Brenda Joyce
ungern verlieren würde«, sagte Elysse endlich.
»Im
Gegensatz zu dem, was die anderen denken, weiß ich, dass du meinem Bruder
niemals untreu warst. Aber Alexi weiß das nicht.«
Elysse biss
sich auf die Lippe. Sie konnte Ariella nicht den wahren Grund für ihre Treue
gestehen. Sie war Alexis Schwester, und sie würde sich einmischen, wenn sie
glaubte, dass dies in ihrer beider Interesse sein würde. »Ich werde nicht über
mein Privatleben sprechen, Ariella.«
»Ich weiß,
du möchtest alle glauben machen, dass du ein Freigeist bist, eine unabhängige
Frau, die sich alle Liebhaber nimmt, die sie möchte.« Ariella ging zum
Schreibtisch und starrte auf die Papiere,
die dort lagen. »Ich bin immer noch nicht sicher, ob ich das Richtige tat, als
ich Alexi dazu brachte, in die Oper zu gehen. Nebenbei bemerkt glaube ich
nicht, dass er eine Affäre mit Louisa beginnen wird. Wie kommt ihr beide denn
miteinander zurecht, du und Alexi?«
Elysse
zögerte. Die Bemerkung über Louisa überraschte sie. »Nicht sehr gut. Ich
versuche ihn zu überreden, so zu tun, als genieße er es, mit mir verheiratet
zu sein, um meinen Stolz zu wahren, sodass wir der Gesellschaft gemeinsam die Stirn
bieten können. Es ist keine leichte Aufgabe.«
»Verführe
ihn.«
Elysse
erstarrte. »Wie bitte?«
»Ich
glaube, du hast mich sehr gut verstanden«, sagte Ariella mit einem
wissenden Lächeln. »Elysse, Männer sind Dummköpfe, wenn es um schöne Frauen
geht, die sie begehren. Alexi bildet da keine Ausnahme.«
Elysse
stockte der Atem. »Du musst verrückt geworden sein! Er hat Frauen in der ganzen
Welt! Ich bin ihm völlig egal!« Doch noch als sie das sagte, erinnerte sie
sich daran, wie er sie mit unverhohlenem Begehren angesehen hatte. Er war ein
verführerischer und sinnlicher Mann. Als sie daran dachte, wie offensichtlich
es gewesen war, dass er sie begehrte, wurde ihr heiß.
War es
möglich, dass Ariella recht hatte? Begehrte er sie wirklich? Oder wollte er
ihr nur wehtun in diesem schrecklichen Streit, den sie miteinander führten?
»Wann immer
ich mich nach einem Streit mit Emilian versöhnen will, locke ich ihn ins
Bett«, erklärte Ariella strahlend. »Am nächsten Tag frisst er mir aus der
Hand.«
Elysse ging
in dem hellen Salon auf und ab. Sie würde Ariella nicht sagen, dass sie Alexi
nicht einmal verführen musste. Sie musste nichts weiter tun, als ihm sagen,
dass sie seine Bedingungen für ihr Zusammenleben akzeptierte. Sie ging zum
Schreibtisch, auf dem die
Gästeliste lag, die sie zusammenstellte. »Am Freitag werde ich ein Abendessen
geben. Wollt ihr kommen, du und Emilian?«
»Natürlich werden wir
kommen.« Ariella berührte ihren Arm. »Du bist traurig, Elysse. Leugne es
nicht. Und der Grund für deinen
Herzschmerz ist mein Bruder.«
Sie konnte
Ariella nicht sagen, dass es die Vergangenheit war, die zwischen ihnen stand.
»Alexi bedauert es, mich geheiratet zu haben. Er hat es mir selbst gesagt.
Unsere Streitigkeiten sind sehr unerfreulich. Ich fürchte mich vor unserer nächsten
Begegnung.« Das wenigstens war die Wahrheit.
»Es stimmt,
dass er im Alter von einundzwanzig Jahren noch nicht heiraten wollte – deshalb
würde ich auch gern wissen, warum er dich damals geheiratet hat«, sagte
Ariella. »Du hast mir nie erzählt, was in jener Nacht wirklich passiert
ist.«
»Wir wurden
in einer leidenschaftlichen Umarmung ertappt, du erinnerst dich?«, sagte
Elysse. Ariella lachte höhnisch, und Elysse sprach
schnell weiter. »Wir müssen es einfach schaffen, irgendwie miteinander
zurechtzukommen.« Sie hatte den Satz kaum beendet, als sie Schritte in der
Halle hörte. Ihr Herz schlug schneller bei dem Gedanken an das, was jetzt
kommen würde.
Alexi
erschien an der Tür und sah sofort zu ihr hin.
Ihr Herz
schien einen Moment lang stillzustehen, um dann umso schneller
weiterzuschlagen. Er war für eine Nachmittagsausfahrt gekleidet,
in Reitrock, einer hellen Hose und Stiefeln, so beeindruckend und kühn wie
immer. Offensichtlich war ihm das bewusst, denn er lächelte sie an.
Sie
erinnerte sich, dass er nicht kühn war, nicht gut aussehend und auch nicht
verführerisch. So etwas durfte sie nicht denken!
Sie
fürchtete sich – seit dem Streit von Samstagnacht hatte sie ihn schließlich
nicht mehr gesehen. Und es fühlte sich immer noch seltsam an, sich in seinem
Haus aufzuhalten.
Er ließ den
Blick über ihre Gestalt gleiten. Sie trug ein schlichtes elfenbeinfarbenes
Hauskleid, hochgeschlossen und mit langen
Weitere Kostenlose Bücher