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Brennaburg

Brennaburg

Titel: Brennaburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang David
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beifälligem Gelächter begab er sich zum nächsten Feuer, wo er genau dasselbe sagte und fast dieselben Antworten erhielt. Nachdem er, der abgeschmackten Prahlereien gründlich überdrüssig, den Rundgang beendet hatte, kehrte er zu seinem Zelt zurück. Hier wurde er bereits von den vier Anführern der Hilfstruppen sowie Otto und Thankmar erwartet. Er begrüßte sie und bat sie herein. Knechte hatten unterdessen frische Fackeln in die Halterungen gesteckt, zündeten jene an, und bald füllte der feierliche Duft schmelzenden Wachses den Raum.
    Scheinbar beiläufig erläuterte der König, in welcher Ordnung er das Heer aufzustellen beabsichtigte. Dabei beobachtete er die Anwesenden aufmerksam. Was er sah, versetzte ihn in Unruhe. Der Franke, der Schwabe und der Lothringer machten betretene Gesichter, als er sie jedoch anschaute, senkten sie hastig die Köpfe. Der Bayer hingegen, ein baumlanger Graf namens Puchard, verzog keine Miene. Mit verschränkten Armen stand er etwas abseits, hüstelte zuweilen und schien durch sein ganzes Gebaren ausdrücken zu wollen, daß er nicht gekommen war, um Befehle zu empfangen. So hatte er sich seit seiner Ankunft in Tilleda betragen – nicht gerade aufsässig, aber befremdlich abweisend.
    »Dies ist mein Plan, ihr Herren«, schloß Heinrich. »Er wird euch vielleicht überraschen, doch bin ich sicher, daß ihr ihn billigen werdet.« Und noch bevor jemand antworten konnte, fügte er hinzu: »Ich sehe, ich habe mich nicht geirrt. Erlaubt mir, euch dafür von Herzen zu danken.«
    »Dein Plan ist gut, König Heinrich«, hörte er in diesem Augenblick den Bayern sagen. »Leider hat er einen Fehler. Meine Männer kämpfen nur, wenn einer den anderen neben sich weiß. Sie werden sich niemals trennen lassen.«
    Heinrich preßte die Lippen zusammen. Da war es also passiert! Er hatte damit rechnen müssen, trotzdem war ihm jetzt, als sei er geschlagen worden. Um Zeit zu gewinnen, sagte er: »Ich wundere mich, Graf Puchard. Solltest du die Gründe für meinen Plan tatsächlich nicht begriffen haben? Dann will ich sie dir gern noch einmal erklären.«
    »Das ist nicht notwendig, König Heinrich«, entgegnete Puchard trocken. »Ich habe sie sehr wohl begriffen. Sie können mich allerdings nicht bewegen, dir zuzustimmen. Stelle meine Ungepanzerten getrost auch in der Mitte auf, sie fürchten sich nicht vor ein paar Pfeilen. Wir sind aus einem anderen Holz geschnitzt.«
    »Holz?« wiederholte der König mit schiefem Lächeln. »Mich dünkt, ihr seid aus Fleisch und Blut wie wir.«
    Puchard blieb stumm.
    Alles war gesagt, es gab nichts mehr zu besprechen. Jetzt ging es lediglich darum, das Gesicht zu wahren. Aber hatte er es nicht bereits verloren? … Übrigens war es eine beispiellose Frechheit des Bayern, ihn, als sei noch ein weiterer König im Zelt, mit dem Namen anzureden … Heinrich überlegte, spürte jedoch, daß er außerstande war, einen klaren Gedanken zu fassen. »Was bedeutet es schon, ob du mir zustimmst oder nicht!« stieß er, von jäher Wut gepackt, hervor. »Du unterstehst meinem Befehl. Herzog Arnulf wird dich sicherlich nicht belohnen, wenn er erfährt, daß du rebelliert hast. Vor einer Schlacht zumal, die auch für Bayerns Geschicke nicht ohne Belang ist.«
    »Verzeih, aber von Rebellion kann keine Rede sein«, erwiderte Puchard unverzüglich. »Denn wir sind nicht als deine Vasallen, sondern als Verbündete gekommen. Deshalb entscheiden wir selbst, wann wir kämpfen, wo wir kämpfen und, sollten uns die Umstände eine solche Wahl aufzwingen, sogar, ob wir kämpfen. Mein Herr hat mir unmißverständliche Anweisungen erteilt; befolge ich sie, muß mir um sein Wohlwollen nicht bange sein.«
    Schweigen breitete sich aus, und in die drückende Stille hinein entlud sich röchelnd Thankmars gestauter Atem. »Hau ihn nieder«, flüsterte er, wobei ihm Speichel in den Bart floß.
    Niederhauen, hallte es in Heinrich wider, niederhauen! Ihn schwindelte, die Luft vor seinen Augen schien zu sieden und die Körper der Männer zu dehnen. Verzweifelt befahl er sich, an die bevorstehende Schlacht zu denken, daran, daß sie sein Lebenswerk krönen würde und daß ihr Ausgang mutmaßlich nicht davon abhing, ob einige Hundert Bayern nun im Zentrum oder an den Flanken fochten. Zugleich bemerkte er, daß seine Hand, als gehöre sie einem anderen, den Schwertknauf zu streicheln begann. Hilfesuchend schaute er zu Otto, doch auch der, stets so besonnen, blickte wie ein Betrunkener umher.
    In

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