Brenda Joyce
einen
feuchten Kehricht um Politik und Francesca wusste, dass all seine Spenden an
Museen und Bibliotheken gingen. Sie war recht zuversichtlich, dass sie in
dieser Hinsicht Einfluss auf ihn nehmen könnte – auch wenn Wohltätigkeitsvereine,
die die Künste förderten, durchaus ihre Berechtigung hatten, war sie dennoch
der Ansicht, dass man sich zunächst um die Armen kümmern sollte. Aber es würde
nun einmal keine politischen Diskussionen, keine politischen Spendensammlungen
geben, und er würde niemals ihren brennenden Wunsch mit ihr teilen, die Welt
zu verändern.
Möglicherweise waren sie doch ganz und gar nicht füreinander
geschaffen, dachte sie und das Herz wurde ihr schwer. Immerhin wäre es ein Bund
fürs Leben.
Und was, wenn der Tag käme, an dem er sich
einer jüngeren, hübscheren Frau zuwandte? Wenn sie durch die Bande der Liebe
verbunden wären, hätte dieser Tag nichts Bedrohliches an sich. Aber sie war
sich bewusst, dass sie ohne diese Bande furchtbar verletzt werden würde.
Natürlich musste sie eine solche Entscheidung weder jetzt noch in
der nahen Zukunft treffen.
Doch sie zitterte vor Angst und Erwartung, vor Beklommenheit und
Aufregung.
»Fran? Gott sei Dank, du bist schon auf!«, rief Connie, die in
diesem Moment ins Zimmer platzte.
Francesca hatte gerade nach ihrem Becher gegriffen und
verschüttete vor Schreck beinahe die heiße Schokolade. »Con? Was für eine
wundervolle Überraschung!« Sie mochte es kaum glauben, dass ihre Schwester um
neun Uhr in der Frühe bereits aufgestanden und angezogen war. Aber nicht nur
das: Sie strahlte über das ganze Gesicht. Ihre Wangen waren gerötet und ihre
Augen funkelten – und Francesca wurde sofort misstrauisch.
Connie schloss die Zimmertür und grinste. »Ich dachte, du solltest
es als Erste erfahren. Neil und ich werden in Urlaub fahren.«
Francesca hoffte inständig, dass das, was sie gerade dachte,
zutreffen möge.
»Wie bitte?«
Connie lachte überglücklich. »Wir werden ein verlängertes
Wochenende in Newport verbringen. Und im Frühjahr reisen wir nach Paris.«
Ein Lächeln breitete sich auf Francescas Gesicht aus. »Connie, draußen ist es eiskalt. Niemand fährt im Winter nach
Newport.«
»Wir schon. Wir werden Pelzdecken und Stricksocken und unsere Ski
mitnehmen und heißen Apfelwein trinken und geröstete Marshmallows essen und
andere Dinge machen.«
Sie lachte.
»Ihr habt euch wieder versöhnt!«, rief Francesca, sprang auf und
eilte ihrer Schwester entgegen.
Connie nickte und sie umarmten sich ganz fest und wiegten sich hin
und her. »Ich bin ja so verliebt«, flüsterte sie, als sie sich voneinander lösten.
Francesca legte den Arm um sie. »Das ist unschwer zu erkennen.
Ich freue mich ja so für dich, Connie. Neil betet dich an. Das hat er schon
immer getan, und er wird es auch in Zukunft tun.«
»Das glaube ich auch.« Sie strahlte. »Nun, wir werden auf jeden
Fall am Mittwoch abreisen. Kannst du mir beim Einkaufen helfen? Ich glaube,
ich benötige wollene Hosen und dicke Pullover.«
Francesca zog die Augenbrauen hoch und blickte sie an. »Ist das
etwa alles?«
Connies Wangen färbten sich in einem zarten Rosa. »Na ja, ich
dachte da außerdem an etwas Hauchdünnes mit Spitze aus Frankreich.«
»Ich werde dir mit Vergnügen beim Einkaufen helfen«, versicherte
Francesca lachend.
Als er erwachte, stellte er zu seiner Überraschung fest, dass er mit
einem Nachthemd bekleidet in seinem Bett lag und seine rechte Schulter und die
ganze Seite bis hinunter zur Taille vor Schmerz pochte. Die Vorhänge waren nicht zur Gänze
geschlossen, so dass er sehen konnte, dass es schon spät am Tag war. Als er
versuchte, sich aufzusetzen, fielen ihm die Ereignisse des vergangenen Tages
wieder ein. Er war angeschossen worden, aber der Würger war tot und der Fall
offiziell abgeschlossen.
Leigh Anne betrat das Zimmer, eine engelhafte,
hinreißende Vision in einem roséfarbenen Kleid und dabei so unschuldig und
sittsam. Sie trug ein Tablett mit einer abgedeckten Schüssel, von der ein
köstlicher Duft nach Hühnersuppe ausging. Sie lächelte ihn an. »Du bist ja
endlich aufgewacht.«
Das Aufsetzen hatte ihn derart angestrengt, dass er keuchte, jede
noch so kleine Bewegung löste einen brennenden Schmerz in seiner Schulter und
seinem Arm aus. Was sollte denn das Theater nun wieder? »Wie spät ist
es? Warum hast du mich denn nicht geweckt!« Er war bestürzt. Es wartete jede
Menge Arbeit auf ihn – mehr, als ein Mann allein
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