Brennaburg
gewundert?«
»Anfangs schon«, kam die Antwort. »Dann waren sie mit Begeisterung bei der Sache. Zumal ich ihnen versprach, daß heute abend ein Fest stattfindet.« Mit einem Blick auf das Gesicht des Grafen fügte Konrad hinzu: »So wird sich ihnen, dachte ich mir, die Bedeutung deines neuen Ranges noch tiefer einprägen.«
»Ein bißchen viel Umstände, meinst du nicht?« wandte Gero ärgerlich ein. Obwohl er Konrad insgeheim abermals recht gab, ging ihm dessen Eigenmächtigkeit nun doch etwas gegen den Strich. »Heute ein Fest, übermorgen das nächste! Du wirst es vielleicht nicht verstehen, aber nach der Woche am Hof habe ich das Feiern gründlich satt.«
»Begreiflich, Herr Graf. Es ist jedoch keineswegs erforderlich, daß du uns Gesellschaft leistest. Graf Siegfried pflegte zum Zeichen seiner Leutseligkeit lediglich einen Schluck zu trinken und sich hierauf sogleich zurückzuziehen. Du solltest es von jetzt an genauso halten.«
»Sollte ich das? Nun, ich werde es mir überlegen«, sagte Gero kühl. Nachdenklich betrat er kurz darauf das Haus. Gewiß, wegen des Gesindes mußte er keinen Aufwand treiben, es würde gehorchen wie bisher. Aber als Legat unterstanden ihm zahlreiche Burgen, deren Besatzungen zunächst nur seinen Namen kannten. Die ihm verliehene Macht würde eine leere Hülse bleiben, sofern es ihm nicht gelang, sie denen, die sich ihr beugen sollten, irgendwie faßlich zu machen. Und ohne Blendwerk, das hatte der Bursche richtig erkannt, würde er dabei nicht auskommen.
Wie ihm Konrad geraten hatte, verließ er das Fest beizeiten und schlief danach bis zum folgenden Mittag. Als er erwachte, erblickte er die Magd Ida. Sie hatte gerade das Frühstück abgeräumt und war jetzt im Begriff, wieder hinauszugehen.
Gero richtete sich auf. »Warte noch, Ida«, sagte er träge, worauf sie sich umdrehte und ihn fragend anschaute.
Ida war beleibt, stumm und in einem Alter, in dem sie nicht mehr gebären konnte, Eigenschaften, derentwegen Gero sie nach seinem Bruch mit Godila den übrigen Mägden vorgezogen hatte. Magere Weiber konnte er nicht ausstehen, geschwätzige ebenfalls nicht, und schon gar nicht mochte er es, wenn sich das Gesinde darüber ereiferte, welcher der Leute wohl sein Erdendasein gräflichem Samen verdankte; von dieser Sorte hatten ihm Vater und Bruder wahrlich genug vermacht. Glücklicherweise war es ihm ziemlich gleichgültig, ob eine Frau ein hübsches Gesicht hatte oder nicht, und da ihm auch an Abwechslung nichts lag, stellte ihn Ida vollauf zufrieden.
»Ich leide Brunst, meine Gute«, sagte er zu ihr, denn er wußte, daß sie es liebte, wenn er sich vornehm ausdruckte. Sie nickte abwesend, setzte das Geschirr wieder ab und schloß den Fensterladen. Dann begann sie, ihren Rock zu raffen und den Saum hinter den Bund zu stopfen, so sorgfältig, als beabsichtige sie, einen Fluß zu durchwaten. Sowie sie damit fertig war, schlug sie die Decke zurück, packte seine Beine und spreizte sie. Behend stieg sie über ihn hinweg, kniete sich aufs Bett, beugte sich vor und reckte ihm schnaufend ihr mächtiges Gesäß entgegen, das glatt und weiß war wie bei einer jungen Frau.
Nachdem sie gegangen war, blieb er noch eine Weile liegen, kleidete sich dann an und öffnete das Fenster. Draußen schien die Sonne. Leichter trockener Wind wirbelte mit Erde vermischten Druschstaub auf, trieb Herbstlaub vor sich her und wehte lose Strohhalme von den Dächern. Eine Schar Hühner rannte gackernd zur Scheune, Spatzen tschilpten, aus der Ferne ertönte der klirrende Gesang einer Grauammer. Neben dem Brunnen saß der Hund Rado und äugte zu zwei Knaben, die ein Schwein mit Kletten bewarfen.
Wohl eine Stunde sah Graf Gero hinaus, und während er so schaute und grübelte, formte sich in seinem Kopf eine Rede. Nein, mein Herr König, fing sie an, ich kann dir nicht gehorchen. Ein Mann, der sich anschickt, ein Haus zu bauen, benötigt dafür eine bestimmte Zahl von Wochen, und selbst wenn es Jahre wären, weiß er doch, daß er seine Arbeit einmal beendet haben wird. Ich hingegen weiß das nicht. Denn falls du entdeckst, daß dir meine Ernennung kostspieliger zu werden droht, als du angenommen hattest, wirst du irgendwann deine Entscheidung rückgängig machen; kein Versprechen wird dich daran hindern. Ins Elend, das will ich dir gern glauben, wirst du mich nicht stoßen. Je nachdem, was dich zweckmäßig dünkt, wirst du mir entweder die Grafschaft lassen oder mich an deinem Hof unterbringen, in einem jener
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