Brenda Joyce
sei der Teufel
selbst – Hart.
Sie begann unwillkürlich zu zittern. Wenn sie
ihn tatsächlich heiraten würde, wäre ihre Freundschaft dann wohl imstande, all
die Schwierigkeiten einer Ehe zu überdauern? Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie
lieb und teuer er ihr geworden war. Sie wollte ihre Freundschaft auf keinen
Fall aufs Spiel setzen.
Er betrat die Eingangshalle und eilte mit großen Schritten auf sie
zu. Er trug einen Smoking und sie sagte sich wieder einmal, er sei wirklich der
attraktivste Mann, der ihr jemals begegnet war. Bestürzt stellte sie fest,
dass er offenbar gerade ausgehen wollte. Sofort überkam sie die Eifersucht. Welche
Schönheit würde er wohl heute an seinem Arm ausführen? Ob er sie anschließend
mit nach Hause nehmen würde? Oder gingen sie möglicherweise zu ihr oder in ein
Hotel?
»Francesca!«, rief er und schenkte ihr ein strahlendes Lächeln.
Sie ertappte sich dabei, dass sie sein Lächeln erwiderte. Er
freute sich offenbar aufrichtig, sie zu sehen, und es wurde ihr ganz warm ums
Herz. »Hallo, Calder.«
Er nahm ihre Hände in die seinen, blickte
forschend in ihr Gesicht und murmelte: »Oje. Sie sind ganz furchtbar nervös.
Wenn Sie in einer solchen Verfassung bei mir auftauchen, bin ich immer gleich
misstrauisch. Was ist denn nur los?«
Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und entzog ihm ihre
Hände. »Nichts. Gar nichts. Nun ja, ich habe mir einiges durch den Kopf gehen
lassen. Aber wie ich sehe, sind Sie gerade im Begriff auszugehen.«
Er musterte sie unbeirrt. »Dann werde ich
mich eben verspäten.« Er bot ihr seinen Arm, bis sie sich bei ihm einhängte,
zog sie an seine Seite und ging mit ihr in denselben kleinen Salon, in dem sie
erst kürzlich gewesen waren. Nachdem er die beiden Türflügel geschlossen hatte,
trat er zu ihr und sah sie an. »Klares Denken ist doch eine der Eigenschaften,
die Sie auszeichnet. Also was liegt Ihnen auf der Seele?«
Sie bemühte sich zu lächeln, versagte kläglich und begann schon
wieder zu zittern. »Ich habe über einige Dinge nachgedacht.«
Er blickte
sie amüsiert an. »Meine Liebe, niemand denkt so viel wie Sie. Ich möchte
bezweifeln, dass Sie Ihrem klugen Kopf jemals Ruhe gönnen. Ich wage kaum, Sie
danach zu fragen, worüber Sie nachgegrübelt haben.«
»Über Sie.«
Er verschränkte die Arme vor seiner breiten Brust. Sein Lächeln
war verschwunden. »Aha, verstehe.«
Sie schlang die Arme um ihren Körper. »Ich habe über Ihren Antrag
nachgedacht, Hart.«
Er ließ die
Arme sinken und wurde ganz still.
Sie vermochte sich kein Lächeln abzuringen. Ihre Lippen fühlten
sich wie gefroren an. »Er erscheint mir immer verlockender«, flüsterte sie
heiser.
Er schwieg
und rührte sich nicht.
Sie wünschte, er möge irgendwie reagieren. »Ich ...« Selbst das
Sprechen fiel ihr schwer. Sie sah sich in ihrem Hochzeitskleid im Mittelgang
einer Kirche stehen. Hart wartete im Smoking am Altar auf sie und der Pfarrer
stand vor ihm. Was tat sie da nur?
»Gut«,
sagte er kurz.
Ihre Blicke senkten sich ineinander. Sie vermochte nicht mehr
wegzusehen, vermochte nicht zu atmen, und es verschlug ihr die Sprache.
»Wollen Sie mir damit etwa sagen, dass Sie zur
Besinnung gekommen sind? Dass Sie meinen Antrag annehmen?«
Sie nickte
atemlos.
Seine Gesichtszüge blieben zunächst unverändert starr. Erst nach
einem schier endlosen Moment zeigte sich ein Lächeln, und seine Augen begannen
zu leuchten. Doch sie
trugen immer noch einen grüblerischen Ausdruck. »Ich werde nicht
nach dem Warum fragen. Ich möchte gar nicht wissen, welchem Umstand ich diese
Entscheidung zu verdanken habe.« Aber sein Blick war erfüllt von einer einzigen
Frage: Warum?
Sie fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. »Also,
eigentlich haben wir ja keinerlei gemeinsame Interessen und ...«
Er trat rasch mit einem großen Schritt auf
sie zu, legte ihr eine Fingerspitze an den Mund und brachte sie so zum
Schweigen. »Halt. Kein Wort mehr. Und rühr dich nicht von der Stelle.«
Sie blinzelte verwirrt. Er wandte sich ohne ein weiteres Wort um
und verließ den Raum.
Ihr Herz pochte wie verrückt. Grofser Gott,
sie hatte es wirklich getan!Sie legte eine Hand auf ihre Brust, doch es
gelang ihr nicht, sich zu beruhigen. Sie kam sich vor, als sei sie mit einem
Zug unterwegs, dessen Lokomotive führerlos war, und obwohl sie freiwillig
eingestiegen war, verstand sie sich nun selbst nicht mehr. Dennoch vermochte
sie nicht mehr auszusteigen. Ihr Instinkt
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