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Brennaburg

Brennaburg

Titel: Brennaburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang David
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der Pferde, manchmal knackte es. Die Krieger, welche die Vorhut bildeten, schwiegen verbissen, die Räuber hingegen waren so redselig und zutraulich, wie sie Konrad noch nie erlebt hatte. Viele machten ein Gesicht, als harrte ihrer das Paradies.
    Er reihte sich irgendwo ein, und sogleich wurde er angesprochen. »Sind wir nicht bald da, Herr? Ich kann es kaum erwarten, endlich was Warmes in den Magen zu kriegen.«
    »Hätten uns lieber vorher anmelden sollen«, bemerkte ein zweiter schnüffelnd. »Für so viele Leute haben sie bestimmt nicht gekocht.«
    »Und du meinst, sie räumen tatsächlich so einfach ihre Burg?« wandte sich der erste wieder an Konrad. »Schlag mich tot, aber ich kann's nicht glauben.«
    »Falls nicht, schicken wir den Schwarzen vor«, warf ein dritter ein. »Dann bekommen sie Angst und reißen aus.«
    »Und die Mägde?« rief jemand mit gespielter Empörung. »Untersteht euch, sie zu erschrecken!«
    Das Wort Mägde ließ die Männer erstarren. Ihre Mienen wurden ernst, und trotz des Schneetreibens blickten sie einen Moment lang ohne zu blinzeln vor sich hin.
    »Teufel noch eins«, sagte der Schnüffelnde, seufzte laut und fragte, fast ängstlich auf Konrads Lippen schauend: »Wie viele mögen es eigentlich sein, Herr?«
    »Wann hätte ich sie zählen sollen? Ich werde diese Burgen genau wie ihr heute zum erstenmal sehen.«
    »Begreiflich, Herr. Nur, was ich meine, ist: Wird für jeden ein Weib dasein oder nicht?«
    »Nein! Ausgeschlossen! Schlagt euch das aus dem Kopf.«
    »Vielleicht doch …«
    »Nein! Wann hört ihr endlich auf, euch etwas vorzumachen? Wir reiten zu einer Burg, nicht zu einem Kloster. Ich weiß, man hat es euch schon oft gesagt, dennoch werde ich es wiederholen: Wenn ihr euch wegen der Frauen in die Haare geratet oder anfangt, die der Bauern zu belästigen, seid ihr verloren. Dient eure Zeit ab, wie ihr es geschworen habt, danach könnt ihr euch Frauen nehmen, so viele ihr wollt.«
    »Und bis dahin?«
    Konrad zuckte die Schultern. »Wie habt ihr es denn im Wald gehalten?«
    »Das kannst du nicht vergleichen, Herr. Die Kälte, der Hunger, dazu ständig die Angst, daß man erwischt wird. Da vergeht einem –«
    »Also eßt nicht soviel, zieht euch nicht zu warm an, und was die Angst betrifft: Denkt immer daran, daß ihr ungebetene Gäste seid«, sagte Konrad schmunzelnd. »Gelingt es ihnen, euch zu überrumpeln, werden sie genauso unsanft mit euch umspringen, wie wir es getan hätten.«
    »Wir werden es beherzigen, Herr«, sagte derjenige, der zuerst von den Mägden gesprochen hatte, mit frommer Miene. »Und damit niemand in Versuchung kommt, wird sich jeder von uns einen Knoten in sein Ding machen … Doch nicht zu fest«, fügte er hinzu, »für den Fall, daß du dich geirrt hast.«
    In das ausbrechende Gelächter hinein ertönte ein anderes Lachen, hell und übermütig wie der Ruf eines Grünspechtes. So lachte nur einer – Peppo. Konrad und Otfried verließen die Kolonne und warteten am Rand, bis sie mit ihm auf einer Höhe waren.
    Peppo, der in den wenigen Monaten überraschend gut Reiten gelernt hatte, winkte ihnen mit beiden Händen zu. Er hatte den Helm abgesetzt, und da sein Schopf gänzlich zugeschneit war, sah es aus, als trüge er statt einer dunklen zur Abwechslung einmal eine weiße Mütze.
    »Was sagst du zu unserem Aprilwetter?« fragte ihn Konrad. »Ich wundere mich alle Jahre wieder darüber.«
    »Ich wundere gar nicht«, entgegnete der Schwarze vergnügt glucksend. »Häßliches Land – häßliches Wetter.«
    »Fällt es dir so schwer, dich daran zu gewöhnen?«
    »Gewöhne mich nie! Venezia –«
    »Venezia, Venezia!« stöhnte der Mann neben ihm auf. »Er bringt mich noch um mit seinem Venezia. Der Himmel ist dort blauer, das Obst saftiger, die Fische haben weniger Gräten, und was die Weiber betrifft, so –«
    »Ist auch.«
    »Warum bist du dann nicht dageblieben …«
    »Du weißt, warum«, erwiderte Peppo friedfertig.
    »Hättest deinen Kaufmann eben nicht abmurksen sollen.«
    »Schade, daß du mir nicht früher gesagt hast … Aber vielleicht gehe ich bald wieder zurück. Jetzt, wo ich schnelles Pferd habe …«
    Lächelnd zeigte ihm Konrad die Faust und lenkte hierauf seine Stute erneut an den linken Rand des Weges. »Dreist ist der schwarze Satan«, raunte ihm Otfried zu, während die anderen vorbeizogen.
    »Dreist? Ach was! Verstehst du keinen Spaß mehr?«
    »Schöne Späße sind das!«
    »Was stört dich denn an ihnen?«
    Otfried

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