Brenda Joyce
Francesca
bereits zueilte, als ihr plötzlich durch den Kopf schoss, dass sie auf einen
geschlossenen Hinterhof hinausführen könnte, wo sie dann wirklich in der Falle
säße. Aus dem Augenwinkel heraus sah sie, dass auf dem Herd mehrere gusseiserne
Töpfe und Pfannen standen. Ohne lange nachzudenken, griff sie nach einer
Pfanne, holte aus und schlug, so fest sie nur konnte, nach Bill Randall, der
direkt hinter ihr stand.
Die Bratpfanne traf ihn seitlich am Kopf, und er blieb wie angewurzelt
stehen, bevor er mit vor Schreck weit aufgerissenen Augen zu Boden sank.
»Sie haben ihn umgebracht!«, schrie Mary.
Damit hatte sie womöglich Recht, doch das
spielte augenblicklich keine Rolle. Mit der großen, schweren Pfanne in der
Hand blickte Francesca von dem reglosen Mann zu ihren Füßen auf und sah Mary
an, die vor Schreck leichenblass geworden war. Das Dienstmädchen war
verschwunden. Francesca hoffte, dass sie sich irgendwo draußen die Lunge nach
der Polizei aus dem Hals schrie. Mary und Francesca standen bewegungslos da und
starrten einander schweigend an.
Francesca wusste, dass sie etwas unternehmen
musste, aber was? Sie hob die Pfanne drohend in die Höhe, als ihr ein Gedanke
kam. »Rühren Sie sich nicht von der Stelle, sonst sind Sie die Nächste!«, rief
sie.
Mary blieb
wie angewurzelt stehen.
Francesca bezweifelte, dass sie die schwere Pfanne noch lange
würde halten können. Außerdem befand sich Mary außerhalb ihrer Reichweite.
»Sehen Sie nach, ob Ihr Bruder tot ist«, forderte sie Mary auf.
»Ich denke nicht daran«, erwiderte Mary mit eiskalter Stimme.
»Halten Sie mich etwa für eine Närrin, Miss Cahill?«
»Ganz und gar nicht«, entgegnete Francesca. »Ich halte Sie für
eine rücksichtslose Mörderin.«
Mary lächelte. »Wie klug Sie doch sind. Aber können Sie das auch
beweisen?«
Francesca befeuchtete ihre Lippen. »Ich glaube nicht, dass das
nötig sein wird.«
»Ich werde niemals gestehen«, gab Mary mit funkelnden Augen
zurück und griff in ihr Mieder.
Sie zog eine kleine Derringer hervor, richtete sie auf Francesca
und trat auf sie zu. Francesca holte mit der Pfanne aus, und in dem Moment, als
Mary abdrückte, traf die Pfanne sie an der Schläfe. Das Mädchen brach auf dem
Boden zusammen.
Francesca schrie auf und drohte durch den Schwung für einen Moment
das Gleichgewicht zu verlieren.
Sie starrte auf die am Boden liegenden
Geschwister hinunter und begann zu zittern. Oh Gott! Hatte sie etwa beide umgebracht?
Doch dann hörte sie jemanden stöhnen. Es war
Bill Randall. Und dann versuchte sich Mary auf Händen und Füßen aufzurichten,
doch es misslang ihr und sie brach erneut zusammen.
In diesem Augenblick tauchte Henrietta im
Türrahmen auf. Sie erblickte ihre am Boden liegenden Kinder und brach in Tränen
aus.
»Es ist vorbei, Henrietta«, sagte Francesca mit sanfter Stimme. »Ich
weiß, dass Sie nur versucht haben, Mary zu schützen, aber sie muss für ihr
Verbrechen bezahlen.«
»Ich wollte doch niemandem wehtun!«, rief
Henrietta. »Aber ich glaube, mit meiner Tochter stimmt irgendetwas nicht!«
Francesca stimmte ihr im Stillen zu – ihrer
Ansicht nach verhielten sich sämtliche Mitglieder der Familie Randall ein
wenig sonderbar –, doch sie behielt ihre Meinung für sich. Stattdessen
umklammerte sie den Griff der Pfanne noch fester, denn Bill begann sich erneut
zu rühren. Im selben Moment nahm sie eine Bewegung im gegenüberliegenden
Türrahmen wahr, und als sie aufblickte, erkannte sie Bragg, der entgeistert auf
die Szene starrte, die sich ihm in der Küche darbot. Gerade noch rechtzeitig,
dachte Francesca und ließ die Pfanne erleichtert sinken.
Hinter Bragg tauchten mehrere Polizeibeamte
auf.
»Ich habe Ihren Mörder gefunden, Bragg«, sagte
sie.
Sein Blick glitt über die beiden
zusammengesunkenen Gestalten auf dem Boden hinweg und wanderte dann zu ihrem
Gesicht. »Das sehe ich«, sagte er lächelnd. Doch dann veränderte sich seine
Miene plötzlich. »Großer Gott, Francesca! Sie bluten ja!«
Sie blickte an sich hinunter, sah die roten Flecken und begriff,
dass er Recht hatte.
Kapitel 22
Francesca hatte sich bei dem Versuch, sich ihrer
Fesseln zu entledigen, die Handgelenke aufgescheuert. Doch bevor sie Bragg
versichern konnte, dass es ihr gut ging, war er auch schon an ihrer Seite und
hielt ihre Hand in die Höhe, um sie zu untersuchen. Er starrte auf die
Hautabschürfungen und sagte grimmig: »Ich dachte schon, Sie seien angeschossen
worden.« Erst
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