Brenda Joyce
die Augen der Frau
schließen.«
Die Detectives blickten
einander an. Ganz offensichtlich hielten sie Bragg für verrückt.
Auch
Francesca war verwundert. Sie hätte gern gewusst, warum er so etwas verlangte –
von einer solchen Vorgehensweise hatte sie noch nie gehört. Aber es schien ihr
eine gute Idee zu sein.
»Dann
sperren Sie bitte den ganzen Garten ab«, fügte Bragg hinzu. »Ich möchte, dass
das komplette Grundstück noch heute Abend von einem Sonderkommando abgesucht
wird. Suchen Sie die Mordwaffe und alles andere, was der Mörder zurückgelassen
haben könnte.«
»Als da
wäre?«, fragte Murphy.
»Ein Fetzen
von seinem Mantel. Ein Streichholz. Ein Geldstück. Ich möchte alles sehen, was
Sie in diesem Garten finden, ob Sie nun glauben, dass es dem Mörder gehört
oder nicht.«
Francesca
starrte Bragg an und fragte sich, warum er sich dieses Falles annahm. Immerhin
hatte er bereits genug damit zu tun, die gesamte Polizeibehörde zu leiten und
zu reformieren. Sein Verhalten erweckte ihr Misstrauen. Offenbar war etwas
Bedeutenderes im Gange, als es den Anschein hatte.
»Sir, bitte
verzeihen Sie«, sagte ein Detective. »Aber im Garten liegt der Schnee gut
dreißig Zentimeter hoch. Wie ...«
»Schaufeln
Sie ihn auf und sieben Sie ihn durch wie Mehl«, erwiderte Bragg. Dann wandte er
sich zu Francesca um.
»Miss
Cahill? Ich werde Sie jetzt nach Hause bringen.«
An seiner Seite schritt
Francesca auf das stattliche Automobil zu. Dabei stieß sie mit ihrer Hüfte aus
Versehen gegen die seine. »Haben Sie den Tatort verändert?«, fragte er.
»Nun, ich habe die Leiche
ausgegraben und bin ein wenig umhergelaufen.« Als sie seinem strafenden Blick
begegnete, schaute sie rasch weg.
Er verharrte plötzlich und
drehte sich noch einmal zu seinen Männern um. »Murphy!«
Murphy
stürzte auf ihn zu. »Jawohl, Sir?«
»Schicken
Sie einen Streifenpolizisten zum Haus der Cahills. Er soll dort die Schuhe
mitnehmen, die Miss Cahill gerade trägt. Bevor Sie den Schnee aufschaufeln,
suchen Sie nach Abdrücken, die nicht von Miss Cahills Schuhen stammen.«
»Jawohl,
Sir«, erwiderte der Inspector, wobei er praktisch salutierte.
»Sollten Sie andere Fußabdrücke
finden – was ich bezweifele –, so lassen Sie die Umrisse von jemandem
nachzeichnen. Vielleicht werden wir unseren Mörder eines Tages durch die Größe
seiner Füße identifizieren.«
»Jawohl,
Sir«, rief Murphy sichtlich beeindruckt.
»Das wäre alles«, erklärte
Bragg. Als Murphy ging, wandte er sich wieder Francesca zu. »Wir müssen uns
Ihre Schuhe ausborgen«, sagte er.
»Das macht
nichts. Ihre Anweisungen sind ziemlich beeindruckend, Bragg. Warum die
Fotografien?«, fragte sie neugierig. Er sah sie an, als er die Beifahrertür
öffnete, antwortete aber nicht.
Sie blieb
neben dem Automobil stehen. »Bragg?«
Er seufzte.
»Sie werden es ja früher oder später ohnehin erfahren. Ich bin mir sicher, dass
die Schmierfinken, die im Präsidium auf eine Story lauern, Wind von der Sache
bekommen werden.«
Francesca
spürte, wie sich ihr Körper vor Erwartung – und vor Furcht – anspannte. »Was
denn für eine Sache?« Bragg warf ihr einen resignierten Blick zu. »Sie ist
nicht die Erste. Vor einem Monat, kurz nach meinem Amtsantritt, wurde
eine andere junge Frau auf die gleiche Weise ermordet. Oder zumindest macht es
den Anschein, als handele es sich um die gleiche Art und Weise.«
»Der anderen Frau wurde auch
ein Kreuz in die Kehle geschnitten?« Bei der Erinnerung daran drehte sich
Francesca der Magen um.
Er nickte. »Ja. Und ihre Hände
lagen ebenfalls wie zum Gebet gefaltet auf der Brust.«
Dieses Detail war Francesca gar
nicht aufgefallen. Sie zitterte vor Angst. »Bragg? Haben Sie deshalb darum
gebeten, dass der Tatort fotografiert wird ... falls es wieder passieren
sollte?« Er nickte. »Ja, Francesca. Für den Fall, dass unser Mörder ein drittes
Mal zuschlägt.«
»Wir haben es also mit einem
Wahnsinnigen zu tun?«
»Es hat ganz den Anschein«,
bestätigte Bragg.
Das große, schwarze Automobil stand mit laufendem Motor vor
dem Haus der Cahills. Obwohl jede Verzögerung gefährlich werden konnte –
Andrew und Julia kehrten immer spätestens um 23 Uhr von ihren abendlichen
Vergnügungen heim, und Francesca musste unbedingt vor ihnen zu Hause sein –,
rutschte sie auf dem Beifahrersitz ein wenig herum, damit sie Bragg besser sah.
Er war während der kurzen Fahrt
still und nachdenklich gewesen, und Francesca ahnte, warum.
Auch
Weitere Kostenlose Bücher