Brenda Joyce
nehme an, ich sollte mich
langsam daran gewöhnen, dass Sie sich verirrter Seelen annehmen«, sagte er
liebevoll.
»Sie ist
eigentlich gar nicht verrückt, Calder«, setzte Francesca an. »Also, dieses
Gerede über Ungeheuer ...«
»Schhh.« Er
legte seinen Finger auf ihren Mund. »Ich verlange ja gar nicht, dass Sie sich
ändern, Liebste.« Sie rührte sich nicht. Vermochte es einfach nicht. Ihre
Blicke trafen sich.
Sie konnte es einfach nicht länger ertragen. Sie tat einen tiefen
Atemzug und ihre Lippen öffneten sich unter seiner Fingerspitze. Augenblicklich
erstarb sein Lächeln. Sie nahm genau den Moment wahr, in dem seine Gefühle für
sie umschlugen. Auch wenn er sie nur mit einer Fingerspitze berührte, spürte
sie doch die Anspannung, die plötzlich wie die Wärme eines Feuers von ihm
abstrahlte. Er beugte sich langsam zu ihr herab und sein Gesicht nahm einen
gezwungenen Ausdruck an. Die Farbe seiner Augen veränderte sich. Francesca
blickte auf seinen Mund, der nur Zentimeter von ihrem eigenen entfernt war. Er
ließ die Hand sinken.
O
Gott. Endlich würde er sie küssen.
Seine Miene wirkte nun seltsam verkrampft und Francesca sah den
Kampf, der in ihm tobte, mit einer Deutlichkeit, als stünde sie auf einem
Schlachtfeld. Ihr Herz stand still. Er wollte schon wieder auf Abstand gehen!
Und so ergriff sie die Initiative.
Sie beugte sich ängstlich und dennoch entschlossen vor und
berührte mit ihrem Mund den seinen.
Endlich. Endlich konnte sie seine Lippen schmecken
und fühlen.
Er rührte
sich nicht.
Francesca tat einen tiefen Atemzug und begann mit ihren Lippen
wiederholt sanft über die seinen zu streichen. Das war zu viel für ihn.
Hart nahm Besitz von ihrem Mund, übernahm die Kontrolle über den
Kuss.
Francesca sank gegen die Wand. Ihr Herz überschlug sich, ein
Gefühl von Wärme breitete sich blitzschnell in ihrem Geschlecht aus. Seine Lippen waren fest, fordernd und eigenartig schmeichelnd zugleich, fast
schon federleicht, doch dann veränderten sie sich, wurden beharrlich, dringlich. Ihre Hände glitten über seine Brust unter
dem Jackett und durch die feine Baumwolle seines Hemdes fühlte sie die
steinharten Muskeln unter ihren Handflächen, das erschreckend heftige Pochen
seines Herzens.
Sie begehrte diesen Mann, wollte ihn, jetzt
sofort, und ihm erging es offenbar ebenso.
Ihre Hände schlossen sich um seine breiten Schultern, und sie
erschrak über die Kraft, die sich dort verbarg. Für einen kurzen Moment nur
pressten sich seine Lippen auf die ihren, ohne einzudringen, doch sie wusste,
dass mehr folgen würde. Seine Zungenspitze glitt langsam, provozierend über
ihre Lippen. Francesca hörte sich stöhnen.
Er nutzte den Moment und stieß seine Zunge tief in ihren Mund. Er
schmeckte nach Scotch und Mann. Er schmeckte nach Calder Hart.
Francesca sah ganze Sternensysteme, von Licht
erfüllt, die um sie herum schimmerten, und sie packte seinen muskulösen Nacken
und hielt sich daran fest. Er würde sie hier und jetzt nehmen ...
Doch er wich zurück.
Ein Keuchen entfuhr ihr, aber sie brachte kein
Wort heraus, vermochte nicht zu protestieren. Francesca sank gegen die Wand.
Sie hatte das Gefühl, ihr müsse das Herz in der Brust zerspringen, und ein
Zittern ging durch ihren Körper, der so kurz vor dem Höhepunkt gewesen war.
Sie hätte am liebsten geschrien und gebrüllt und verlangt, dass er
weitermachte. Doch sie brachte einfach kein Wort heraus, konnte sich nicht
bewegen.
Er blickte sie scharf an. Er wusste Bescheid. Und seine eigene
schwelende Lust verlieh seinen Augen ein rauchfarbenes Grau. Er hatte ihr
niemals zuvor einen solchen Blick zugeworfen. Kein Mann hatte das jemals getan.
Und sie wusste einfach, dass er, wenn er auf ihr liegen, in ihr sein würde, sie
auf genau die gleiche Weise ansehen würde, so voller Entschlossenheit und
Beharrlichkeit, ein Krieger, der den Sieg auf dem Schlachtfeld, das ihr Bett
darstellen würde, für sich beanspruchte.
Seine Hände ballten sich an der Wand über ihren Schultern zu
Fäusten. Sie hätte sich ihm nicht entziehen können, selbst wenn sie sich dazu
imstande gefühlt hätte. »Ich werde meinen Vorsatz nicht brechen«, stieß er
hervor. Doch als er sein Gewicht von einem Bein auf das andere verlagerte,
streifte seine Erregung über ihren Bauch. Ihre Blicke begegneten sich. Er wich
sofort zurück.
»Das ist einfach ungerecht«, entfuhr es ihr. »Ungerecht.« Für
einen kurzen Moment stellte sie sich vor, wie es wäre, jeden
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