Brenda Joyce
Zentimeter von ihm
zu spüren. Pulsierende Hitze, schlüpfrige Kraft ...
»Das ganze Leben ist nun einmal ungerecht«, gab er schroff zurück.
Francesca spürte, wie ihr Tränen des Verlangens in die Augen
stiegen, und schloss rasch die Lider.
Er stieß einen gemeinen Fluch aus. »Ich werde Sie nicht verderben.
Ich werde Sie nicht so behandeln wie Rick. Das hier wird nicht noch einmal
geschehen!« Seine Augen funkelten vor Wut.
»Nein!« Das Wort war heraus, bevor sie es
zurückhalten konnte. Er machte Anstalten, sich zu entfernen, doch sie packte
ihn an den Jackettaufschlägen. Sie war sich nicht sicher, was sie eigentlich
tun wollte – ihn hinter geschlossene Türen zerren und ihm die Kleider vom Leib
reißen oder ihn anflehen, genau das mit ihr anzustellen. Doch er ließ ihr keine
Gelegenheit.
»Man mag mir einiges nachsagen, Francesca,
aber eines kann mir niemand unterstellen: dass ich ein Mann bin, der sein Wort
bricht.« Er war jetzt noch wütender als zuvor. Doch sie wusste, dass diese Wut
ihm selbst galt und nicht etwa ihr. »Grundgütiger! Wir sind noch nicht einmal
verlobt!«
»Aber du begehrst mich doch«, sagte sie
jämmerlich.
Er lachte heiser. »Und ich werde Sie auch besitzen – aber erst,
wenn es sich geziemt, und bis es so weit ist, bitte ich Sie, vom allzu
vertraulichen Du abzusehen, denn es könnte möglicherweise einen falschen
Eindruck bei Außenstehenden erwecken.«
Sie ließ ihn los. Erneut stiegen ihr Tränen in die Augen, und diesmal
gelang es ihr nicht, sie zurückzuhalten. Denn sie wusste, dass es ihm mit jedem
einzelnen Wort ernst war – und sie wusste auch, dass er sich nicht von seiner
Entscheidung würde abbringen lassen. »Aber ich kann Sie nicht heiraten«,
flüsterte sie und sank wieder gegen die Wand.
Er antwortete nicht sofort. Als sie die Augen öffnete, sah sie,
dass er sie anstarrte. Sie erzitterte, war aufs Neue erregt. Ein einziger
Blick von ihm genügte.
Sein Mund verzog sich zu einer schmalen Linie, die womöglich ein
freudloses Lächeln war. »Mein armer Liebling«, flüsterte er mit rauher Stimme.
»Glauben Sie mir, ich weiß genau, wie Sie sich fühlen.«
Sie schüttelte den Kopf, die Wangen tränenüberströmt.
»Wohl kaum«,
erwiderte sie erstickt. »Denn Sie können zu Daisy gehen, aber für mich gibt es
keine Möglichkeit!«
Er starrte sie an. Und dann wurde sein Gesichtsausdruck weicher,
seine Mundwinkel wanderten in die Höhe und ein Funkeln erschien in seinen
Augen.
»Unterstehen Sie sich zu lachen!«, rief sie und schlug mit der
Faust gegen seine Brust.
Er packte ihre Hand und küsste sie. »Ist das hier etwa ein
Wutanfall, Liebste? Ist es das, worauf ich mich in Zukunft freuen darf?« Er
sprach in neckendem Tonfall.
»Ich bin kein verzogenes Kind, das Wutanfälle bekommt!«, schrie
sie.
»Schhhh.« Er zog sie an sich, an seine breite, kräftige Brust, und
küsste sie auf den Scheitel. Doch sein Glied war immer noch steif, was keinen
Zweifel an seinen Gefühlen ließ. »Sonst wird noch meine ganze Familie
mitbekommen, dass Sie unbedingt mit mir schlafen wollen.«
Sie versuchte ihn ein weiteres Mal gegen die
Brust zu boxen, doch er hielt sie zu eng an sich gedrückt. Sie gab auf – warum
sollte sie es auch weiter versuchen? Ihre Wange lag an seiner Brust, in der Gegend
seines Herzens. Sie konnte es kräftig und doch unregelmäßig schlagen hören.
Spürte seinen Atem auf ihrem Haar. Und sie genoss es, seine Umarmung zu
spüren. Beinahe ebenso, wie sie es genoss, dass er sich gegen ihren Bauch
presste und sie seine Erregung fühlte. Francesca schloss die Augen.
Orgiastische Bilder schossen ihr durch den Kopf. Hart nackt und stark und
mächtig und sie nackt und schwach und willfährig.
»Wenn ich es nicht besser wüsste«, flüsterte sie, »könnte man
glauben, dass Sie mich ganz nach Ihrem Willen langsam, aber sicher verführen.«
Die Antwort war Schweigen.
Und mit einem Mal kam ihr der Gedanke, dass genau das der Fall
war. Das war sein Plan. Er versuchte sie mit dem zu quälen, was sein könnte, bis sie
schließlich nachgab. Und es war ein guter Plan! Sie befreite sich aus seiner Umarmung.
Das Lächeln auf seinem Gesicht war verschwunden. Stattdessen
beobachtete er sie sehr genau, ganz so, als seien sie Kontrahenten und er
versuchte, ihren nächsten Schlag vorauszusehen.
»Ist das etwa Ihre Absicht? Versuchen Sie mein Verlangen nach
Ihnen so lange zu schüren, bis ich Ihnen schließlich gebe, was Sie wollen –
meine Einwilligung in die
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