Brenda Joyce
er nicht gewollt hatte. Unter dieser Voraussetzung konnte sie nicht
mit ihm schlafen. Ihm eine solche Intimität zu gewähren, wenn er ihr doch
weiterhin Vorwürfe machte, wäre zu schmerzlich für sie.
Alles, was
er gesagt hatte, brachte sie zur Verzweiflung. Immer noch warf er ihr ihre
Taten vor, sowohl die aus der Vergangenheit als auch
die von heute. Er weigerte sich, die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass
sie sich verändert haben könnte. Es schien fast, als wäre er entschlossen, sie
als die dumme, selbstsüchtige Kokette zu sehen.
Sie
verstand, warum er das Gefühl hatte, zu dieser Ehe gezwungen worden zu sein,
auch wenn das niemals ihre Absicht gewesen war. Gewiss
würde er das irgendwann erkennen. Aber jetzt kannte sie den Grund für seinen
Zorn: Ihretwegen war sein Freund gestorben, und trotzdem war Alexi mit ihr
verheiratet. In seiner Vorstellung war das so einfach.
Es
schmerzte sie, an die Freundschaft zu denken, die sie einst verbunden hatte,
und was nun aus ihnen geworden war.
Sie sehnte
sich danach, in der Zeit zurückgehen zu können, wo Montgomery noch nicht tot
gewesen war, als Alexi noch der faszinierendste Junge gewesen war, den sie je
getroffen hatte – ein Junge, der sie bewunderte und alles für sie tun würde.
Mochte sie
ihn noch? War das möglich? Hoffentlich nicht! Sie hatte schreckliche Angst
davor, dass sie ihn immer noch liebte – dass sie ihn seit Jahren vermisste.
Sie erhob
sich. Reginald ließ die Freundinnen allein, und Ariella trat in die Mitte des
Raums. Elysse war froh, Gesellschaft zu haben. Sie
hatte keine Zeit, sich selbst zu bemitleiden. »Warum um alles in der Welt hast
du Alexi in die Oper eingeladen, Ariella? Es war eine Katastrophe.« Aber
ihrer besten Freundin konnte sie nie lange böse sein, und das wussten sie
beide.
Ariella
verzog das Gesicht. »Ich hoffte, es würde etwas Gutes dabei herauskommen, wenn
ihr beide zusammentrefft.«
»Wir leben
zusammen, falls du das noch nicht bemerkt haben solltest.«
»Ich habe
bemerkt, dass Alexi und Stephen gestern Nachmittag auftauchten und vergeblich
versuchten, meinen Gemahl zum Ausgehen aufzufordern, als wäre Emilian noch
immer ein Junggeselle.« Sie legte einen Arm um Elysses Taille. »Ich habe
auch bemerkt, dass Alexi sehr eifersüchtig ist auf Blair, Elysse. Vielleicht
hatte es doch seine guten Seiten, dass er in der Oper war. Und vielleicht
solltest du dir überlegen, ob du die Freundschaft mit Thomas
weiterführst.«
Elysse
erschrak. »Ich kann dir versichern, Alexi ist nicht eifersüchtig. Es ist ihm
egal, was ich tue.« Hatte er das nicht mehrmals gesagt?
»Das kannst
du nicht wirklich glauben«, gab Ariella zurück.
»Glaubst du
etwa, es liegt ihm etwas an mir?« Elysse konnte sich das nicht vorstellen.
Doch sie musste daran denken, wie sie ihm gesagt hatte, er könnte seine vielen
Geliebten behalten, als wäre es ihr vollkommen egal, obwohl doch eigentlich
jedes seiner Verhältnisse ihr schrecklichen Schmerz zufügte.
Ariella
seufzte und trat an die Terrassentür. Sie tat so, als bewunderte sie die
Blumenbeete. »Ich weiß nicht, was er jetzt für dich empfindet. Ich weiß jedoch,
dass er einmal sehr verliebt war in dich. Aber ja, ich glaube, deine Affären
interessieren ihn sehr.«
Elysse
zitterte. »Er war nie in mich verliebt, Ariella.«
»Als ihr
Kinder wart, war er völlig hingerissen. Falls du das nicht bemerkt haben
solltest, dann warst du die Einzige.«
War das
möglich? Als sie sich bewusst wurde, wie sehr sie sich wünschte, dass es
stimmte, schüttelte sie diesen lächerlichen Gedanken ab. »Es ist egal, was er
fühlte, als er acht Jahre alt war.«
Ariella
drehte sich zu ihr um »Er ist sehr stolz. So wie du auch. Gestern konnte jeder
sehen, dass es dir nicht egal war, dass er mit einer anderen Frau ausging, und
dass es ihm ebenso wenig gefiel, dich mit Blair zusammen zu sehen. Er wird nur
bis Juni oder Juli in der Stadt sein, Elysse. Kannst du die Sache mit Blair
nicht beenden, wenigstens vorübergehend, damit du eine Chance hast, die Sache
mit meinem Bruder zu klären?«
Wenn Elysse
geglaubt hätte, dass es ihrer Ehe helfen würde, wenn sie ihre Freundschaft zu
dem Bankier aufhob, dann hätte sie das in Erwägung gezogen. Aber Alexi war ein
unverbesserlicher Schürzenjäger. Würde er seine Affären beenden? Würde er sie
in die Stadt begleiten, wie ein Ehemann dies bei seiner Frau tat? Es hatte sich
doch nichts verändert. »Blair ist mir ein guter Freund, Ariella, einer, den
ich
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