Brenda Joyce
an der Bordsteinkante gehalten,
und ein Polizei-Fuhrwerk, in dem offenbar weitere Kriminalbeamte saßen, kam
die Straße heruntergefahren.
Francesca
hätte sich am liebsten in einem Versteck zusammengekauert, war aber viel zu
aufgeregt dazu. Es bestand kein Zweifel daran, dass die Frau, die dort tot im
Schnee lag, am Dienstag zuvor in der Menschenmenge hinter den Reportern
aufgetaucht war, als sie, Francesca, ihr Interview gegeben hatte. Die Frau
hatte Francesca angestarrt, und an ihrem Blick hatte Francesca erkannt, dass
sie ganz offenbar in Schwierigkeiten steckte und von Furcht erfüllt war. Doch
als Francesca versucht hatte, sich ihr zu nähern, hatte die Frau auf dem Absatz
kehrtgemacht und war geflohen, wobei sie fast von einer Kutsche überfahren
worden wäre.
Bei der Erinnerung
an diese Szene schloss Francesca die Augen. Das Atmen fiel ihr schwer. Hätte
sie sich doch nur mit der Frau unterhalten, dann wäre sie vielleicht noch am
Leben! Francesca hörte, wie Braggs Autotür zuknallte, und versuchte ihre Beherrschung wiederzufinden. Nachdem sie die
Leiche gefunden hatte, hatte sie sich kurz auf dem Grundstück umgesehen, aber
keine Spuren von dem Mörder entdeckt. Die Fußabdrücke im Schnee waren ihre
eigenen. Anschließend hatte sie gegen die Haustür gehämmert, um dann festzustellen,
dass sie zu der Nummer 42 auf der East 30th Street gehörte und Mrs Hopper
nebenan wohnte. Die Bewohner der Nummer 42, die Francesca fälschlicherweise
hatte bespitzeln wollen, hatten einen Dienstboten zum Polizeirevier
geschickt, da sie kein Telefon besaßen. Anstatt gemeinsam mit dem Ehepaar auf
die Polizei zu warten, war Francesca wieder nach draußen gegangen und auf der
Suche nach der Mordwaffe die Straße entlanggelaufen.
Bragg hatte ihr einmal erklärt,
dass man eine Mordwaffe für gewöhnlich in der Nähe des Opfers fand. Doch
Francesca hatte nirgendwo ein Messer entdecken können.
Jetzt
stand sie ein wenig abseits vom Tatort und beobachtete Bragg, der sich der
Leiche näherte. Francesca spürte, wie ihr die Brust plötzlich ganz eng wurde,
doch dies lag ausnahmsweise einmal nicht daran, dass sie sich freute, ihn zu
sehen. Sie konnte sich schon denken, warum er persönlich hergekommen war.
Einer der Detectives, ein Mann namens Murphy, den Francesca von den beiden
letzten Kriminalfällen kannte, in denen sie gemeinsam mit Bragg ermittelt
hatte, hatte sie nur kurz befragt und dann gebeten, sich am Tatort zur
Verfügung zu halten. Irgendwie musste er dafür gesorgt haben, dass Bragg von
ihrer Anwesenheit erfuhr.
In diesem
Moment warf er Francesca einen Blick zu, bevor er sich neben die Tote in den
Schnee kniete. Er trug keinen Hut und hatte seinen braunen Wollmantel nicht
zugeknöpft.
Nach einer
Weile begann er sich leise mit Murphy zu unterhalten. Francesca hätte zu gern
gehört, worüber die beiden sprachen.
Sie fragte sich, ob Bragg wohl
sehr wütend war, weil er sie erneut an einem Tatort vorfand. Aber das war ja
schließlich nicht ihre Schuld!
Schließlich
stand Bragg auf, ohne sich die Mühe zu machen, den Schnee von seinen Knien
abzuklopfen, und kam auf Francesca zu. Sie brachte kein Lächeln zustande. »Ich
hatte gar nicht erwartet, Sie hier zu sehen«, presste sie hervor.
»Ich bin
schockiert«, erwiderte er mit bitterernster Miene. Seine Augen funkelten
gefährlich.
»Bragg, es ist nicht so, wie
Sie denken. Es verhält sich wirklich ganz anders, als es aussieht.«
»Haben Sie nun die Leiche
gefunden oder nicht?«, fragte er. Ihr Kinn schoss in die Höhe. »Das habe ich.«
»Dann sagen Sie mir bitte noch
einmal, dass es sich anders verhält, als es aussieht!«, rief er. »Francesca,
das ist einfach unannehmbar. Vor einer Woche erst habe ich Sie neben einer
anderen Leiche vorgefunden. Oder haben Sie das etwa bereits vergessen?«
»Bragg,
bitte!« Sie berührte seine Hand. »Das war etwas anderes! Miss de Labouche hatte
mich gebeten, ihr dabei zu helfen, die Leiche wegzuschaffen. Dieses Mal bin ich
durch Zufall auf die Leiche gefallen.« Sie bemerkte, dass sie zitterte.
»Sie sind
auf die Leiche gefallen?«, fragte er ungläubig. Francesca nickte und
schaute zu dem Baum hinauf. »Ich war da oben.«
»Sie waren auf dem Baum?«
Dieses Mal klang seine Stimme noch ungläubiger.
Sie nickte
finster. »Ich hatte Glück, dass ich mir nicht das Genick gebrochen habe«, fügte
sie aus taktischen Gründen hinzu.
»Sind Sie
verletzt?«, fragte er prompt.
Ihr Trick hatte funktioniert.
Bereitwillig zeigte sie
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