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Brennaburg

Brennaburg

Titel: Brennaburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang David
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Schmähst euren Triglav! Da hast du dir ja die richtige Zeit ausgesucht. Uns alle wirst du mit solchen Reden ins Unglück stürzen.«
    »Ach ja? Und ich meinte, wir steckten bereits mittendrin. Sollte ich mich übrigens irren, wird er mir das nicht verargen und uns auch jetzt noch zu retten wissen. Ich habe ihn schon so manches Mal verflucht und dafür hinterher immer reichlich entschädigt. Er ist nicht übermäßig stolz, nein, das ist er nicht …«
    Ratibor lachte kurz.
    »Komm nun. Das heißt, es ist besser, du bleibst noch ein bißchen. Vergiß nicht zu taumeln, wenn du mir folgst.«
    Als er die Tür öffnete, prallte er zurück. Stickige, nach Fisch, erkaltetem Fett, Knoblauch und menschlichen Ausdünstungen riechende Luft nahm ihm den Atem. Auf den Fleischresten und zwischen den Weinpfützen spazierten dicke Herbstfliegen herum; niemand machte sich die Mühe, sie zu verjagen. Die Gesichter der Männer waren schweißüberströmt, ihre geröteten Augen blickten gläsern, Bärte und Kleider starrten vor Gräten und getrockneter Soße.
    Darauf bedacht, keine der zahlreichen Katzen zu treten, die auf den mit Abfällen übersäten Dielen knirschend fraßen, begab sich Ratibor zu seinem Platz. »Wir haben dich vermißt«, sagte Graf Gero zu ihm. »Herzog Pribislaw wünscht nämlich, eine Ansprache zu halten.«
    Ratibor nickte dem Alten zu, worauf dieser seinen Bart strähnte und sich ächzend empor stemmte. »Ich möchte dir danken, Herr Legat«, begann er im Tonfall eines Mannes, der weiß, daß er betrunken ist, und deshalb seine Worte so vorsichtig setzt wie ein Blinder seine Füße. »Von Zweifeln geplagt sind wir zu dir gereist, heißt es doch bei uns, daß der Sachse zur List geboren sei wie der Vogel zum Fliegen. Ja, wir haben dir mißtraut und dich dadurch, obzwar nur in Gedanken, schwer gekränkt. Du aber hast uns mit diesem Fest eine Lehre erteilt. Ich bin ein alter Mann, und du könntest fast mein Sohn sein; trotzdem sage ich dir jetzt: Ich schäme mich! Ich bitte dich herzlich, mir zu verzeihen und zu erlauben, mich fortan dein Freund nennen zu dürfen.«
    »Daß du mir nichts unterschlägst!« fauchte er, als er wieder Platz genommen hatte, Ratibor an. »Ich will, daß er mich richtig versteht.«
    »Wie du befiehlst«, entgegnete Ratibor, von dem unverhofften Geständnis des Fürsten noch ganz benommen. Während er übersetzte, beobachtete er die Gesichter der drei Sachsen. Gero lauschte ihm wie stets mit regloser Miene, und auch Thietmar waren weder Befremden noch Verwirrung anzumerken. Der junge Gefolgsmann hingegen ließ Zeichen von Verstörtheit erkennen. Bereits nach den ersten Sätzen hatte er die Augen gesenkt und rutschte nun, sich die Lippen leckend, auf seinem Stuhl herum …
    Gero erhob sich. »Ich muß dir widersprechen, lieber Freund«, sagte er, »denn du hast nicht den geringsten Anlaß, dich anzuklagen. Immerhin kanntest du von dem Mann, in dessen Haus du dich begeben solltest, bis zum heutigen Tage lediglich den Namen. Frohlocke übrigens nicht zu früh, denn so uneigennützig, wie du anscheinend vermutest, bin ich natürlich nicht; wäre es anders, müßte mich mein König, darin wirst du mir sicherlich beipflichten, schleunigst meines Amtes entheben. Eine durchzechte Nacht, das ist mir so gut bekannt wie dir, macht die Menschen unseren Plänen zuweilen eher geneigt als geschicktes Verhandeln. Überdies«, fügte er mit einem kleinen Lachen hinzu, »heißt es in unserem heiligen Buch, daß man stets gastfrei sein solle, weil schon mancher, ohne es zu ahnen, Engel beherbergt hätte. Bereits unser Glaube gebietet mir also, worin du die Güte hast, ein Verdienst zu sehen. In einem freilich decken sich unsere Auffassungen: darin, daß wir Freunde sein sollten.«
    Er wartete, bis Ratibor das übersetzt hatte, und schloß den Fürsten danach in die Arme.
    Beifälliges Gemurmel kam auf, und auch die Sorben, obwohl von der Geste gar nicht betroffen, gaben ihrer Zustimmung Ausdruck. Gero und Pribislaw hatten sich noch nicht voneinander gelöst, da erschien Liub in der Tür. Er stockte und schaute mit geweiteten Augen auf die sich verbrüdernden Männer, bevor er, den Kopf ein wenig eingezogen, gezwungen lächelnd zu seinem Stuhl ging …
    Nachdem Gero wieder Platz genommen hatte, ordnete er an, die Fensterläden zu öffnen. Frische Nachtluft strömte herein und belebte die müden Geister etwas. Unterdessen trugen die Mägde ein neues Gericht auf: Gebratene Reiherbrüste mit eingelegten

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