Brenda Joyce
goldbraunes Haar – eine Mischung aus kupferfarbenen, goldenen und
blonden Strähnen – glänzte im Lichtschein des riesigen Kronleuchters, der über
ihren Köpfen hing. In der Woche zuvor, während der Ermittlungen zur
Burton-Entführung, hatte er erschöpft gewirkt, doch an diesem Abend strahlte
er vor Gesundheit und wirkte überaus männlich.
Er schien erfreut zu sein, Francesca zu sehen.
»Nun, wie sieht Ihr Plan aus?«, fragte er, während seine Augen amüsiert
blitzten.
»Mein Plan?«, brachte sie hervor.
»Sie haben doch gewiss einen Plan? Wie Sie Ihre Mutter überlisten
und White kennen lernen können?« Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln.
»Es gibt keinen Plan.« Sie tat einen tiefen Atemzug. Es war
erstaunlich, wie leicht er sie aus der Fassung zu bringen vermochte. »Ich
werde mich heute ganz lammfromm in mein Schicksal fügen.«
Er lachte. »Lammfromm? Das möchte ich
bezweifeln.«
»Sie werden eine ganze neue Francesca kennen lernen, warten Sie
nur ab.«
»Aber vielleicht hat mir ja die alte gefallen?«, erwiderte er
lächelnd.
Einen Moment lang blickten sie einander intensiv
an.
Evan hüstelte. »Gibt es heute Abend keine Polizei-Angelegenheiten,
um die Sie sich kümmern müssen?«
»Die gibt es leider immer«, erwiderte Bragg, ohne den Blick von
Francesca zu nehmen.
Francesca befeuchtete ihre Lippen. »Ich war
überrascht zu hören, dass Sie heute Abend hier sein würden. Das ist eigentlich
der letzte Ort, an dem ich erwartet hätte, Sie zu treffen.«
»Und es ist auch der letzte Ort, an dem ich sein möchte.« Er
hielt den Blick weiter auf sie gerichtet, ganz so, als wäre ihr Bruder gar
nicht anwesend.
»Und warum sind Sie dann hier?«, fragte Francesca neugierig. »Ich
bin überrascht, dass Sie nicht im Polizeipräsidium sind.« Sie wusste, wie hart
Bragg arbeitete und dass er oft bis abends in seinem Büro war.
Er zuckte beiläufig mit den Schultern. »Öffentlichkeitsarbeit.«
»Öffentlichkeitsarbeit?«, wiederholte sie fragend.
»Ich muss mich mit der Creme de la Creme der Stadt sehen lassen«,
erwiderte er mit leicht ironischem Tonfall.
Plötzlich begriff Francesca, was er meinte. Bragg
hatte eine große Aufgabe übernommen, aber es blieb ihm nur wenig Zeit, sie zu
erledigen. Seine Ernennung zum Polizeipräsidenten war nicht unumstritten
gewesen, und unter diesen Voraussetzungen war die Besetzung eines solchen
Postens nur selten von Langlebigkeit geprägt. Bisher hatte die Presse Bragg das
Leben zur Hölle gemacht. Erst eine Woche zuvor hatte man ihm Inkompetenz
vorgeworfen, da es ihm zunächst nicht gelungen war, Jonny Burtons Entführer zu
fassen. Später hatte man ihn dann zum Helden erklärt. Francesca fragte sich,
wie die Presse wohl darauf reagieren würde, dass er dreihundert Polizisten
degradiert hatte – offenbar sein erster Versuch, gegen die Korruption bei der
Polizei anzukämpfen. »Haben Sie wirklich dreihundert Ihrer Männer degradiert?«,
fragte sie nach einer Weile.
Er presste die Lippen zusammen. »Kein
Kommentar.«
»Bragg!«, erwiderte sie lächelnd. »Ich bin nicht bei der Tribune angestellt.«
»Gott sei Dank, und um Ihre Frage zu beantworten: Ja, das habe
ich«, erwiderte er lächelnd.
Wie sie es liebte, wenn er sie so aufzog! »Und was wollen Sie
damit erreichen? Oh, warten Sie, sagen Sie nichts – das Rudel fürchtet jetzt
gewiss seinen Anführer!«
Er grinste. »Die Männer haben andere Aufgaben zugewiesen bekommen;
sie müssen den Streifendienst in verschiedenen Revieren übernehmen. Es ist eine
lange Geschichte, Francesca. Ich hoffe, dass ich langfristig die Spreu vom
Weizen trennen kann und einige gute Männer übrig bleiben werden.«
Francesca schoss durch den Kopf, dass ihn die
meisten seiner Leute im Polizeipräsidium nun wohl nicht nur fürchteten, sondern
auch hassten. Ein Schauer lief über ihren Rücken. »Seien Sie nur vorsichtig,
Bragg.« Diese neue Entwicklung gefiel ihr ganz und gar nicht.
Braggs Augen weiteten sich kaum merklich vor Überraschung, als
Evan zwischen sie trat. »Sollen wir uns etwas zu trinken holen, Fran?«
Sie hätte ihn am liebsten gegen das Schienbein
getreten oder ihn gekniffen. »Warum holst du mir nicht ein Glas Champagner?«,
fragte sie lächelnd, während ihre Augen ihn zornig anblitzten.
»Warum begleitest du mich nicht?«, konterte Evan, ohne sich von
der Stelle zu rühren, und starrte sie mit einem durchdringenden Blick an.
Warum glaubte er nur, sie vor Bragg beschützen zu
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