Brenda Joyce
wirklich wollte, vermochte er oftmals nicht klar zu
denken.
Cliff
überraschte sie alle, indem er sagte: »Elysse O'Neill ist eine reizende junge
Dame.«
»Ich glaube
nicht, dass ich jemals zuvor eine schönere Frau getroffen habe«, erwiderte
Montgomery knapp. »Oder eine so charmante.«
Alexi war
fassungslos. Wollte Montgomery nur höflich sein – oder war er wirklich in
Elysses Bann geraten? Er klang sehr ernsthaft. »Sei vorsichtig, mein Freund,
oder sie wird dich schon bald an der Nase herumführen, wie sie es mit all ihren
Verehrern tut.«
»Alexi!«
Amanda sah ihn fassungslos und missbilligend an. »Das war schrecklich
unhöflich!«
Alexi
drehte die Untertasse herum. »Nun, ich sorge mich nur um meinen Freund. Es ist
nicht nötig, dass ihm das Herz gebrochen wird. Elysse tut niemandem absichtlich
weh«, fügte er hinzu und wusste, dass das stimmte. »Aber sie ist sehr
kokett und sich ihrer Wirkung auf Männer bewusst. Ich habe zugesehen, wie sie
Verehrer sammelt, seit sie zwölf oder dreizehn war. Sie ist geübt darin. Und
ehrlich gesagt scheint sie heute noch ungenierter, als sie es bei meiner
Abreise war.«
Cliff
schüttelte den Kopf. »Dieses Gespräch ist äußerst unangemessen, Alexi.«
»Es schadet
nichts zu kokettieren«, sagte Amanda zu ihm. Es klang wie eine
Zurechtweisung.
Montgomery
fügte hinzu: »Bei mir zu Hause wird eine Lady, die die Männer nicht umgarnen
kann, als seltsam angesehen. In Maryland gilt es geradezu als Kunst, zu
kokettieren.«
Alexi
verschränkte die Arme vor der Brust und runzelte die Stirn. Er wusste selbst
nicht, was ihn dazu gebracht hatte, so abwertend von Elysse
zu sprechen, noch dazu vor seinem Freund, der nicht zur Familie gehörte.
»Ich denke,
du solltest Abstand wahren, William. Ihr Charme kann fatal sein.«
Auf
Montgomerys Gesicht breitete sich langsam ein Lächeln aus. »Sprichst du aus
eigener Erfahrung, Alexi?«
Alexi
erstarrte. »Ich hatte noch nie ein gebrochenes Herz – und ich habe auch nicht
vor, das zu erleben.«
»Du weißt,
dass wir auf unseren Reisen nur selten Frauen treffen. Die letzte Nacht war
sehr erfreulich – ich freue mich schon auf die Gesellschaft all der Damen
hier.« Der Navigator nahm seine Tasse und trank einen Schluck.
Seine
Absichten waren deutlich. Er wollte Elysse wiedersehen. Alexi sah ihn
nachdenklich an. Es war ihm wirklich egal, wenn Montgomery und Elysse ein- oder
zweimal miteinander schäkerten, solange Montgomery sich respektvoll verhielt.
Wahrscheinlich gab überhaupt keinen Grund zu glauben, dass sein Navigator sich
jemals anders benehmen würde – sie waren nicht in Lissabon, Malta oder Singapur
– aber er fühlte sich weiterhin beunruhigt. Er spürte, dass Montgomery sich
mehr für Elysse interessierte, als es ihm guttat – oder ihr. Soweit es Elysse
betraf, traute er seinem Navigator einfach nicht, wie er es Elysse schon am
vergangenen Abend gesagt hatte. »Wisst ihr, Dublin ist eine unterhaltsame
Stadt. Wir sollten ein paar Tage dort verbringen, ehe wir nach London
zurückkehren.«
Montgomery
antwortete nicht.
»Bitte fahr
nicht so schnell wieder weg«, sagte Amanda und erhob sich von ihrem
Stuhl. Sie stellte sich hinter Alexi und legte ihre Hand auf seine Schulter.
»Wir haben dich alle so sehr vermisst.«
Alexi
wusste, dass er seine Familie nicht enttäuschen konnte. Er lächelte seiner
Stiefmutter zu. »Ich verspreche, nicht zu schnell abzureisen.«
»Gut.«
Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange und entschuldigte sich dann.
»Darf ich
eine Frage stellen?«, wollte Montgomery wissen. Alexi sah ihn an, während
sein Vater sich wieder der London Times widmete.
»Warum ist
Elysse nicht verheiratet?«
Alexi hätte
sich um ein Haar verschluckt. Ehe er etwas sagen konnte, raschelte Cliff mit
seiner Zeitung und antwortete: »Ihr Vater
möchte, dass sie aus Liebe heiratet. Das hat Devlin oft genug gesagt.«
Montgomery
setzte sich aufrecht hin. »Gewiss will er für sie einen Gentleman finden, mit
einem Titel und reichlich Vermögen.«
»Ich bin
sicher, dass er sich für Elysse alle Privilegien wünscht, aber vor allem möchte
er, dass in ihrer Ehe wirkliche Zuneigung existiert«, sagte Cliff. Er
legte die Zeitung weg. »Ich fürchte, ich muss heute einige Pächter besuchen,
Alexi. Möchtest du mitkommen?«
Montgomery
war offenbar überrascht von Cliffs Antwort, und ebenso offensichtlich dachte er
nach. Alexi glaubte es kaum. Sein Navigator hatte doch nicht etwa vor zu
heiraten? Er konnte nicht anders,
Weitere Kostenlose Bücher