Brenda Joyce
aller
Größen und Formen.
Gautier
erschien und trat vor die beiden Europäer und Lorraine. »Heute Abend um sieben
würde ich mich über Ihre Gesellschaft freuen«, sagte er. Dann verneigte er
sich und schlug ihr die Tür vor der Nase zu.
Sie schrie
auf und lief dorthin, als sie hörte, wie von außen abgeschlossen wurde. »Sie
schließen mich ein?«, rief sie. »Was ist mit Lorraine?«
»Mrs de
Warenne, lassen Sie nicht zu, dass man uns trennt!«, rief Lorraine unter
Tränen.
»Ihrer Zofe
wird es gut gehen. Ich sehe Sie dann um sieben«, sagte Gautier.
Elysse
hörte seine Schritte, als er hinausging und eine weitere Tür abschloss. Dann hörte
sie Lorraine weinen.
Der Schock
drohte sie zu überwältigen, dazu kam die Erschöpfung. Wie benommen drehte sie
sich langsam einmal um sich selbst und sah sich in dem entsetzlichen
schmutzigen Raum um. Tränen stiegen ihr in die Augen.
Sie hatten
sie von Lorraine getrennt. Sie fürchtete sich vor dem, was sie ihrer Zofe
vielleicht antun würden. Lorraine war weder von einem Titel noch von einem
Vermögen geschützt. Es kamen noch mehr Tränen.
Sie wurde
gefangen gehalten, um ein Lösegeld zu erpressen. Vermutlich würde es einen
Monat dauern, bis Gautiers Lösegeldforderungen ihre Familie in Großbritannien
erreicht hatten. Weitere drei bis vier Wochen würde es dauern, bis es gezahlt
wurde. Ihr Herz drohte stillzustehen. Falls das überhaupt klappte!
Jetzt erinnerte
sie sich an die Geschichten von Ladies, die auf hoher See entführt wurden und
von denen nie wieder irgendjemand etwas hörte. Das durfte ihr nicht passieren!
Wenn du
dich verloren glaubst, werde ich dich finden. Wenn du in Gefahr bist, werde ich
dich beschützen.
Alexis
Worte, vor mehr als einem Jahrzehnt gesprochen, gingen ihr nicht aus dem Sinn.
Sie hörte sie so laut und deutlich, als befände er sich bei ihr im Zimmer. Sie
glaubte an ihn. Aber sie hatte solche Angst!
Sie trat
ans Fenster und sah hinaus. Der Hafen von Whydah war schön. Das Wasser
glitzerte tiefblau wie ein Edelstein, die Segel strahlten hell und weiß, die
Sonne schien. Aber ihr liefen die Tränen über die Wangen, bis ihr Blick
verschleiert war und sie nichts mehr von dieser Schönheit erkennen konnte.
Sie presste
eine Hand auf ihre Brust, direkt über ihrem schmerzenden, wunden Herzen.
»Alexi«, flüsterte sie, »Bitte finde mich. Bitte.«
Kapitel 19
Holt das Toppsegel ein«, rief Alexi und sah an den
Schiffen vorbei, die im strahlend blauen Meer vor Anker lagen. Er war nur noch
zwei Meilen von Cape Coast Castle entfernt.
»Aye,
Kapitän!«, rief einer der Offiziere, und seine Männer beeilten sich, den
Befehl auszuführen.
Sein Herz
schlug heftig, als er durch das Teleskop zu der Festung hinsah. Er hatte noch
nie so eine Angst empfunden, wie er sie jetzt um Elysse hatte. Von seiner
Schwester hatte er erfahren, dass Elysse eine Passage auf der Odyssey erstanden
hatte, um ihm nach China zu folgen. Er konnte sie sich nicht allein auf See
vorstellen, mit nur einer Zofe als Begleitung. Seine Nächte waren unruhig und
voller Qualen gewesen, ehe er erfahren hatte, dass sie unterwegs nach China
war. Jetzt konnte er überhaupt nicht mehr schlafen und wenn, dann hatte er
Albträume und empfand tiefes Bedauern. Jeder Zweifel an dem Ausmaß seiner Liebe
oder an seiner Entscheidung, die Verantwortung als Ehemann zu übernehmen, war
verschwunden.
Er war vor
der Küste Portugals gewesen, die Coquette war mit vierzehn Knoten unter
vollen Segeln und mit leeren Frachträumen gelaufen, als er erfahren hatte, dass
die Odyssey vor Cape Coast gesehen worden war. Diese Information hatte
er von einem vorüberfahrenden portugiesischen Schiff bekommen. Sie hatten die
Sprache aller Kapitäne benutzt – Signalflaggen. Nach einer Woche auf See war er
auf fünfzehn Schiffe getroffen, aber bis dahin hatte keines die Odyssey gesehen.
Die Nachricht hatte ihn erschreckt.
Die Odyssey hätte auf dem Weg nach China sein sollen. Es gab keinen Grund für sie, vor
der westafrikanischen Küste vor Anker zu gehen. Die Nordostwinde sollten sie
sogar von der Küste fernhalten.
Er hatte
schon drei Tage in London damit verbracht, Auskünfte über die Odyssey einzuholen,
über die Schiffseigner und den Kapitän. Sein erster Impuls hatte ihm geraten,
sofort unter vollen Segeln Kurs
auf China zu setzen. Aber die Coquette musste ihre Fracht ausladen, und
diese Zeit hatte er ausgenutzt. Die Odyssey gehörte einer angesehenen
Glasgower Schifffahrtsgesellschaft,
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