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Brenda Joyce

Brenda Joyce

Titel: Brenda Joyce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deadly 04 - Gefahren der Liebe
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– warum sollte sich daran plötzlich etwas geändert haben?
Vielleicht gibt es irgendwo eine krankhaft eifersüchtige Frau, die mein so
genanntes Glück zur Raserei bringt.«
    Francesca wechselte einen Blick mit Bragg.
»Ich werde gleich mit Evan sprechen«, kündigte sie an. Ihr Bruder war ein unverbesserlicher
Charmeur. Vielleicht hatte er tatsächlich einer naiven Debütantin allzu große
Hoffnungen gemacht.
    »Ja, bitte, tun Sie das. Könnten
wir jetzt einen Blick in Ihr Atelier werfen, Sarah?«
    Sarah zögerte, und die Niedergeschlagenheit ergriff erneut von ihr
Besitz. Schließlich nickte sie.
    Alle wandten sich zur Tür, doch Bragg hielt sie zurück. »Miss
Channing und ich werden allein gehen.«
    Als Francesca protestieren wollte, kam Bragg ihr zuvor, indem er
sagte: »Francesca darf uns natürlich begleiten. Die Channings sind schließlich
ihre Klienten.«
    Sie lächelte ihm zu. Dann, während sie die anderen im Salon zurückließen,
fragte sie ihn: »Halten Sie es für geschickt, Lucy und Bartolla miteinander
allein zu lassen?«
    Seine Kiefermuskeln spannten sich an. »Sie werden sich miteinander
arrangieren müssen.«
    Sarah ging voran. Vor der Tür zu ihrem Atelier
blieb sie stehen. »Bartolla war mir ein großer Trost. Ich bin froh, sie hier zu
haben. Sie ist so stark! Ich wünschte, ich könnte mehr wie sie sein ... und
wie du, Francesca.«
    Francesca legte erneut den Arm um ihre Freundin. »Du bist diejenige,
die stark ist«, sagte sie mit Überzeugung.
    »Ich muss
gestehen ...« Sarah zögerte. »Ich habe Angst.«
    Francesca
wollte gerade etwas Ermutigendes sagen, als Bragg das Wort ergriff. »Sie haben
keinen Grund, sich zu fürchten, Sarah. Wahrscheinlich ist dies nichts weiter
als ein dummer Streich.«
    Francesca hatte das Atelier gesehen. Sie hatte die aufgeschlitzte
Leinwand gesehen und – schlimmer noch – die tiefrote Farbe. Wer hier am Werk
gewesen war, wollte gewiss nicht bloß einen Streich spielen, davon war sie
überzeugt. Doch Bragg sollte sich selbst einen Eindruck verschaffen.
    »Ich
hoffe, Sie haben Recht«, entgegnete Sarah leise.
    Bragg wechselte über ihren Kopf
hinweg einen Blick mit Francesca. Sie begriff: Obwohl er das Atelier noch
nicht gesehen hatte, glaubte er ebenfalls nicht an eine solch harmlose
Erklärung, ganz und gar nicht. Er hoffte nur, Sarah ein wenig beruhigen zu
können.
    Im Übrigen war diese Sache für einen bloßen Streich viel zu aufwändig.
Schließlich hatte sich jemand mit großem Geschick nachts Zutritt zum Haus der
Channings verschafft, um die niederträchtige Tat auszuführen.
    Sarah stieß die Tür auf. »Ich gehe nicht hinein«, verkündete sie
matt.
    Francesca folgte Bragg, der bis zur Mitte des Raumes schritt, dort
innehielt und sich langsam umsah.
    Francesca blieb neben ihm stehen. Draußen
schien strahlend die Sonne, sodass das Atelier hell erleuchtet war. Es bot sich
ein Bild voller grausiger Kontraste – Licht und Schatten, Sonnenschein, der auf
die umgekippten Farbtöpfe fiel, die Pinsel und Leinwände, die Lachen blutroter
Farbe. Erst jetzt bemerkte Francesca, dass der Eindringling mit einem Pinsel
oder dergleichen etwas an die Wand zu schreiben begonnen hatte. Ihr stockte der
Atem.
    War es das,
was sie dachte?
    Das einzelne, unbeholfen hingekrakelte Zeichen schien unfertig. Es
begann wie ein I oder die Zahl 1, wies an der Spitze jedoch einen Abwärtsbogen
nach rechts auf. Bragg starrte es ebenfalls an. Sämtliche Farbe war aus seinem
Gesicht gewichen.
    »Sollte das ein Buchstabe werden?«, fragte Francesca. Eine
furchtbare Ahnung stieg in ihr auf.
    »Ich weiß es nicht«, gestand
der Commissioner. »Es könnte der Anfang für ein p sein oder für ein
großes B. Vielleicht ist es auch völlig
bedeutungslos.«
    Sie brachte eine Weile lang
kein Wort heraus. Dann holte sie tief Luft und bemerkte: »Es sieht aus wie ein/
Bragg.«
    Ihre Blicke
trafen sich.

Kapitel 4
    SAMSTAG, 15. FEBRUAR 1902 – 14 UHR
    Die beiden
starrten einander an. Schließlich stellte Bragg fest: »Nur eine einzige
Leinwand wurde zerschnitten.«
    Francesca riss sich aus ihrer Erstarrung und blickte sich im Atelier
um. An den Wänden aufgereiht standen noch mehrere fertige Bilder – allesamt
Porträts in kraftvollen Farben, in postimpressionistischem Stil gemalt –,
während ein halbes Dutzend weiterer Leinwände kreuz und quer auf dem
Zementfußboden des Ateliers lagen. Francesca bemerkte, dass Bragg Recht hatte:
Fünf dieser umhergeworfenen Bilder befanden sich in

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