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Brennaburg

Brennaburg

Titel: Brennaburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang David
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schwieg. »Der Mann ist es, der mich stört«, gestand er schließlich. »Er ist mir zuwider. Nie verhält er sich still, dauernd bewegt sich etwas an ihm. Wenn er nicht herumfuchtelt, die Zähne fletscht oder mit den Augen rollt, wiehert er wie ein Gaul.« Er senkte den Kopf, flüsterte: »Er ist unser Unglück, du wirst es erleben. Das Beste wäre, ihm einen Pfeil ins Kreuz zu pflanzen und ihn dann möglichst tief zu vergraben.«
    Verblüfft sah ihn Konrad an. Seit ihrem Zusammenstoß wich ihm Otfried kaum von der Seite, pflichtete ihm in allem bei und gehorchte seinen Anweisungen aufs Wort. Daß er ihm jetzt widersprach, paßte nicht zu diesem Betragen … Plötzlich fiel sein Blick auf Otfrieds blutleere Lippen, und er mußte an sich halten, um nicht lauthals zu lachen: Die Art, in der dieser dem Schwarzen nachschaute, zeugte von unverhohlener Furcht, ja beinahe Grauen. Das also war es, was hinter seinem Gerede steckte.
    Die Krieger der Nachhut, zumeist Leute von den Grenzburgen, blickten ebenso finster drein wie die an der Spitze. Alle Versuche Konrads, mit einigen von ihnen ein Gespräch anzuknüpfen, scheiterten; sie blieben entweder stumm oder wichen aus. Lediglich einer sagte: »Spar dir die Mühe, junger Mann, deine Späße verfangen bei uns nicht. Sind schließlich keine Kinder, die man verprügeln und danach mit einem Scherz wieder zum Lachen bringen kann.«
    »Werd's mir merken«, entgegnete Konrad. »Bevor ich euch mit eurem Kummer allein lasse, sagt mir jedoch wenigstens, wer euch verprügelt hat.«
    »Als ob du das nicht wüßtest! Dieses Pack setzt sich ins gemachte Nest, während wir so arm heimkehren, wie wir aufgebrochen sind. Hat man je von einer solchen Ungerechtigkeit gehört? Wenn wir mit Graf Siegfried loszogen, kamen wir niemals ohne Beute zurück.«
    Konrad wollte scharf erwidern, bezwang sich jedoch und sagte: »Man hat euch oft genug erklärt, weshalb es vorläufig keine Beute geben darf. Seid unbesorgt, eure Stunde schlägt schon noch. Und was das Nest anlangt, so solltet ihr nicht vergessen, daß es für den, der sich als erster darin einrichten muß, leicht zur Falle werden kann.«
    Der andere lächelte spöttisch. »Hab Dank für den Hinweis, doch diese Gefahr würde uns nicht schrecken. Wir wären gern die ersten, und nicht bloß zu unserem Vorteil. Wenn der Graf das begreift, wird es freilich zu spät sein.«
    »Was meinst du damit?«
    »Glaubst du etwa, daß diese Dreckskerle lange fackeln werden? Da hast du dich aber geschnitten! Sieh nur, wie aufgekratzt sie sind: Können es kaum erwarten, uns endlich los zu sein. Ich wette, daß sie schlimmer hausen werden als alle Teufel der Hölle zusammen … Was schätzt ihr, wie lange sich die Sorben das gefallen lassen?« rief er nach hinten. »Ein halbes Jahr? Oder nur bis zum nächsten Mondwechsel?«
    Aufgebracht über den schadenfrohen Ton, in dem er seine eigenen Befürchtungen zu hören bekam, riß Konrad den Mann an der Schulter herum und hieb ihm die Faust ins Gesicht. »Sei still, du Lump!« fuhr er ihn an. »Wage es ja nicht, die Leute aufzuhetzen, sonst schneide ich dir die Zunge ab.«
    Der andere wischte sich einmal über die Nase, dann ließ er das herausquellende Blut in den Bart rinnen. »Wen denn aufhetzen?« sagte er mit belegter Stimme. »Denken doch sowieso alle wie ich.«
    Gegen Mittag wurde der Wind schwächer, und statt zu schneien, fing es an zu graupeln. Der Weg krümmte sich, beschrieb eine Art Schlinge und stieg danach sacht an. Fortwährend flogen Stockenten auf, zuweilen schrie ein Kiebitz.
    In dem Maße, in dem der Boden fester wurde, verwandelte sich die geduckte Niederungslandschaft in einen stattlichen Auwald. Zwischen die Laubbäume mischten sich Nadelhölzer. Immer häufiger waren Baumstümpfe zu sehen, ein Zeichen, daß man sich einem größeren Ort näherte. Der Weg wurde breiter und mündete in einen schütteren Streifen alter Eichen. Zwischen ihnen blitzten die Wasser mehrerer Teiche, von deren Dämmen Graureiher abstrichen.
    »Sie haben uns viel früher entdeckt, als ich vermutet hatte«, sagte der Graf zu Konrad. »Woher ich das weiß? Nun, das ist nicht allzu schwer: Diese Teiche gehören unserem Freund Prebor, und weil ihm der Verlust auch nur eines einzigen Fischleins anscheinend das Herz zerreißt, läßt er sie vom ersten Sonnenstrahl bis zum Einbruch der Dunkelheit durch Knaben bewachen. Sie sind mit Pfeil und Bogen oder Steinschleudern ausgerüstet und bekommen für jeden erlegten

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