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Brennaburg

Brennaburg

Titel: Brennaburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang David
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gelangen, habe ich diese edlen und erfahrenen Männer gebeten, unserer Unterhaltung beizuwohnen. Schildere nun, was sich an jenem Tag ereignete. Wir werden dich anhören und danach befragen.«
    »Jawohl, Herr König«, entgegnete Gero. Er verneigte sich erneut und begann: »Vernehmt also, ihr Herren! Graf Thietmar, welcher ausgezeichnet die slawische Sprache beherrscht und deshalb von mir beauftragt worden war, die hevellischen Fürsten von Magdeburg zu meinem Hof zu geleiten, meldete mir nach der Heimkehr, diese hätten Äußerungen getan, aus denen hervorgegangen sei, daß sie einen Anschlag auf mich planten. Während ich noch erwog, ob er nicht Opfer eines übermütigen Scherzes geworden sein könnte, unterrichtete mich einer der Sorben von der Absicht, sich in der Nacht meiner zu bemächtigen, um mich später, nach geglückter Entführung, gegen unsere Geisel Tugumir auszutauschen oder aber, falls der Handel von den Unseren abgelehnt werde, zu töten und sich hierauf gemeinschaftlich gegen uns zu erheben. An der Verschwörung wären, von den Hevellern verführt, die meisten der sorbischen Häuptlinge beteiligt. Wie viele genau es seien, wisse er allerdings nicht.
    Wie, ihr Herren, sollte ich mich verhalten? Die Zeit drängte, ich mußte schnell entscheiden. Bestrebt, Blutvergießen zu vermeiden und, indem ich vollendete Tatsachen schuf, trotzdem den Plan meiner Gäste zu vereiteln, faßte ich einen Entschluß, den ihr heute, da wir seine Folgen kennen, tadeln mögt; mich dünkte er damals der einzig mögliche. Unter einem Vorwand entfernte ich mich während des nächtlichen Gelages von der Burg, wobei ich darauf baute, daß es den Fürsten noch verfrüht erscheinen mußte, ihr Vorhaben zu verwirklichen. Zuvor hatte ich einem meiner Leute befohlen, heimlich Strickleitern auszuhängen. Draußen gebot ich einem Teil jener Männer, die ich vorsichtshalber zusammengezogen hatte, die Scheune, in welcher die slawischen Krieger nächtigten, zu umstellen und diese, falls erforderlich, am Verlassen des Gebäudes zu hindern. Ihre Gefährten wies ich an, über die Leitern in die Burg einzudringen und sich bis zu meiner Rückkehr in den Gärten zu verstecken. Angesichts einer solchen Übermacht, glaubte ich, würden die Fürsten stillschweigend auf den Anschlag verzichten, und da mir allein an ihrem Eid gelegen war, hatte ich vor, sie am nächsten Morgen ungekränkt ziehen zu lassen. So war es gedacht – doch leider kam es anders, denn als meine Männer die Palisade erklommen, stießen sie zu ihrer Verblüffung auf heftigste Gegenwehr. Der Lärm des sich entspinnenden Gefechtes drang bis zur Scheune, weckte die schlafenden Krieger, und dabei – nur so kann ich mir das, was hierauf geschah, erklären – fiel wohl eine Fackel zu Boden und entzündete das Stroh. Eingedenk des Befehls, die Slawen in dem Gebäude festzuhalten, hatten meine Leute unterdessen von außen das Tor verschlossen. Als sie begriffen, was drinnen vorging, war es bereits zu spät.«
    Gero verstummte.
    »Welcher Teufel, so werdet ihr sicherlich fragen, mag die Fürsten geritten haben, den aussichtslosen Kampf aufzunehmen?« sprach er nach einer Pause weiter. »Nun, ich weiß es nicht. Vielleicht war es ihr schlechtes Gewissen, welches sie befürchten ließ, ich hätte sie durchschaut und wollte jetzt Gleiches mit Gleichem vergelten; vielleicht verloren sie auch einfach den Kopf. Das Ergebnis, ihr Herren, ist euch bekannt. Selbst jener Mann, der mich warnte und dem ich meine Freiheit oder sogar mein Leben zu verdanken habe, fand bei dem Handgemenge den Tod. Einem einzigen glückte die Flucht.«
    »Bist du fertig?« erkundigte sich Otto.
    »Ja, Herr König.«
    »Dann, ihr Herren, beginnt. Wir haben uns hier versammelt, um gemeinsam die Wahrheit zu erforschen. Wer also glaubt, daß er zu diesem Anliegen beitragen kann, der stelle seine Fragen.«
    Bischof Bernhard räusperte sich und blickte erlaubnisheischend zum König. Als dieser nickte, befeuchtete Bernhard seine Lippen und sagte: »Du erwähntest einen Eid, Graf Gero. Was für ein Eid ist das und wozu verlangtest du ihn?«
    »Bei meinen Vergeltungsfeldzügen wurde mir etliche Male entgegengehalten, daß ich keinerlei Ursache hätte, von einem Treuebruch zu sprechen; denn der Graf Siegfried geleistete Eid sei mit dessen Tod ungültig geworden und die von mir verhängte Strafe – die Besetzung der betreffenden Burg – folglich übermäßig hart. Nicht bloß Säumigkeit beim Entrichten des Zinses,

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