Brenda Joyce
mochte, hielt er gut verborgen.
Bragg senkte den Blick, und Francesca
begriff, dass er auf Neils Hand schaute, die noch immer an ihrer Taille lag.
»Ich danke Ihnen«, sagte er, bevor er an Francesca gewandt fortfuhr: »Würden
Sie mir einen Tanz reservieren, Miss Cahill?«
Ihre Wangen begannen zu brennen. »Gewiss.«
Sie nickten einander zu, und Montrose führte sie durch den Flur in
ein großes Zimmer, das für gewöhnlich für musikalische Abende genutzt wurde.
Montrose lehnte sich gegen die Wand und verschränkte seine muskulösen Arme vor
der Brust. »Nun?«, fragte er.
»Ich muss mich bei dir entschuldigen«, sagte
Francesca. Sie bemerkte, dass sie unwillkürlich das Gesicht verzogen hatte.
»Ja, das stimmt«, erwiderte er ausdruckslos.
Sie verschränkte ebenfalls die Arme und
dachte, dass eigentlich vielmehr er sich bei ihrer Schwester hätte
entschuldigen müssen. »Es tut mir Leid, dass ich auch nur einen Augenblick
lang geglaubt habe, dass du in Jonny Burtons Entführung verwickelt sein
könntest.«
Er musterte sie. »Tatsächlich? Und tut es dir auch Leid, dass du
mir nachspioniert hast?«
Francesca fiel es schwer, die Beherrschung zu bewahren.
»Ich wünschte«, sagte sie, wobei sie ihre Worte sehr sorgfältig
wählte, »dass ich niemals gesehen hätte, was ich gesehen habe. Ich wünschte,
ich wüsste nicht, was ich weiß.«
»Warum vergisst du es dann nicht einfach wieder?«, fragte
Montrose.
Nun gewann ihre Wut doch wieder die Oberhand.
»Wie sollte ich?«, erwiderte sie viel zu laut. »Allerdings wäre es vielleicht
hilfreich, wenn du die Affäre beenden würdest, findest du nicht?«
Er stieß sich von der Wand ab. »Noch einmal: Du mischst dich in
Dinge ein, die dich nichts angehen.«
»Warum musstest du heute Nachmittag zu ihr
gehen? Du konntest es dir einfach nicht verkneifen, stimmt's?« Francesca
redete sich langsam in Rage.
Er blickte sie mit großen Augen an. »Das glaube ich einfach nicht!
Du hast mir schon wieder nachspioniert! Kannst du deine Nase nicht endlich
einmal aus anderer Leute Angelegenheiten heraushalten, Francesca?«
»Es war keine
Absicht«, verteidigte sie sich.
»Das möchte
ich bezweifeln«, gab Neil zurück.
Francesca zögerte einen Moment lang. »Warum,
Neil?«, fragte sie schließlich. »Warum musstest du heute zu ihr gehen?«
Sein Blick verdüsterte sich. »Nicht, dass es
dich etwas angehen würde, aber Eliza ist eine Freundin. Eines Tages wirst du
für dein unerträgliches Herumspionieren bezahlen, Francesca. Und eines Tages
wirst du auch begreifen, dass in Beziehungen – in Ehen – nicht alles schwarz
oder weiß ist.«
»Neugierig zu sein ist wohl
kaum eine Sünde. Lügen aber schon – von anderen Dingen einmal ganz abgesehen.«
Er wandte sich brüsk ab.
»Worüber streitet ihr euch eigentlich?«, ertönte plötzlich Connies
Stimme.
Francesca blickte auf und sah ihre Schwester auf der Türschwelle
zum Korridor stehen. Sie war blass und schaute ängstlich zwischen ihrem Mann
und Francesca hin und her. Francesca wurde das Herz schwer.
»Frag deine Schwester«, sagte Montrose scharf,
drängte sich an seiner Frau vorbei und ging mit wütenden Schritten davon.
Francesca
sah Connie an. Sie fühlte sich ganz elend.
»Was hast du gesagt, dass er sich so aufregt?«, rief ihre
Schwester. »Was geht hier vor sich?«
Für einen Moment spielte Francesca mit dem
Gedanken, Connie die Wahrheit zu sagen. Der Abend entwickelte sich ohnehin zu
einer Katastrophe, und wann würde schon jemals der richtige Zeitpunkt kommen,
ihrer Schwester reinen Wein einzuschenken?
»Montrose hat herausgefunden, dass ich
heimlich am Barnard College studiere«, sagte sie stattdessen. »Wir haben uns
gestritten, weil er glaubt, dass ich zu weit gegangen bin. Er ist der Ansicht,
ich sollte es Mama und Papa erzählen.«
Sie brachte es einfach nicht übers Herz, Connie die Wahrheit zu
sagen. Noch nicht, und nicht so überstürzt. Wieder einmal fiel ihr ein, was
Bragg ein paar Tage zuvor gesagt hatte. Worte, die man einmal ausgesprochen
hat, lassen sich niemals wieder zurücknehmen.
Connies besorgter Gesichtsausdruck hatte sich ein wenig entspannt.
»Wie hat er es nur herausgefunden? Du glaubst doch wohl nicht, dass ich ...
Fran! Ich schwöre dir, ich habe ihm nichts erzählt!«, rief sie bestürzt.
»Das weiß ich doch«, sagte Francesca, trat
auf sie zu und legte ihren Arm um sie. Sie wollte Connies Kummer nicht noch
vergrößern. »Er ist selbst darauf gekommen. Er ist ein kluger
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