Brenda Joyce
gern gehabt.
Jetzt hatte
sie Angst, dieses Gespräch fortzusetzen. Sie hatte schon vor Jahren aufgehört,
an Montgomerys Angriff zu denken. Es war Alexis Verrat gewesen, der ihr so viel
Kummer und Sorgen verursacht hatte. Aber sie begann zu verstehen, warum er sie
am Altar hatte stehen lassen. Er war einundzwanzig Jahre alt gewesen. Er hatte
sich freiwillig bereit erklärt, sie zu heiraten – aber erst nach einem
tödlichen Kampf mit dem Mann, der einst sein guter Freund gewesen war.
Nach all
diesen Jahren war es ihr gelungen, sich selbst ihre klägliche Rolle in der
schrecklichen Tragödie zu verzeihen. Aber sie hatte Montgomery nicht so gut
gekannt wie Alexi. »Es war ein Unfall.«
»Vielleicht.
Aber ich habe ihn getötet – nicht mit Absicht, aber dennoch habe ich Montgomery
umgebracht«, sagte Alexi. Seine Augen glitzerten verräterisch.
In diesem
Moment erkannte sie, dass er sich selbst immer noch die Schuld gab an dem
unglücklichen Tod des Amerikaners. »Alexi, es war nicht deine Schuld.«
Er lachte
spöttisch. »Aber du hast ihn in den Tod geführt.«
Sie
erschrak und trat einen Schritt zurück. »Du gibst mir die Schuld? Ich bin
hinausgegangen, um im Mondschein spazieren zu gehen. Ich habe erwartet, dass
Montgomery sich wie ein Gentleman benimmt.«
»Ich habe
dich mehrfach gewarnt, und du hast ihn absichtlich herausgefordert, um mich
eifersüchtig zu machen.«
Sie spürte
das Bücherregal an ihrem Rücken. Die Luft zwischen ihnen schien vor Spannung zu
vibrieren. Alexis Blick war ebenso vorwurfsvoll wie sein Tonfall.
»Ich bedaure,
was ich getan habe, Alexi. Du hast recht. Ich habe ihn herausgefordert. Ich
dachte, ich könnte mich in ihn verlieben, falls das als Entschuldigung gelten
kann. Aber ich wusste, wie nahe ihr euch steht. Auf dem Ball wollte ich dich
dummerweise eifersüchtig machen. Es tut mir leid.«
»Ich werde
jene Nacht niemals vergessen, Elysse, und auch nicht das, was damals geschehen
ist.«
Er hasste
ihre Ehe, weil sie auf dem Tod seines Freundes aufgebaut war. In diesem
Augenblick verstand sie, dass es niemals eine harmonische Ehe zwischen ihnen
geben konnte. Sie würden nie eine gemeinsame Basis finden und niemals Frieden
schließen – es würde nie mehr so sein, wie es einst war.
Ihre
Freundschaft war wirklich und wahrhaftig vorbei. Er würde sie nie wieder in
seine Arme nehmen und sie fragen, ob es ihr gut ging. Er würde sie nie wieder
anlächeln, voller Wärme und Herzlichkeit. Es gab keine Hoffnung für sie – nicht
solange Alexi von der Erinnerung an Montgomery verfolgt wurde. Nicht, solange
er ihr und sich selbst die Schuld an seinem Tod gab.
Die
Vergangenheit lag wie ein tiefer Abgrund zwischen ihnen.
Sie empfand
tiefes Bedauern und konnte nicht unterdrücken, dass sie heftig zu zittern
begann. Der Herzschmerz kehrte zurück. Sie wusste, sie durfte das nicht
zeigen. Doch er sah sie aus zusammengekniffenen Augen an, als sie sagte: »Ich
habe gelernt, mit der Schuld zu leben, Alexi. Ich war jung und naiv. Ich bedauere
das alles. Aber ich mag nicht mehr daran denken. Ich weiß, es war ein
schrecklicher, unglücklicher Unfall. Niemand trägt die Schuld daran.«
»Wenn du
das glauben kannst, dann hast du Glück.« Seine Stimme war schroff und
abweisend.
Hatte sie
je so tiefen Schmerz empfunden? »Ich habe aus meinen Fehlern gelernt. Ich
glaube, dass niemand dafür verantwortlich war.«
Er sah sie
an, und sein Blick beunruhigte sie. »Wenn ich es nicht besser wüsste, dann
würde ich glauben, dass du dich verändert hast. Was du sagst, klingt beinahe
vernünftig.«
Offenbar
wollte er sie kränken. »Ich habe mich verändert. Ich bin nicht mehr das dumme,
selbstsüchtige Mädchen, das ich einmal war.«
Er zog die
Brauen hoch. »Wirklich? Wo du doch ganz offensichtlich mit Blair
spielst?«
»Ich spiele
mit niemandem«, erwiderte sie förmlich. Sie konnte nicht erklären, dass
sie Blair wirklich gernhatte.
Sein Blick
wurde hart, als könnte er ihre Gedanken lesen. Vor langer Zeit hatte er sie
stets mühelos durchschauen können. Sie bezweifelte, dass das noch immer so war.
»Er ist ganz hingerissen von dir, aber das weißt du. Du erwiderst seine Gefühle
nicht – das ist ein Déjà-vu.«
Es dauerte
einen Moment, ehe sie etwas erwidern konnte. »Offénsichtlich«, sagte sie
kurz, »steht die Vergangenheit wie ein großes Hindernis zwischen uns. Was
werden wir jetzt tun?«
Er musterte
sie. »Oh, so ein oder zwei Dinge würden mir schon einfallen. Unsere
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