. Ich war Fallschirmspringer." Offenbar passte ihr das nicht, denn erschrocken holte sie Luft.
Wahrscheinlich gefiel ihr überhaupt nichts von dem, was er machte.
„Haben Sie noch Kontakt zu Cherie?" fragte er.
„Während der letzten drei Jahre nicht mehr." Amanda schaute Kevin liebevoll an, und Jeb fragte sich, ob der Kleine wusste, dass sie nicht seine leibliche Mutter war.
„Sie ist Country-Sängerin geworden, ich habe von ihr CDs in Plattenläden gesehen", sagte er.
„Die habe ich wohl auch gesehen. Sie soll auch wieder verheiratet sein."
„Ja, sie hat den Schauspieler Ken Webster geheiratet. Das ist ihre dritte Ehe", fügte Jeb emotionslos hinzu.
„Sie wissen aber viel über Ihre Exfrau."
„Ja, ich hatte einen Detektiv beauftragt." Jeb merkte, dass er gar nicht bei der Sache war, seine Gedanken kreisten um das anstehende Problem. Aufmerksam schaute er Kevin an. „Wie alt bist du?" fragte er ihn leise.
Kevin hielt drei kleine Finger hoch.
„Drei Jahre bist du schon? Da bist du ja schon richtig groß. Gehst du auch schon in den Kindergarten?"
Kevin schüttelte den Kopf.
„Ich habe ihn für den kommenden Herbst angemeldet", sagte Amanda.
Es fiel Jeb auf, dass sie Kevin immer wieder zärtlich berührte. War das bei ihr ganz selbstverständlich, oder tat sie das jetzt nur, weil sie befürchtete, ihn zu verlieren? Jeb lehnte sich zurück, er hatte kaum Appetit. Aber er war sehr glücklich, in der Nähe seines Kindes zu sein.
„Sind Makkaroni dein Lieblingsgericht, Kevin?"
Der Kleine schüttelte wieder nur stumm den Kopf.
„Am liebsten isst er Schokoladeneis, dann kommen Schokola denkuchen und Hähnchenschenkel", antwortete Amanda, doch in Gedanken war sie ganz woanders. Was für ein Kampf lag vor ihr? Würde Kevin zu den traurigen Kindern gehören, um die sich zwei Erwachsene stritten? Wie oft hatte sie solche Berichte über Scheidungskinder schon im Fernsehen gesehen - über Kinder, die völlig verunsichert und unglücklich waren, weil kämpfende Eltern sie ohne Rücksicht auf deren Gefühle zwischen sich hin-und herrissen.
Die Vorstellung machte Amanda ganz krank. Jeb wollte seinen Sohn, das sah sie an der Entschlossenheit in seinen dunklen Augen. Aber sie sah auch seine Zärtlichkeit und Liebe zu dem Kind.
Genau diese Erkenntnis war ja das Schlimmste. Damals hatte Cherie ihr geschworen, dass Jeb das Baby nicht wolle. Nur darum hatte sie, Amanda, in die Adoption eingewilligt. Ob ihre Cousine sie tatsächlich so skrupellos belogen hatte? Oder war Jeb unehrlich und hatte das Kind nicht haben wollen und seine Meinung inzwischen nur geändert? Unauffällig sah sie ihn immer wieder prüfend an. Er wirkte aufrichtig.
Für Amanda war es undenkbar, einen herzlosen Kampf um Kevin zu führen - obwohl sie wusste, dass es ihr das Herz zerreißen würde, wenn Jeb ihn ihr wegnähme.
„Sie haben im Garten eine Schaukel", sagte er. „Ist nach dem Essen noch ein wenig Zeit, um draußen zu
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