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Brennaburg

Brennaburg

Titel: Brennaburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang David
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hätte.
    Am folgenden Morgen erreichte ihn die Kunde, daß auch bei Holleben ein Überfall stattgefunden habe. Hier hätte die eine Hälfte der Angreifer die Burg belagert und mit Brandpfeilen beschossen, während ihre Gefährten inzwischen die umliegenden Ortschaften verheerten. Von da an rissen die Schreckensmeldungen nicht mehr ab: Fast täglich trafen Nachrichten ein, in denen von verbrannten Häusern, getöteten Bauern und erschlagenem Vieh die Rede war.
    Da Gero jeden Augenblick gewärtig sein mußte, selbst das Ziel eines Überfalls zu werden, überließ er zunächst Thietmar und Christian die Abwehr der Eindringlinge. Außerdem wollte er, bevor er etwas unternahm, sich erst einmal Aufschluß über deren Taktik verschaffen. Zwei Wochen lang empfing er von früh bis spät Kuriere, lauschte ihren Schilderungen und verglich sie miteinander. Dabei gewann er die Überzeugung, daß der Aufstand, obwohl es ihm offenbar an einer einheitlichen Führung mangelte, noch gefährlicher war als befürchtet.
    Nahezu alle Angriffe wurden in dem Gebiet zwischen Merseburg und der Ohremündung verübt, wobei man die Gegend um Magdeburg zu meiden schien. Die slawischen Haufen waren selten stärker als ein halbes Hundert Krieger, machten aber ihre geringe Zahl durch ihre Beweglichkeit wett sowie dadurch, daß stets mehrere gleichzeitig vorstießen. Sie setzten nicht an den Furten über, sondern schwammen mit ihren Pferden nachts an beliebigen Stellen über den Fluß, wobei sie der niedrige Wasserstand begünstigte. Am Ufer angelangt, ritten sie ein Stück ins Hinterland, zündeten ein oder zwei Dörfer an und eilten hierauf im Schutz der Wälder unverzüglich nach Süden oder Norden. In der folgenden Nacht überquerten sie wieder die Grenze, fernab von jener Stelle, an der sie diese zuvor überschritten hatten. Befestigte Plätze ließen sie unbehelligt oder belagerten sie lediglich zum Schein. Beute wurde meist nur soviel mitgeschleppt, daß sie ihnen auf der Flucht nicht hinderlich war.
    Was die Einfälle bezweckten, lag auf der Hand: die Bauern des Grenzgebietes zum Wegzug zu bewegen und dadurch die Burgen ihrer Ernährer zu berauben. Ein weiteres Merkmal dieser Kampfesweise bestand darin, daß sie niemanden erforderte, bei dem die Fäden zusammenliefen. Abgesprochen waren gewiß der Beginn des Losschlagens und mit Sicherheit die Art der Kriegführung, schwerlich jedoch der Zeitpunkt der einzelnen Vorstöße; sich darüber zu einigen, blieb wohl in das Ermessen des örtlichen Adels gestellt. Daß trotzdem regelmäßig angegriffen wurde, zeugte davon, wie stark der Wunsch nach Vergeltung war.
    Dabei waren noch längst nicht alle Stämme und innerhalb eines Stammes auch nicht alle Burgbezirke an der Empörung beteiligt. Aus den Berichten der Späher ging hervor, daß es sich bei den Eindringlingen überwiegend um Heveller und westlich der Mulde lebende Sorben handelte, ausgenommen jene, die nahe der Grenze siedelten und sich gegenwärtig noch darauf beschränkten, den anderen Unterschlupf zu gewähren und sie zu versorgen. Obodriten und Wilzen verhielten sich bisher anscheinend abwartend, ebenso Daleminzer und Milzener. Das konnte sich freilich rasch ändern – falls nicht überhaupt beabsichtigt war, den Aufruhr wie einen Flächenbrand anwachsen zu lassen.
    Dieses Vorgehen der Slawen unterschied sich wesentlich von dem während des Aufstandes im Jahre neunhundertneunundzwanzig, und Gero verhehlte sich nicht, daß er selbst sie durch die Beseitigung der Häuptlinge dazu genötigt hatte. Er hatte nicht allein die Erhebung verursacht, sondern auch die Form bestimmt, in der sich diese vollzog, und mußte sich nun darauf einstellen. Sich lediglich zu verteidigen, kam genausowenig in Betracht wie ein Belagern der Brandenburg, das über Wochen hinweg seine Kräfte binden würde. Nein, der Aufstand war nur einzudämmen, wenn er Gleiches mit Gleichem vergalt und, Dorf um Dorf zerstörend, den Feind allmählich in die Knie zu zwingen suchte. Er zweifelte nicht daran, daß er den längeren Atem hatte. Doch würde ihm der König die Zeit lassen, das zu beweisen?
    Eine Antwort auf diese ihn quälende Frage wurde ihm schneller zuteil, als er erwartet hatte. An einem Mittag drei Tage vor St. Andreas, er beriet sich gerade mit Otfried, hörte er, daß draußen jemand nach ihm rief. Die Stimme war ihm fremd, klang jedoch so fordernd, daß er unverzüglich zur Tür eilte. Von Otfried gefolgt, trat er auf den Hof und erblickte eine Schar

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