Brenda Joyce
Vater sie auf.
Als sich
Francesca langsam auf einem Sessel gegenüber dem Sofa niederließ, warf Andrew
eine Zeitung auf den Tisch mit der Platte aus Elfenbein, und Francesca
erblickte die riesige Schlagzeile der Sun. Sie zuckte unwillkürlich zusammen.
MILLIONÄRSTOCHTER STELLT
RANDALL-MÖRDER MIT BRATPFANNE
»Ich kann
dir gar nicht sagen, wie bestürzt ich war, als ich diesen Artikel gelesen
habe«, sagte er.
»Und ich
hatte beinahe einen Herzanfall«, fügte Julia hinzu, die sich gar nicht erst
hinsetzte und ihre Tochter kühl anblickte.
»Ich kann
euch das erklären«, sagte Francesca.
»Wenn man diesem Reporter
glauben darf«, sagte Andrew betont ruhig, »dann hast du den Mörder eigenhändig
mit einer Bratpfanne überwältigt.«
Francesca
wusste, dass der Artikel nicht erwähnte, dass sie zuvor von Mary Randall und
ihrem Bruder Bill ans Bett gefesselt worden war. Glücklicherweise hatte sie
diese Tatsache den Reportern gegenüber nicht erwähnt. »Papa, Mama, es war alles
halb so schlimm, wie es sich anhört. Nachdem ich mich mit diesem Hochstapler
getroffen hatte, wurde mir klar, dass er nicht der Mörder sein konnte und Bragg
den falschen Mann verhaftet hatte. Also ging ich zu den Randalls, da immer noch
einige Probleme offen waren, die sich einfach nicht erklären ließen. Ich habe
nur versucht, Bragg zu helfen und der Gerechtigkeit zu dienen. Es war nie
meine Absicht, einen Mörder zu stellen. Ich hatte ja bis zum letzten Moment nicht
einmal die geringste Ahnung, wer der Mörder überhaupt sein könnte!« Es
war jetzt wichtig, dass sie einen klaren Kopf behielt.
Andrew war aufgesprungen. »Du
hast dich auch noch mit einem Hochstapler getroffen? Es ist ja schon schlimm
genug, dass du allein zu den Randalls gegangen bist! Was um alles in der Welt
ist da nur in dich gefahren, Francesca?«
»Papa, es
lag ja überhaupt nicht in meiner Absicht, einem Mörder gegenüberzutreten. Ich
wollte doch nur helfen ...«
Ihr Vater
war der höflichste Mensch, den sie kannte, aber jetzt schnitt er ihr das Wort
ab. Sein Gesicht war dunkelrot angelaufen. »Ich werde es nicht zulassen, dass
meine Tochter in der Stadt herumläuft, sich mit Hochstaplern abgibt und Mörder
zur Strecke bringt. Dafür haben wir die Polizei, Francesca. Ein solches
Benehmen dulde ich nicht. Nein, ich verbiete es sogar ausdrücklich.«
»Ich bin eine erwachsene Frau«,
erwiderte Francesca. »Wie kannst du mich da wie ein Kind behandeln? Außerdem
ist mir doch gar nichts passiert!« Sie sah ihre Mutter an.
»Ich bin noch niemals zuvor in
meinem Leben derart wütend gewesen«, erklärte Julia.
Francesca wurde langsam bang
ums Herz. »Ich konnte doch schlecht einfach die Hände in den Schoß legen!
Immerhin habe ich den Fall gelöst und den Mörder gefasst«, versuchte sie sich
noch einmal zu rechtfertigen.
»Das
Schlimme daran ist, dass ich besser als irgendjemand sonst weiß, was in dir
vorgeht«, sagte Julia. »Hältst du mich denn für eine Närrin, Francesca? Ich
weiß, dass du nicht nur eine sehr leidenschaftliche Frau bist, sondern auch von
einer überaus großen Entschlusskraft. Du hast dir offenbar in den Kopf gesetzt,
dass du so eine Art Detektivin bist. Und nun hast du dich in diese neueste
Passion verbissen, wie du es zuvor bei deinem Reformeifer getan hast. Oh, ich
durchschaue dich sehr wohl, das kannst du mir glauben!«
Francesca vermochte den Blick
nicht von ihrer Mutter zu wenden. Julia durchschaute sie in der Tat, stellte
sie bestürzt fest. Dabei konnte nichts Gutes herauskommen.
»Eines weiß
ich mit Sicherheit: Du hast die Zeitung beiseite geschafft, bevor ich oder
deine Mutter einen Blick darauf werfen konnten«, rief Andrew mit lauter Stimme.
»Und nun willst du uns etwas vormachen – uns täuschen? Uns anlügen?«
»Papa! Ich
bin keine Lügnerin!«, rief sie empört, doch im selben Moment schoss ihr durch
den Kopf, dass ihr Vater in gewisser Weise wohl Recht hatte. Es war ihr in
ihrer neuen Profession bereits zur Gewohnheit geworden, gelegentlich die
Wahrheit zu umgehen und sich zu verstellen. Zum Glück hatten ihre Eltern die
neuen Visitenkarten nicht zu Gesicht bekommen! »Möglicherweise habe ich hier
und da etwas unerwähnt gelassen. Aber doch nur, weil ich nicht wollte, dass
ihr euch aufregt! Es ist in bester Absicht geschehen. Ich wollte doch nur
helfen und niemandem wehtun«, versuchte sie sich herauszureden.
Andrew starrte seine Tochter
wütend an, und Julia hatte ihre Arme fest vor der Brust verschränkt.
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