Brenda Joyce
jetzt sah Francesca Marys kleine Pistole nicht weit von der
Stelle entfernt auf dem Boden liegen, wo das Mädchen auf dem Boden
zusammengesunken war.
»Nein. Ich ...« Francesca verstummte.
»Gott sei Dank geht es Ihnen gut«, sagte er und musterte sie
besorgt mit seinen bernsteinfarbenen Augen.
Ihr Herz schmolz dahin. »Ja, es geht mir gut, Bragg«, erwiderte
sie leise. Keine Frage, er sorgte sich um ihr Wohlergehen! Aber zugleich wurde
ihr bewusst, dass dies rein gar nichts an der Situation änderte – Hart hatte
Recht gehabt: Ihre Liebe stand unter einem schlechten Stern.
Aber der Mord an Randall war aufgeklärt, und sein Mörder würde
seiner Strafe nicht entgehen. Francesca war nur knapp einem schlimmen Schicksal
entkommen und hatte Bragg an ihrer Seite. Und doch begann in diesem Moment ihre
anfangs so große Freude zu schwinden.
Bragg hielt seinen Blick unverwandt auf sie gerichtet. »Sie werden
mir gewiss gleich erklären, warum Sie hier sind und was geschehen ist«, sagte
er.
Sie lächelte. »Aber natürlich.«
Bragg nickte seinen Männern zu. »Bringen Sie Bill und Mary ins
Polizeipräsidium. Sperren Sie sie in verschiedene Zellen. Sie dürfen auf keinen
Fall miteinander reden.« Dann wandte er sich Henrietta zu, die sich auf einen
Küchenstuhl gesetzt hatte und kalkweiß war. »Mrs Randall, würden Sie bitte im
Salon auf mich warten? Ich fürchte, wir müssen uns unterhalten.«
Sie nickte ergeben.
»Murphy, bitte begleiten Sie Mrs Randall in
den Salon.«
Der beleibte Kriminalbeamte schritt zu der molligen Frau hinüber,
half ihr auf und geleitete sie aus der Küche.
»Die beiden benötigen
möglicherweise einen Arzt«, bemerkte Francesca, als Mary plötzlich aufstöhnte,
sich aber nicht rührte. »Zweifellos«, erwiderte Bragg. »Wie sind Sie denn nur
darauf gekommen, dass Mary die Mörderin ist?«
»Anfangs hatte ich Henrietta im Verdacht«,
berichtete Francesca. »Es lag an der Art und Weise, wie Georgette und Anthony
auf ihrer Unschuld beharrten. Aber nachdem ich mit Henrietta gesprochen hatte,
wurde mir klar, dass auch sie unschuldig war und nur versuchte, ihre Tochter
zu schützen. Verraten hat sie letztlich der Blick, den sie Bill über Marys Kopf
hinweg zuwarf, als ich versuchte, mit ihr zu sprechen. Da wurde mir bewusst,
dass die beiden versuchten, Mary zu decken. Außerdem erkannte ich, wie
verängstigt Mary war, und da wurde mir alles klar.« Francesca graute davor,
Bragg alles erzählen zu müssen, was an diesem Abend geschehen war, aber es war
natürlich unumgänglich.
Als Bill Randall wieder zu sich kam, zogen ihn zwei Polizisten auf
die Füße und schafften ihn aus der Küche. Von der Tür aus warf er Francesca
noch einen bösen Blick zu.
»Ich glaube, Sie haben sich nicht gerade einen
Freund gemacht«, konstatierte Bragg nüchtern. »Francesca, Sie sollten Ihre
Vorliebe für die Kriminalistik ein wenig zügeln.«
»Aber ich habe den Fall doch gelöst, Bragg«, erwiderte sie mit
zufriedener Stimme. Als sie seinen Blick sah, fügte sie rasch hinzu. »Mit Ihrer
Hilfe natürlich.«
»Natürlich.« Er schüttelte den Kopf. »Was ist denn mit Ihren
Handgelenken geschehen?«
Man würde Bill Randall für den Versuch, die Tat seiner Schwester
zu vertuschen, anklagen, aber wenn Francesca Bragg nicht erzählte, was er ihr
angetan hatte, würde man ihn dafür nicht zur Rechenschaft ziehen. »Er hat mich
mit einem Schlag auf den Kopf bewusstlos gemacht und mich dann gefesselt«,
erwiderte sie leichthin.
»Wie bitte?«, rief er mit weit aufgerissenen
Augen.
Sie hoffte, eine gewisse Nonchalance und Unschuld
auszustrahlen, und lächelte ihn weiter tapfer an. »Aber es geht mir gut, wie
Sie sehen können.« Sie beschloss, ihm zu verschweigen, dass ihr Kopf schmerzte
und sie später einen Arzt aufsuchen würde.
»Francesca, es geht Ihnen ganz und gar nicht gut; ihre Handgelenke
sind aufgeschürft und bluten, und Sie hätten ernsthaft verletzt werden können.
Zudem hat Mary auf Sie geschossen, nicht wahr? Ich kann es riechen«, sagte er.
Tatsächlich hing der beißende Geruch der abgefeuerten Waffe noch
in der Luft. Francesca sah Bragg mit einem lammfrommen Blick an. »Jetzt, wo
Sie es sagen, fällt es mir wieder ein. Ja, sie hat tatsächlich auf mich
geschossen.«
»Was fange ich bloß mit Ihnen an?«, rief er. »Wie kann ich Sie nur
davon überzeugen, Abstand davon zu nehmen, sich weiterhin als Kriminalistin zu
versuchen?«
Sie begegnete seinem Blick. Er sorgte sich
offenbar aufrichtig
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