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Brenda Joyce

Brenda Joyce

Titel: Brenda Joyce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deadly 05 - Nacht der Angst
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schwierig. Sie beabsichtigte, ihm ihre Antwort
schonend, aber bestimmt beizubringen. Sie hoffte allerdings inständig, dass die
Unterhaltung nicht zu einer Auseinandersetzung führen würde, sondern dass er
seine Torheit einsehen und sie am Ende gemeinsam über die ganze Angelegenheit
lachen würden.
    Aber wenn es um Calder Hart ging, wusste man nie, welche Wendung
die Dinge nehmen würden.
    Francesca brachte ein Lächeln zustande und schenkte es dem Butler,
Alfred, einem schlanken, kleinen Mann mit einem vergnügten und doch
respektvollen Blick. In ihm hatte sie einen Verbündeten. Einen Großteil dessen,
was sie über Harts Privatleben wusste – beispielsweise, dass er hin und wieder
dem gesamten Personal freigab, um in seiner Villa ganz allein zu sein und sich
seinen Gemälden und Skulpturen zu widmen –, verdankte sie Alfred. Aber sie
mochte den Engländer nicht etwa, weil er Harts Vertrauen missbraucht und ihr
solche Auskünfte anvertraut hatte, sondern weil er seinen exzentrischen und
häufig schwierigen Arbeitgeber offenbar aufrichtig mochte und sich um sein
Wohlergehen sorgte. »Guten Morgen«, sagte sie mit einer leicht grimmigen
Stimme.
    »Kommen Sie nur herein, ich sehe doch, dass Ihnen kalt ist«, sagte
Alfred, ließ sie eintreten und schloss rasch die Tür. Harts Villa, die um ein
Vielfaches größer war als das Haus, in dem Francesca lebte, befand sich
ebenfalls auf der Fifth Avenue, allerdings zehn Straßen weiter nördlich. Sein
Anwesen schien einen ganzen Block einzunehmen und umfasste ein Gästehaus mit
fünf Schlafzimmern, Tennisplätze, Stallungen und eine ausgesprochen hübsche
Gartenlaube. Hart pflegte nun einmal einen aufwendigen Lebensstil. Francesca
wusste, dass dies mit der Tatsache zu tun hatte, dass er mit seinem Halbbruder
in sehr ärmlichen Verhältnissen auf der Lower East Side aufgewachsen war, bis
ihre Mutter Lily den Tod gefunden hatte. Nun protzte er mit seinem Reichtum und
scherte sich nicht darum, was die Gesellschaft
davon hielt. Calder Harts Vater hatte sich nach Lilys Tod nicht die Mühe
gemacht, seinen unehelichen Sohn aufzunehmen, aber Rathe und Grace Bragg waren
ihrem letzten Wunsch gefolgt und hatten beide Jungen zu sich geholt. Deren
Leben hatte sich auf dramatische Weise verändert, als die Braggs sie aus der
Bowery, wo viele Verbrecher ihr Unwesen trieben, mit in das georgianische
Villenviertel Washingtons nahmen, wo Rathe in Grover Clevelands Regierung
mitarbeitete. Aber Hart war nun einmal Hart und hatte sich nach sechs Jahren,
mit sechzehn, aus dem Staub gemacht, um nach seinem biologischen Vater zu
suchen. Francesca wusste, dass die Geschichte keinen guten Ausgang gefunden
hatte. Er war dann für ein Jahr nach Princeton gegangen, hatte das Studium
aber abgebrochen. Inzwischen war er der Besitzer mehrerer
Schifffahrtsgesellschaften und einer Versicherungsfirma, und nicht zu
vergessen einer der führenden Kunstsammler der Welt. Und er hatte seinen
Reichtum und seinen Erfolg ohne die Hilfe seiner Adoptivfamilie erlangt.
    Francesca vermutete, dass die Ursache für
Harts heutiges Verhalten – sein fehlender Respekt vor gesellschaftlichen Normen
und Sitten, seine Unverblümtheit, seine Frauengeschichten – in seiner
schwierigen Kindheit zu suchen war.
    Sie folgte Alfred durch die riesige Eingangshalle, an deren Wänden
Kunstwerke hingen und die von Skulpturen gesäumt wurde. Welch eine Ironie! Da
war sie nun im Haus des Mannes, den jede Mutter einer Tochter im heiratsfähigen
Alter nur zu gern zu ihrem Schwiegersohn gemacht hätte. Er war nämlich
ungeachtet seiner traurigen Berühmtheit, seiner Dreistigkeit und seiner
zahllosen Affären der begehrteste Junggeselle in der ganzen Stadt. Diese Mütter
wären nun wahrlich grün vor Neid.
    Da Francesca bislang von seinen Annäherungsversuchen verschont
geblieben war – er hatte sich ihr gegenüber seinem Ruf zum Trotz immer wie ein
perfekter Gentleman benommen –, empfand sie nun sein Ansinnen, sie zu seiner
Frau zu machen, um vieles schlimmer als den bloßen Versuch, sie zu verführen.
Sie hatte schreckliche Angst – und fürchtete sich davor, dieser Angst auf den
Grund zu gehen.
    Er war ein attraktiver Mann, und reich, mächtig und faszinierend
dazu. Aber jede Frau, die es wagte, sich in ihn zu verlieben, würde einen hohen
Preis dafür zahlen.
    »Mr. Hart wird jeden Moment nach unten
kommen, Miss Cahill«, durchdrang Alfreds fröhliche Stimme ihre trüben Gedanken.
Francesca war sich bewusst, dass ihr Lächeln

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