Brenda Joyce
stehen, die Augen weit aufgerissen vor Schreck.
Als der Kutscher sie sah, betätigte er fluchend die Bremse und
versuchte verzweifelt, die Pferde zu zügeln. Die beiden Braunen bäumten sich
wiehernd auf.
Ohne darüber nachzudenken, was sie tat, hechtete Francesca auf die
Frau zu, versetzte ihr einen Stoß und beförderte sie dadurch aus der
Reichweite der Pferdehufe. Francesca landete am Straßenrand auf der fremden
Frau und spürte, wie ein Rad ihre Schulter streifte, als die Kutsche
vorüberrollte. Sie kam einige Meter weiter zum Stehen.
Die Fremde blickte blinzelnd zu Francesca auf, und für einen
kurzen Augenblick sahen sie einander an. Francesca war sich sicher, dass die
Angst, die sie in den Augen der Frau lesen konnte, nichts damit zu tun hatte,
dass sie beinahe von einer Kutsche überfahren worden wäre.
Dann sprang die Frau plötzlich auf, raffte ohne ein Wort zu
verlieren ihren Rock und rannte davon.
»Warten Sie!«, keuchte Francesca, die immer noch auf der Straße
saß, als drei Reporter und ein halbes Dutzend Passanten auf sie zugeeilt kamen.
»Haben Sie sich etwas getan, Miss?«, fragte jemand.
»Miss Cahill! Wer war das?«, rief Isaacson.
Innerhalb kürzester Zeit hatte sich eine kleine Menschenmenge um
sie versammelt, die wild durcheinander redete.
»Haben Sie das gesehen? Die Frau muss verrückt gewesen sein, so
vor eine Kutsche zu laufen!«
»Wird wohl eine Wahnsinnige gewesen sein.«
Plötzlich drängte sich Bragg durch die Menschen, und Francesca
spürte seine Anwesenheit schon, bevor sie ihn sah. Sie schaute auf und
begegnete seinem Blick. Er kniete sich neben sie. »Geht es Ihnen gut?«, fragte
er rasch.
Sie nickte. Als sie wieder zu Atem gekommen
war, half er ihr auf die Füße. Sie lehnte sich gegen ihn, da ihr nach dem
Vorfall noch leicht die Knie zitterten. »Eine Frau ist in Gefahr, Bragg. Sie
wollte mich um Hilfe bitten, da bin ich mir sicher, aber dann ist sie
weggerannt und wurde beinahe überfahren!«
Er packte ihre Oberarme und schaute sie
besorgt und grimmig zugleich an. »Das können Sie doch gar nicht wissen, Francesca.
Ich kam gerade aus dem Hotel, weil ich Ihnen noch etwas sagen wollte, und sah,
wie Sie der Frau nachgerannt sind.«
»Ich bin mir sicher, dass sie mit mir reden
wollte!«, rief Francesca, als er sie wieder losließ. Plötzlich begriff sie,
warum er ihr nicht glauben wollte. Sie sah ihn blinzelnd an, und ihr Mund
verzog sich zu einem Lächeln.
»Oh nein!«, stöhnte Bragg. »Ich weiß genau, was Sie jetzt denken.«
»Es gibt einen neuen Fall zu lösen«, sagte sie mit süßlicher
Stimme.
»Francesca! Sie sind gestern Abend beinahe getötet worden ...«
»Unsinn«, schnitt sie ihm das Wort ab.
Er starrte
sie an, und sie grinste über das ganze Gesicht.
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