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Brennaburg

Brennaburg

Titel: Brennaburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang David
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seines Legaten auf das schwerste bedroht.«
    »Bedroht?« Der Graf erhob sich. »In den Vermutungen eines Barbarenhäuptlings erblickst du allen Ernstes eine Bedrohung für den Ruf des Königs?«
    »So ist es«, bestätigte Werner trocken. »Denn wenn irgendwer, und sei es nur ein Barbar, glaubhaft zu schildern vermag, auf welche Weise die Fürsten zu Tode kamen, fällt der Verdacht unvermeidlich auf dich. Wie sich soeben zeigte, ist dieser Mann dazu imstande. Seine Erzählung wird sich mit Windeseile in alle Himmelsrichtungen verbreiten und, sofern das nicht schon geschehen ist, eines Tages auch zu uns gelangen und in den Köpfen der Menschen Wurzeln schlagen. Wie das Volk über das, was du getan hast, urteilen wird, dürfte nicht zweifelhaft sein. Es verzeiht nahezu jedes Verbrechen, zumal eines, das sich gegen die Slawen richtet – dieses jedoch nicht. Denn es flößt ihm Grauen ein. Der Adel, aus welchen Gründen immer, wird sich gleichfalls von dir abwenden. Vom König aber, und das ist das Schlimmste, wird es nicht bloß bei uns, sondern auch in anderen Ländern heißen, daß er sich auf Männer ohne Ehre stützt.«
    Er verschränkte die Hände über dem linken Knie und legte den Kopf in den Nacken.
    »Dein Plan ist gescheitert, Graf Gero«, sagte er hart. »Obwohl du dich gebrüstet hast, jede Einzelheit bedacht zu haben, ist es dir nicht geglückt, die Spuren deiner Tat zu verwischen. Und es fragt sich nun, ob du diese Möglichkeit nicht in Betracht gezogen oder aber aus Leichtsinn in Kauf genommen hast. Oder«, fügte er nach einer winzigen Pause hinzu, »ist es vielleicht so, daß dich jemand dazu angestiftet hat?«
    »Angestiftet?« wiederholte Gero verdutzt. Er setzte sich wieder. »Wen meinst du damit?«
    »Jemand, der dem König schaden wollte und sich deshalb, ohne daß es dir bewußt war, deinen Ehrgeiz zunutze machte.«
    »Habe die Güte und drücke dich deutlicher aus.«
    »Der Befehl des Königs war unmißverständlich. Er lautete, in die Burgen Vertragsbrüchiger oder des Vertragsbruches verdächtiger sorbischer Edelinge Besatzungen zu legen. Von dem, was du getan hast, war niemals die Rede gewesen. Vielmehr solltest du alles vermeiden, das einen Aufstand hätte hervorrufen können. Diesem Befehl hast du zuwidergehandelt, und für die Folgen, aber dies nur nebenbei, wirst du geradezustehen haben. Ich möchte jetzt von dir wissen, wer dich zu dieser Eigenmächtigkeit verleitet hat?«
    »Niemand. Ich allein trage dafür die Verantwortung.«
    »Das klingt nicht, als ob du bereust.«
    »So ist es. Ich bereue nichts.«
    »Du räumst ein, ungehorsam gewesen zu sein, und rühmst dich dessen noch?«
    »Dreh mir nicht das Wort im Mund herum, alter Freund! Mein Auftrag bestand schließlich nicht bloß darin, eine Empörung zu verhindern, sondern vor allem, dieses Gebiet für den König zu erobern. Mit einer Rebellion mußte ich immer rechnen. Als ich vom Verrat Thankmars und des Frankenherzogs hörte, hielt ich es für geboten, meine Anstrengungen zu verdoppeln; nicht zuletzt deshalb, um all jene zu widerlegen, die dem König vorwerfen, in mir eine falsche Wahl getroffen zu haben. Das mir gesteckte Ziel verlor ich also nie aus den Augen. In Anbetracht der veränderten Umstände war ich aber bestrebt, mich ihm schneller und auf neuen Wegen zu nähern. Der Aufstand scheint gegen mich zu sprechen, doch wenn ich ihn niedergeschlagen habe, wird sich erweisen –«
    »Wer ihn niederschlägt, bestimmst nicht du«, schnitt ihm Werner das Wort ab. »Du beharrst also darauf, daß du aus eigenem Antrieb gehandelt hast?«
    »Ja, denn es ist die reine Wahrheit.«
    Werner neigte den Kopf. Dann erhob er sich.
    »Unsere Unterredung ist für heute zu Ende«, sagte er, während er nach der Fackel griff. »Du hast einen Tag Zeit, dich zu besinnen. Morgen besuche ich dich wieder, und dann will ich von dir die Namen derjenigen, die du jetzt noch schützt. Überlege inzwischen, ob es nicht besser wäre, dein Schweigen zu brechen.«
    Er ging, und kurz darauf wurde die Luke geöffnet. Wenig später erschien der Wärter und ergriff die unverbrauchten Fackeln. Den Stuhl aber rührte er nicht an. »Nimm auch ihn mit«, bat Gero. »Oder ist es hier noch nicht eng genug?«
    »Der bleibt hier! Er«, der Heisere wies mit dem Daumen nach oben, »hat es befohlen.«
    »Warum?«
    »Was weiß ich? Vielleicht, damit du ihn nicht vergißt.«
    Sowie der Graf allein war, stellte er den Stuhl auf die Pritsche. Nun erst spürte er die Kälte in

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