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Brenda Joyce

Brenda Joyce

Titel: Brenda Joyce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deadly 02 - Haus de Schande
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ließ sich nicht so leicht aus
der Fassung bringen. »Vielleicht sollte ich besser in deiner Nähe bleiben,
Fran. Wir wollen doch unbedingt vermeiden, dass White in irgendeiner Weise
dein selbständiges Denken und Handeln beeinflusst, oder dich sogar noch darin
bestärkt! Wo sollte das hinführen?«
    Am liebsten hätte Francesca ihrem Bruder für diese Bemerkung mit
ihrem spitzen Absatz auf den Fuß getreten. Obwohl sie Evan über alles liebte,
bereute sie in diesem Moment, dass sie ihm
eines ihrer Geheimnisse anvertraut hatte – wenn auch nicht das allerneueste.
»Ich danke dir für deine Loyalität, Evan«, zischte sie. Aus dem Augenwinkel
nahm sie wahr, dass soeben ein weiterer Gast eingetroffen war. Sie wirbelte
herum und stellte enttäuscht fest, dass es ein Herr war, den sie nicht kannte.
    Als Julia sich abwandte, um mit einem Ehepaar
zu sprechen, das in derselben Straße wohnte, in der die Villa der Cahills
stand, lehnte sich Evan zu seiner Schwester hinüber. »Vorsicht, Fran! Du wirst
dich noch verraten!«
    »Ich weiß nicht, was du meinst.« Sie blickte
ihn stirnrunzelnd an.
    »Ich denke, das weißt du sehr wohl.« Er grinste und blinzelte ihr
zu. »Mutter wird merken, auf wen du wartest, wenn du dich weiter so benimmst.
Und wenn ich nicht irre, hat sie dir doch jegliches Interesse an Commissioner
Bragg untersagt.«
    Rick Bragg war erst kürzlich zum Präsidenten der New Yorker
Polizei ernannt worden – eine nicht unumstrittene Ernennung, die die New Yorker
Seth Lowe, ihrem neuen Bürgermeister, zu verdanken hatten. Dieser war ein Mann
von Prinzipien, den die Bürger wegen seiner Reformvorstellungen gewählt hatten
und weil er entschlossen war, jene Missstände in der Stadt zu beseitigen, die
Tammany Hall zu verantworten hatte. Als Seth Lowes Mann wurde nun von Bragg
erwartet, dass er die für ihre Korruption berüchtigte Polizeibehörde reformierte,
was in der Tat keine leicht Aufgabe war. Der Commissioner stammte von den
Braggs aus Texas ab, einer guten und vermögenden Familie, war aber unter
unglücklichen Umständen in New York als uneheliches Kind zur Welt gekommen.
Der groß gewachsene, gut aussehende und sehr resolute Mann mit dem goldbraunen
Haar und dem finsteren Blick hatte an der Columbia-Universität und an der
juristischen Fakultät von Harvard studiert und noch kurze Zeit zuvor in
Washington, D. C., gelebt und dort eine eigene Kanzlei geleitet. Francesca
hatte Bragg genau zwei Wochen zuvor kennen gelernt, als sie die erste einer
Reihe von überaus sonderbaren Nachrichten entdeckt hatte, die von dem
Entführer des kleinen Jonny Burton stammte.
    »Wie benehme ich mich denn?«, fragte sie ihren
Bruder jetzt leise. Es ärgerte sie, dass er sie so gut kannte, aber
andererseits war sie es auch nicht gewöhnt, ihre Gefühle zu verstecken –
immerhin hatte es bisher auch keine Notwendigkeit dafür gegeben.
    Doch sie hatte auch noch nie so empfunden, wie sie es im
Augenblick tat.
    »Du benimmst dich wie diese liebeskranken, heiratswütigen
Weibsbilder, die du so sehr verachtest«, erwiderte Evan und warf ihr einen
fröhlichen Blick zu. »Du bist eben doch in erster Linie eine Frau, Fran.«
    Sie starrte ihn an und wollte schon protestieren, doch dann wurde
ihr klar, dass sie schlecht abstreiten konnte, dass sie eine Frau war. Dennoch
hatte sie sich immer gerühmt, anders zu sein als all jene heiratswütigen Frauen
in ihrem Alter. Aber während der zurückliegenden Tage, im Verlauf jener polizeilichen
Untersuchung, war ihr ganzes Leben auf den Kopf gestellt worden.
    Evan tätschelte seiner Schwester, die ein pfirsichfarbenes Chiffonkleid
mit winzigen Flügelärmeln trug, die nackte Schulter. »Du bist wirklich niedlich,
wenn du dich so aufführst«, sagte er in einem ziemlich gönnerhaften Tonfall.
»Es ist eine schöne Abwechslung, einmal keine Moralpredigt über Ausbeuterei
von dir zu hören, über die Armen und Bedürftigen, über Tammany Hall und alles,
was dir gerade so einfällt! Vielleicht bist du ja doch völlig normal, Fran«,
fügte er hinzu, und seine dunkelblauen Augen blitzten.
    »Ich bin weder niedlich noch 'normal', wie du
es formulierst, und ich führe mich in keiner Weise auffallend auf«, erwiderte
Francesca beleidigt. »Und es hat sich gar nichts geändert«, setzte sie hinzu,
wobei sie wünschte, dass es wahr wäre.
    Evan grinste nur und schlenderte davon.
    Francesca atmete einmal tief durch und blickte
sich in dem großen Raum um. Sie musste sich eingestehen, dass Evan Recht

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