Brenda Joyce
»Andrew,
ich habe dir ja prophezeit, dass sie auf diese Weise reagieren wird.«
Andrew sagte: »Deine Mutter hat
Recht. Es ist an der Zeit, dir einen Ehemann zu suchen.«
In diesem
Moment fühlte sich Francesca, als hätte man ihr den Boden unter den Füßen
weggezogen, und ein Gefühl der Übelkeit überkam sie. Ihr Vater hatte sie in
ihrem Bestreben, ein Blaustrumpf und eine Reformistin zu
werden, sonst stets unterstützt. Und bisher hatte er es auch nicht eilig
gehabt, sie zu verheiraten. Francesca hatte sogar geglaubt, dass ihr Vater es
gar nicht gerne sähe, wenn sie aus dem Haus ginge. »Das kann doch nicht dein
Ernst sein, Papa«, sagte sie mit zitternder Stimme.
»Und ob es das ist«, erwiderte
Julia. »Wir sind die halbe Nacht wach gewesen und haben über dich geredet. Ich
werde es nicht dulden, dass meine Tochter sich in den schlimmsten Vierteln
herumtreibt, sich mit Betrügern und Ganoven abgibt und Mördern hinterherjagt.«
»Vielleicht
wird der richtige Mann einen beruhigenden Einfluss auf dich ausüben,
Francesca«, fügte Andrew hinzu. »Seit Bragg zum Polizei-Commissioner ernannt
worden ist und in der Stadt weilt, hast du dich wie eine Detektivin aufgeführt.«
Francesca
stand bewegungslos da. Es gab nur einen einzigen Mann, der der Richtige für sie
war, und das war Bragg. Sie hatte nicht vor, einen anderen zu heiraten. »Dafür
gebt ihr doch hoffentlich nicht Bragg die Schuld.« Sie fuhr sich mit der Zunge
über die Lippen und sah Julia an. »Er hatte nichts damit zu tun, Mama. Er hat
sogar immer und immer wieder versucht, mich von meiner Ermittlungsarbeit
abzubringen.«
»Ich bin
nicht blind, Francesca«, sagte Julia leise.
Plötzlich
stiegen Verzweiflung und Angst in Francesca auf. Was meinte ihre Mutter damit?
Hatte sie etwa erraten, was Francesca für Bragg empfand? »Wir sind Freunde. Das
ist alles.«
»Und so
sollte es auch bleiben. Dein Vater hat mir kürzlich erzählt,
dass Bragg eine Frau hat. Wie auch immer, ich werde jedenfalls damit beginnen,
ernsthaft nach einem Ehemann für dich zu suchen.«
Francesca
wollte einfach nicht glauben, was sie soeben gehört hatte. Sie warf ihrem
Vater einen verzweifelten Blick zu. »Papa, du bist doch sicherlich anderer
Ansicht! Außerdem lasse ich mich nicht von irgendjemandem vor den Altar
schleppen. Ihr könnt mich nicht zwingen zu heiraten.«
Andrew
zögerte. Francesca sah ihre Chance und ergriff sie. »Papa, du weißt, dass ich
eines Tages heiraten werde, aber es muss der richtige Mann sein. Und einen
solchen Mann kann man nicht einfach herbeizaubern!«
Julia, die
ebenfalls spürte, dass Andrew ins Wanken geriet, mischte sich ein. »Ich werde
mein Bestes tun, um den richtigen Mann für dich zu finden, Francesca. Und bis
es soweit ist, musst du mit deinem Detektivspielen aufhören.« Sie sah Andrew
an. »Es wäre nicht falsch, einmal mit Bragg zu reden. Ich bin mir sicher, dass
er es nicht gutgeheißen hat, dass sich Francesca in Polizeiangelegenheiten
eingemischt hat. Sag ihm, wie besorgt wir sind.«
»Das war
ohnehin meine Absicht«, erklärte Andrew entschieden.
Bragg und
er waren beide leidenschaftliche Reformisten. Die beiden Männer bewunderten
einander und pflegten einen freundschaftlichen Umgang. Francesca wandte sich
wieder ihrem Vater zu. »Papa? Bragg hatte wirklich keine Ahnung. Ich habe ihm
nicht erzählt, was ich vorhatte. Hätte er es gewusst, hätte er mich nicht
gehen lassen. Mama! Das ist die Wahrheit.«
Julia
schüttelte den Kopf. »Ich habe eine Verabredung zum Mittagessen. Ich bin heute
Abend zu Hause, und wir werden zusammen zu Abend essen«, sagte sie mit
energischer Stimme und warf Francesca einen zornigen Blick zu. Diese wurde
das Gefühl nicht los, dass ihre Mutter beabsichtigte, zu Hause zu bleiben, um
sie zu überwachen.
Als Julia das Zimmer verlassen
hatte und Francesca mit ihrem Vater allein war, wandte sie sich ihm erneut zu.
»Du hast es also gewusst, ja?«
Andrew fuhr
zusammen. »Was gewusst, Francesca?«
»Dass Bragg verheiratet ist.«
Sie gab sich Mühe, ihre Gefühle vor ihrem Vater verborgen zu halten.
»Er hat es
dir also erzählt?«
»Ja, das
hat er.« Sie blieb ganz ruhig und gelassen.
Sein Blick
wanderte mit einer gewissen Besorgnis über ihre Züge hinweg. »Ich habe seine
Frau einmal zu Beginn ihrer Ehe kennen gelernt, als ich in Boston weilte. Daher
wusste ich, dass er verheiratet ist, das ist richtig.«
Sie
schloss die Augen, erinnerte sich an den Moment, als Bragg ihr von seiner
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