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Brennaburg

Brennaburg

Titel: Brennaburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang David
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sofort wieder. Oder willst du, daß ich ersticke?«
    »Es ist nicht für lange.«
    »Und warum, zur Hölle?«
    Der andere verschwand, ohne zu antworten. Seine Schritte verhallten, dumpf schlug die Falltür zu. Plötzlich hörte der Graf, daß irgendwer die Leiter herunterstieg und sich dem Verließ näherte. Der Riegel wurde zurückgeschoben; eine hagere Gestalt trat herein, die Hand mit der brennenden Fackel weit von sich gestreckt. Es war Werner, der Vertraute des Königs.
    Gero wickelte sich aus seinen Decken und sprang auf. »Endlich!« stieß er hervor.
    Werner, er zog gerade die Tür heran, drehte sich flüchtig zu ihm um. Danach steckte er die Fackel in die Halterung, rückte sich den Stuhl zurecht und ließ sich darauf nieder. »Setz dich«, sagte er, auf den Schemel deutend.
    »Wozu?«
    »Setz dich!«
    Der Graf runzelte die Stirn. »Höre, alter Freund«, sagte er, »wie du vielleicht bemerkst, ist es hier verflucht kalt. Treibe also nicht deinen Scherz mit mir. Wenn du mir etwas auszurichten hast, dann heraus damit!«
    Doch Werner hüllte sich in Schweigen, und so nahm Gero schließlich widerstrebend Platz. »Da sitze ich. Und nun verrate mit gefälligst, weshalb man mich gefangenhält.«
    Der andere hob wie fröstelnd die Schultern. »Damit wir uns recht verstehen, Graf Gero«, erwiderte er mit seiner knarrenden Stimme leise, »ich bin von uns beiden derjenige, welcher die Fragen stellt. An dir ist es lediglich, mir zu antworten.«
    Gero stand auf. »Sprich nicht so mit mir«, sagte er dumpf. »Das steht dir nicht zu, selbst hier unten nicht.«
    In Werners Miene rührte sich nichts. »Du irrst, Graf Gero«, entgegnete er, »wie sehr, wirst du bald begreifen. Aber sei's drum, ich werde deine Neugier ausnahmsweise stillen.«
    Er raffte seinen Pelz zusammen und schlug die Beine übereinander. »Der König ist, wie du weißt, kürzlich wieder mit einem Heer gegen Bayern gezogen. Diesmal, das weißt du vermutlich noch nicht, war er erfolgreich. Eberhard floh, neuer Herzog ist sein Oheim Berthold, der den Forderungen des Königs in allen Punkten stattgab.«
    Er machte eine Pause und schaute Gero an, als wolle er die Wirkung seiner Worte auf ihn studieren.
    »Glücklich ob des errungenen Sieges kehrt der König zurück. Und was muß er erfahren? Die Grenze, deren Schutz er in guten Händen wähnte, wird von aufrührerischen Horden berannt. Damit nicht genug, munkelt man sogar, daß derjenige, dem sie anvertraut ist, die Empörung verursacht hat. – Und jetzt erzähle, Graf Gero!« schloß er brüsk. »Erzähle mir alles, ohne etwas auszulassen.«
    Gero stieß die Luft durch die Nase. »Dir? Oh nein! Ich bin, so war es vereinbart, allein dem König rechenschaftspflichtig. Ihm werde ich berichten, sonst niemandem.«
    »Du irrst schon wieder. Mir wirst du berichten.«
    »So nimm zur Kenntnis, daß ich mich weigere.«
    »Du weigerst dich?«
    »Ja. Denn was ich mitzuteilen habe, ist nur für die Ohren des Königs bestimmt.«
    »Wie du willst«, sagte Werner gleichmütig. »So nimm du zur Kenntnis, daß man dich noch heute foltern wird.«
    »Foltern?« wiederholte der Graf ungläubig lächelnd.
    »Jawohl, foltern. Solltest du dich weiterhin sträuben, sollte ich dich bei einer einzigen Lüge ertappen und solltest du die geringste Einzelheit verschweigen, wirst du diese Unterkunft, die dir so mißhagt, gegen eine andere vertauschen und dort auf Männer treffen, welche die Wahrheit ausschließlich unter Anwendung von Gewalt zu erforschen pflegen. Besinne dich also, ehe es zu spät ist.«
    »Das wirst du nicht wagen«, sagte Gero tonlos.
    »Ich versichere dir«, entgegnete Werner, ihn starr anblickend, »daß für mich keinerlei Wagnis dabei ist.«
    Er ließ die Bemerkung verklingen und fuhr fort: »Du wirst beschuldigt, dem König Schaden zugefügt zu haben. In welchem Umfang, ob es mit Absicht, aus Torheit oder infolge von Umständen geschah, die zu beeinflussen nicht in deiner Macht lag, dies in Erfahrung zu bringen, bin ich hier. Und nun ermahne ich dich ein letztes Mal, mir Rede und Antwort zu stehen.«
    Der Graf tat einen Schritt in Richtung Luke, drehte sich jäh um und breitete die Arme aus. »Dies ist also ein Verhör? Vom König selbst befohlen?«
    Er hielt sich die Finger vor den Mund und hauchte sie an.
    »Weshalb hast du das nicht früher gesagt?« fuhr er fort. »Also frag schon, was zögerst du noch! Ich habe nichts zu verheimlichen.«
    »Das wird sich zeigen. Setze dich jetzt, und zwar so, daß ich dein

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